Robbers: Thriller (German Edition)
Ketchup und biss die Hälfte ab. »Gut, dann überfallen wir den Laden und machen uns auf dem Freeway aus dem Staub.«
Er spähte zu Eddie hinüber und verzog das Gesicht. »Du mit deinem beschissenen Chili. Schmier mir das Zeug bloß nicht in den Wagen.«
»Wo denn?«
»Scheiße, du hast es überall.«
Eddie wischte sein Kinn mit einer Serviette ab und musterte prüfend seine Hose. Ein Klecks Chili war auf sein linkes Knie gefallen. Er wischte es mit dem Finger auf und leckte ihn ab. »Aber diesmal erschießt du keinen.«
»Ich erschieße keinen. Muss ich auch nicht.«
Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage und bestellte noch mehr Ketchup. Dann deutete er mit dem Daumen in Eddies Richtung. »Du bist nämlich dran.«
»Auf keinen Fall«, sagte Eddie. »Ich halte nichts davon, Leute zu erschießen. Wir können den Verkäufer in die Toilette sperren.«
»Dann wird er uns trotzdem sehen.«
Eddie dachte darüber nach, dann schnippte er mit dem Finger. »Ich zieh mir das Shirt über den Kopf.«
»Ja, klar, du Schwachkopf«, sagte Ray Bob. »Wo bleibt mein Ketchup?«
Aber genau so machten sie es. Eine Autostunde später warteten sie im Dunkeln auf dem Randstreifen des Highways, bis ein weißer Chevy-Pick-up sich von den Zapfsäulen entfernt hatte. Dann ließ Ray Bob den Wagen langsam in die Einfahrt des Diamond Shamrock rollen. Eddie zerrte sich das T-Shirt über den Kopf, sodass er durch eine Ärmelöffnung schauen konnte. Mit dem 22er-Revolver in der Hand betrat er den Laden und fuchtelte mit der Waffe herum. »Das ist ein Überfall!«
Der Verkäufer war ein alter Mann mit gebeugtem Rücken, fast schon ein Buckliger. Er hatte blaue Beulen an den Händen und dünne graue Haare, die mit Rosenöl an seinen Schädel geklebt waren. Zu seiner Khakihose trug er ein langärmeliges Flanellhemd, obwohl es eher warm war. Eddie befahl ihm, die Kasse zu leeren. Mit sich überschlagender Stimme sprach er durch die Armöffnung des T-Shirts. Der Mann nickte einmal und fummelte mit den Kassenschlüsseln herum. Er bewegte sich langsam und vorsichtig, doch seine Hände zitterten wie im Delirium tremens. Er beugte sich noch weiter zur Kasse hinunter, wobei sein Blick ständig zwischen ihr und Eddie hin- und herhuschte.
»Lass bloß dieses Pusterohr nicht losgehen«, sagte er. »Ich bin dem Tod sowieso schon nah genug.«
Eddie schaute zu, wie sich der Opa mit den Knöpfen der Kasse abmühte. Er fühlte sich an den Bruder seiner Mutter erinnert, Onkel Wade. Dieselben blauen, geschwollenen Hände, das graue, knochige Gesicht, die Stimme, der Geruch nach Rosenöl. Und auch diese Khakihose und das langärmelige Flanellhemd, das sein Onkel wegen der Arthritis in seiner Schulter und der Kreislaufstörungen das ganze Jahr über trug.
»Sie heißen nicht zufällig Wade, oder?«, fragte Eddie. Er schob die Ärmelöffnung ein Stückchen zur Seite, um besser sehen zu können. »Wade Hebert?«
Der alte Mann hielt inne und starrte ihn an. Seine wässrigen grauen Augen füllten sich mit Tränen. »Nein, so heiße ich nicht.«
»Los, her mit dem Geld! Packen Sie’s in eine Tüte!«
Der Mann widersprach nicht. Er stopfte die Scheine in eine Plastiktüte und legte sie auf die Theke.
»Haben Sie keine Rollen?«
Der alte Mann musterte das T-Shirt über Eddies Kopf, beäugte die Ärmelöffnung und wandte seinen feuchten Blick schließlich seitwärts zu einem Backofen aus rostfreiem Stahl, der zum Warmhalten von Gebäck diente. »Tut mir leid, mein Sohn. Wir sind ausverkauft.«
Er sprach genau wie Onkel Wade und erwischte Eddie damit auf dem falschen Fuß. Er zögerte, dann folgte sein Blick dem des alten Mannes zu dem Backofen hinüber. »Herrgott! Ich spreche von Münzrollen!«
»Kein Grund, so zu schreien«, sagte der alte Mann. »Ich bin nicht taub. Die Rollen sind im Safe, aber ich kenn die Kombination nicht.«
Eddie dachte einen Moment lang nach. »Was für ein Safe?«
Der Mann schaute langsam auf den Zementboden zwischen seinen Füßen herunter. Dann sah er wieder auf zu Eddie. »Du bist ein Anfänger, mein Sohn, stimmt’s?«
Wieder wie Onkel Wade. Genau wie er. Herrgott! Eddie konnte es einfach nicht glauben.
»Weißt du, am besten drehst du dich einfach um und verschwindest.« Der alte Mann rieb sich über sein stoppliges Kinn, wobei seine knotige Hand immer noch zitterte. »Das wäre jedenfalls mein Rat. Überleg es dir einfach anders, geh raus, und erspar uns allen den Ärger.«
Eddie starrte ihn an.
»Ich würde
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