Robbers: Thriller (German Edition)
eine Sache behandelt hast. Wie deinen Besitz . Dabei ist sie ein Mensch .«
Er starrte sie an und spürte jeden Treffer bis in die Knochen. Er wartete.
»Sie konnte es nicht mehr ertragen. Deshalb ist sie gegangen. Was glaubst du, wie ich mich gefühlt hab?«
Er atmete tief durch. Sein Selbstwertgefühl wollte antworten: verletzt. Aber das war es nicht. Dieser Teil war altbekannt und vertraut. Jeder wird manchmal verletzt. Es war etwas anderes. Was? Frag schon!
»Du glaubst, du weißt alles «, knallte sie ihm um die Ohren. »Du glaubst, du kennst mich. Aber du kennst mich nicht! «
Er musste ihr zustimmen. In diesem Punkt machte er sich nichts vor, besaß keinen falschen Stolz. Er kannte sie nicht, nicht mehr. Abrupt sprang sie auf und warf sich ihren Rucksack um.
»Ich muss los.«
»Okay.«
Eine Riesenenttäuschung. Er zahlte die Rechnung, versuchte, sie zu umarmen. Sie erstarrte, ließ es zu, gerade eben , ohne ihn ihrerseits zu berühren. Körpersprache: Bring es hinter dich. Wie eine unangenehme Pflicht. Er ließ sie los, sie wandte sich ab und ging.
»Auf Wiedersehen, Katie. Es war schön, dich zu sehen. Ich ruf dich an.«
»Gut.«
Dann war sie weg. Heftig strampelnd und über den Lenker gebeugt raste sie die sonnendurchflutete Straße hinunter.
Fort.
Er stieg in den Truck und fuhr mit quietschenden Reifen los, zurück auf den MoPac Richtung Süden. Frustration, unermesslicher Schmerz. Er fühlte sich schlimmer als vorher. Was lief hier ab? Sie stand direkt vor ihm, aber er konnte sie nicht sehen. Konnte es nicht sehen.
Wollte es nicht sehen.
Schieb diesen Gedanken beiseite. Und hör trotzdem nicht auf, zu spekulieren. Sie hatte irgendwelche Sorgen, so viel war klar. Vielleicht im Studium, vielleicht Liebeskummer. Vielleicht das Wetter, was wusste er denn schon. Er wusste nur, dass er seine eigene Tochter nicht mehr kannte. Wenn er sie verlor, verlor er praktisch alles.
Er wurde alt.
Rückblende: Sie wurde ihrer Mutter äußerlich mit jedem Tag ähnlicher. Jetzt fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sie nach dem Traum zu fragen. Er hatte fragen wollen, ob möglicherweise eine Verbindung zwischen Träumen und Vorahnungen bestand. Er nahm das Handy, um ihre Nummer zu wählen, legte es aber gleich wieder beiseite. Lass sie in Ruhe.
Auf der Schnellstraße drosselte er das Tempo, ließ es auf dem Highway 290 noch ruhiger angehen und verlangsamte seine Fahrt auf dem letzten Stück noch mehr. Er hatte es nicht eilig. Allerdings brodelte es in ihm, er steckte voller Sorgen. Die Dinge entglitten ihm, ohne dass er sie überhaupt zu Gesicht bekam. Unvollkommene Vergangenheit, verkrampfte Zukunft. Melancholie.
Dieses Vater-Tochter-Zeug, Gott, das war hart. Zu hart.
Als er von der Asphaltstraße in den langen Bogen seiner Einfahrt bog, drehte er sich um und stellte fest, dass der grüne Abschleppwagen, der ihm gefolgt war, auf dem Grasstreifen am Straßenrand parkte. Lomax hatte ihn in die Stadt und wieder hinaus verfolgt. Wo er jetzt parkte, hatte er schon seit der vorletzten Nacht gewartet. Am Straßenrand, neben üppigem Wacholder, der Rules Grundstück abschirmte. Auf dem Weg hinaus war Rule an ihm vorbeigefahren, ohne auch nur zu nicken. Der Kerl hatte den Verstand verloren. Wenn er in seinem Truck wohnen wollte, dann sollte er es tun. Kein Gesetz hatte etwas dagegen, jedenfalls keines, dessen Durchsetzung der Mühe wert gewesen wäre. Solange er das Grundstück nicht betrat.
Er fuhr vor bis zum Haus und parkte neben dem blauen Buick Regal. Dana wartete auf den Stufen der Veranda. Sie redeten kein Wort miteinander, doch er nahm sie mit hinein, und dann schafften sie es nicht einmal bis ins Schlafzimmer. Sie taten es gleich auf dem Fußboden des Wohnzimmers, ohne ein Wort zu sprechen. Sie biss, kratzte und beschimpfte ihn, und als er kam, dachte er, seine Eier würden explodieren. Eine Stunde später begannen sie von vorn, diesmal im Bett, und anschließend warf er sie aus dem Haus. Sie verschwand jammernd, aber sie verschwand. Dann duschte er und machte mit Lefty noch einen Spaziergang durchs Gelände. In der Abenddämmerung kehrte er zurück, aß eine Dose Farmerbohnen und fiel erschöpft ins Bett. Kaum hatte er das Licht ausgeschaltet, musste er an Katie denken. Er knipste die Lampe wieder an, griff nach dem Zitatenbuch, öffnete es am richtigen Tag und las:
»Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn also dein Feind hungert, speise ihn, wenn er dürstet, tränke ihn. Denn
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