Robbins, Harold - Träume
Männermagazinen inzwischen hatte. Praktisch gab es in jedem Land und in jeder Sprache wenigstens eine derartige Publikation; und wir entdeckten sehr bald, daß Artikel, die natürlich für den Markt des jeweiligen Magazins gedacht waren, durch die Übersetzung ganz eigentümlich an Reiz gewannen. Wir nahmen auch manches über Themen auf, die wir in Macho, der dortigen Konzeption entsprechend, nicht brachten: Lifestyle Digest befaßte sich ausgiebig mit dem, was für den Normalverbraucher unerfüllbarer Wunschtraum bleiben mußte - superteure Autos, Stereoanlagen von reinem Luxuscharakter, extravagante Urlaubsreisen mit Snob-Appeal. Snob-Appeal war überhaupt das Stichwort. Im übrigen war es kinderleicht, an solche Artikel ranzukommen. Die
Spezialmagazine stellten sie uns nahezu kostenlos zu Verfügung. Außerdem gab es dann noch einen Briefkasten für sexuelle und andere Nöte, Ratgeber und Tipspalten, die alles behandelten, von der Geburtenkontrolle bis zum vorzeitigen Samenerguß. Einhundertundfünfzig Seiten für ganze
fünfundsiebzig Cent. Der Slogan war einfach: Lifestyle Digest. Ein Magazin für Menschen, die das Leben genießen. Das erste Titelblatt zeigte auf hellem, kreisförmigem Untergrund die
Silhouetten eines Mannes und einer Frau, deren Lippen einander sacht berührten.
An dem Tag, an dem die erste Nummer erschien, fuhr Eileen schon früh nach Hause, während ich noch bleiben mußte, um Schecks zu unterzeichnen und Papiere durchzusehen. Mein Büro befand sich jetzt in unserer ehemaligen Wohnung, die völlig umgemodelt worden war. Im früheren Schlafzimmer hatte ich jetzt mein Privatbüro, mit kostbarer Holztäfelung und luxuriöser weißer Ledergarnitur. Das einstige Wohnzimmer war durch eine vom Fußboden bis zur Decke reichende Glaswand in zwei Hälften unterteilt. Die vordere, bei der Eingangstür, bildete das Büro für die Sekretärinnen; die hintere wurde als Konferenzraum benutzt, mit rundem Tisch, Sesseln und Vorhängen, die während einer Sitzung bequem zugezogen werden konnten. Die Küche lag hinter einer Art Schiebewand verborgen, und für die gewünschte Temperatur in sämtlichen Räumen sorgte eine zentral gesteuerte Anlage.
Ich war im Begriff, einen Schreibkrampf zu bekommen, als eine der Bobbsey-Zwillinge mit dem letzten Stoß Schecks eintrat.
»Nur noch dieser Rest, Mr. Brendan«, sagte sie.
»Danke, Dana.«
Sie lächelte. »Ich bin Shana.«
Die Zwillinge arbeiteten seit einem halben Jahr bei mir. Kaum war Paul Gitlin dahinter gekommen, daß die Mädchen für das Centerfold posiert hatten, rief er mich auch schon an:
»Wehe Ihnen, Sie drucken auch nur ein Wort darüber, um wen es sich bei den Zwillingen handelt! Ich meine, daß es ehemalige Mitarbeiter von mir sind.«
»Haben Sie gesagt, ehemalige?« fragte ich. »Ganz recht, das habe ich!«
Ich legte auf und rief Bobby zu mir. Am nächsten Tag meldeten sich die Zwillinge bei mir im Büro. Inzwischen war, wie gesagt, ein halbes Jahr vergangen, doch auseinanderhalten konnte ich sie immer noch nicht.
»Das müssen wir ändern«, erklärte ich jetzt. »Tragen Sie in Zukunft eine Nadel mit dem Anfangsbuchstaben Ihres Vornamens.«
»Ja, Mr. Brendan«, erwiderte sie und ging hinaus.
Ich wußte, daß sie sich nicht danach richten würden. Schließlich war es nicht das erste Mal, daß ich die Zwillinge darum bat. Es machte ihnen ganz einfach einen Heidenspaß, mich an der Nase herumzuführen. Manchmal wurde mir das wirklich zuviel, und am liebsten hätte ich sie gefeuert, aber sie waren einfach zu gut. Und zu schön. Blond, blauäugig, und das sozusagen in doppelter, absolut identischer Ausführung - gar kein Zweifel: Sie standen dem Büro verdammt gut zu Gesicht.
Ich unterschrieb den letzten Scheck und drückte auf den Summer.
Sie trat wieder ein. Ich schob ihr die Schecks zu. »Die können Sie zur Buchhaltung zurückschicken, Shana.«
Sie nahm die Schecks, lächelte. »Ich bin Dana.«
Es war zwecklos. Sie hatten mich wieder aufs Kreuz gelegt. »Wenn ihr beiden morgens aufwacht - wie wißt ihr eigentlich, welche nun welche ist?« fragte ich sarkastisch.
»Das ist weiter kein Problem, Mr. Brendan«, erklärte sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich schlafe auf der linken Seite des Bettes.«
»Und was passiert, wenn Sie mal auf der rechten Seite schlafen?«
»Dann bin ich an dem Tag Shana«, erwiderte sie ernst.
So irrsinnig es auch klingen mochte, es war das erste, was für mich bei dieser Sache
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