Robbers: Thriller (German Edition)
wenn du dies tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute. Römer, 12, 19-21.«
Er legte das Buch weg und dachte: Um das durchzuziehen, muss man schon ein verdammt großzügiger Hurensohn sein. Schließlich löschte er das Licht wieder und glitt in den Schlaf.
Er schlief lang, schwer und traumlos, wurde aber kurz nach Tagesanbruch vom Klingeln des Telefons geweckt. Es war Moline. »Die Typen haben wieder zugeschlagen. Na ja, vielleicht nicht alle beide. Auf jeden Fall aber der Rothaarige. In Beaumont, beim RaceTrac an der I-10, an einer Tankstelle, die ausschließlich Bargeld akzeptiert. Mindestens ein Angestellter ist tot, und diesmal gibt es einen Zeugen. Der Anruf von den Kollegen dort unten ist gerade erst gekommen. Ich dachte, du wüsstest lieber gleich Bescheid.«
Rule erklärte, da habe er verdammt recht, genau darauf hatte er gewartet. »Besorg alle Informationen, die du kriegen kannst, Moline. In einer Stunde ruf ich dich aus dem Wagen an. Ich bin schon unterwegs.«
Das war der Beginn des vierten Tages.
36
R ay Bob erreichte die Brücke, die den Pine Island Bayou überspannte. Der große Achtzylindermotor schnurrte bei Tempo hundertzwanzig. Die küstennahe Prärielandschaft hinter sich, hielt er aufs östliche Texas zu. Eine schaft hinter sich, hielt er aufs östliche Texas zu. Eine Gegend, die er kannte. Im Autoradio lief die morgendliche Talkshow von KLVI, in der ein paar Frühaufsteherclowns gekaufte Witze zum Besten gaben. Er hatte den Sender für den Fall eingeschaltet, dass sie ihr kerniges Gequatsche einmal lange genug unterbrachen, um zu berichten, was passiert war. Der Überfall.
Die Scheiße.
Während er die niedrige Brücke überquerte, sah er über den Zypressen und Tupelobäumen unten am Bayou am östlichen Himmel die Dämmerung durchbrechen. Bernsteinfarbene Streifen über einer dunkelgrünen Pergola, die mit grauen Locken von Spanischem Moos und den weißen Flecken der tief in den Bäumen sitzenden Reiher gesprenkelt war. Das Wasser im Bayou stand hoch, und die kaffeefarbene Flüssigkeit suchte sich ihren Weg über Zypressenstämme und dichtes Unterholz und breitete sich in feuchte Wälder und undurchdringliches Dickicht aus. Fetzen von dichtem Nebel trieben über der glatten Wasserfläche. Ein unheimlicher brütender Ort, an dem sich Schönheit und Tod vermählten. Die Luft auf Höhe der Straße füllte sich mit dem Geruch von fauligem Schlamm und verwesender Vegetation, die dem ansteigenden Wasser ausgesetzt war. In einem einzigen Moment nahm er alles in sich auf. Dann wurde die Straße auf beiden Seiten von Wäldern umschlossen, die hauptsächlich aus Sumpfkiefern und Terpentinkiefern bestanden.
Ray Bob dachte an die Scheiße. Schuld war nur, dass er allein arbeitete. Dann passierten solche Sachen eben.
Er drehte das Radio lauter. Die Typen im Frühprogramm rissen Witze über den Präsidenten, schlüpfrige Bemerkungen, über die sie selbst kicherten und johlten. Sie redeten laut und schnell, ganz in ihren eigenen Mist vertieft, als ob die Leute so was hören wollten, wenn sie morgens die Augen aufschlugen. Das Radio schmeißt dich aus dem Bett, und dann präsentiert es dir diese Schwachköpfe. Ray Bob zündete sich eine Zigarette an, hörte eine Weile zu und sagte: »Kommt schon, ihr hirnlosen Idioten, jetzt berichtet endlich davon!«
Er näherte sich dem Silsbee-Kountze-Dreieck, als das Programm endlich für den Nachrichtensprecher unterbrochen wurde. Der Kerl klang so aufgeregt, als wäre er selbst dabeigewesen. Er meldete einen bewaffneten Raubüberfall bei der RaceTrac an der College Street gleich beim I-10. Offenbar war eine Person tot und eine weitere verletzt. Der einzelne Räuber konnte mit einer ungenannten Summe Bargeld entkommen. Die verwundete Angestellte hatte der Polizei eine Beschreibung des Mörders gegeben, noch während man sie im Krankenwagen in die Notaufnahme des Baptist-Memorial-Hospitals brachte, wo sie an einer Schusswunde im Bein behandelt wurde.
»Im Bein!«, schrie Ray Bob. »Scheiße!«
»Meine Güte, was für eine Art, den Tag zu beginnen«, sagte der DJ, der Dan hieß. »Schrecklich, schrecklich.« Er fragte den Nachrichtensprecher, ob die Namen der Opfer bekannt wären.
Der Nachrichtenmann erklärte, dass die Namen zurückgehalten wurden, bis man die Angehörigen informiert hatte. »Wir wissen nur, dass der Tote ein männlicher Schwarzer ist und die
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