Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

Titel: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
unterzutauchen. Dazu brauchte man noch nicht einmal ein Gespenst zu sein.
    In Tobbis Kopf schwirrte eine Idee herum.
    »Hast du ein Stück weiße Wandtafelkreide?«, fragte er Robbi.
    »Weiße Wandtafelkreide?«, wiederholte Robbi verständnislos. Er öffnete aber trotzdem sofort sein oberes, linkes Fach, klaubte ein Stückchen Kreide heraus und reichte es Tobbi. »Wozu brauchst du sie?«, erkundigte er sich gespannt.
    »Dazu!« Tobbi bückte sich und malte einen Kreidepfeil auf den Steinfußboden. Er zeigte mit der Spitze in Richtung Wendeltreppe und oben drüber schrieb er noch: »Zur Waffenkammer«. »Das mache ich von jetzt ab an jeder Ecke«, erklärte er, »dann wissen wir wenigstens, woher wir gekommen und wohin wir gegangen sind und können uns nicht so leicht verirren.«
    »Famoser Einfall!«, sagte Robbi anerkennend.
    »Du hast einen hellen Erfinderkopf«, lobte Polly MacMouse ihn und fügte verschämt hinzu: »Die Idee hätte von mir sein können ...«
     
    Mitternacht war längst vorüber. Die drei Freunde marschierten immer noch unverdrossen durch das Gängegewirr von Plumpudding Castle.
    Robbi leuchtete in dunkle Winkel, alte Schränke, rußige Kamine, in Zimmer, Säle und Kammern hinein. Und wenn er etwas ganz genau untersuchen wollte, nahm er sein grünes Röntgenauge zu Hilfe.
    Tobbi malte unermüdlich Kreuze und Pfeile. Die Kreuze zeigten an, welche Räume sie bereits untersucht hatten. Die Pfeile zeigten geradeaus, links oder rechts herum, je nachdem, welche Richtung sie einschlugen.
    Polly MacMouse fand das Unternehmen ungeheuer spannend und aufregend. Sie gab unentwegt gute Ratschläge und zwischendurch knabberte sie Backobst. So vergnügt war sie schon lange nicht mehr gewesen; denn außer Ghosty waren Robbi und Tobbi die einzigen wirklich interessanten Leute, die sie bisher kennen gelernt hatte. Ab und zu ließ sich Polly von Tobbis Schulter auf den Fußboden setzen, um sich die Beine zu vertreten und selber ein wenig herumzuschnüffeln. Plumpudding Castle war so groß und so weitläufig, dass eine Maus, selbst wenn sie dort wohnte, unmöglich alle Räumlichkeiten kennen konnte.
    Da gab es zum Beispiel den »Spinnweb-Saal«. Er enthielt nicht ein einziges Möbelstück und war trotzdem bis in den letzten Winkel ausgefüllt, denn er hing voller Spinnweben. Es waren keine gewöhnlichen Spinnennetze, wie man sie jeden Tag und überall zu sehen bekommt, sondern kunstvoll geflochtene Netze aus den allerfeinsten Fäden. In der Mitte hing ein riesiges Spinnennetz, so groß, dass es vom Fußboden bis an die hohe Saaldecke reichte. Die Haltefäden, die das ganze Gebilde tragen mussten, waren wie Mädchenzöpfe aus drei einzelnen Fäden zusammengeflochten. Rechts und links von diesem Riesennetz waren viele kleine Spinnennetze aneinander gereiht, sodass sie in sechs Reihen übereinander wie Girlanden durch den Raum hingen. Aber das Sonderbarste: Nicht eine einzige Spinne war zu sehen. Es schien, als hätten die Spinnen vor vielen Jahren hier einmal eine »Spinnennetz-Ausstellung« abgehalten und wären dann ausgewandert.
    Tobbi, Robbi und auch Polly MacMouse waren sich darin einig, dass sie noch niemals eine so kunstvolle Spinnenarbeit gesehen hatten. In dem hellen Schein von Robbis Lichtfinger schimmerten die hauchdünnen Fäden wie gläsernes Feenhaar und an den Knotenpunkten, wo sich zwei oder mehr Fäden kreuzten, glitzerten sie in allen Regenbogenfarben.
    Ein wenig später entdeckten sie die »Ritter-Trinkstube«. Polly MacMouse hatte sie schon einmal gesehen. Dreizehn schwere, hochlehnige Stühle standen um einen riesigen, runden Eichentisch herum. Auf der Tischplatte, vor jedem Stuhl, stand ein lederner Becher, etwa so groß wie ein kleiner Wassereimer.
    Doch das war noch nicht das Merkwürdigste. Viel merkwürdiger war: Oben, unter der Zimmerdecke, hing ein großes hölzernes Fass. Es war mit drei kräftigen Eisenketten an einem schweren Haken aufgehängt. Vom Boden des Fasses hing wiederum ein dünner Lederschlauch bis auf den Tisch herab, wo er wie ein Gartenschlauch zusammengerollt war. Die Öffnung war mit einem Holzpfropfen zugestöpselt.
    »Komischer Apparat«, brummte Robbi.
    »Ghosty hat mir erzählt, dass die Ritter früher hier ihre Geburtstagsfeste gefeiert und jeden Freitag noch ein Trinkgelage abgehalten haben«, gab Polly ihren Freunden Auskunft. »Das Fass, das ihr dort oben seht, wurde bis zum Rand mit Wein gefüllt. Und wenn die Ritter ihre Becher leer getrunken hatten, brauchten

Weitere Kostenlose Bücher