Robbins, Harold - Träume
du vorhast, kosten wahrscheinlich schon über eine Million. Demnach solltest du ihnen nicht mehr als drei Millionen bieten.«
»Darauf dürften die kaum eingehen.«
»Dann würde ich verzichten.«
»Mit zunehmendem Alter wirst du ja richtig konservativ.«
»Du bezahlst mich ja nicht dafür, va banque zu spielen. Mit deinem Geld zu spekulieren ist dein Privileg, nicht meins. Ich kann nur eines tun - deine Fragen in aller Aufrichtigkeit beantworten.«
»He, nun sei bloß nicht so empfindlich«, sagte ich. »Das weiß ich doch.«
Sie schwieg.
»Hast du Lonergan heute morgen schon gesehen?«
»Wenige Minuten bevor du kamst, ist er fort.«
»Weißt du auch, wohin?«
»Nein. Aber ich sah, wie er zusammen mit Julio in ein Auto stieg.«
Verdrossen starrte ich auf meinen Kaffee. Verita bemerkte meinen Gesichtsausdruck und rief dem Kellner zu: »Café americano por el señor.«
»Weißt du«, sagte sie zu mir, »ich habe das Gefühl, daß Lonergan anfängt, mich ganz sympathisch zu finden.«
»Wie kommst du darauf?«
»Nun, er setzte sich doch wahrhaftig auf eine Tasse Kaffee zu mir. Dann erkundigte er sich nach meiner Meinung über das Hotel, und ich sagte sie ihm.«
»Äußerte er sich dazu?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du kennst ihn ja. Er sagt nichts. Er saß nur da und nickte. Ich hatte das Gefühl, daß er mir zustimmte. Und als er dann ging, lächelte er sogar und wünschte mir einen angenehmen Flug.« Der Kellner kam mit einer Kanne voll heißem Wasser und einer Dose amerikanischem Instant-Kaffee. Ich machte mir eine Tasse und probierte. Schmeckte nicht gerade ideal, aber doch ein Ende besser.
»Was wirst du tun?« fragte sie.
»Weiß ich noch nicht.« In meinen Taschen suchte ich nach Zigaretten. Verita hielt mir ein Päckchen hin. »Hat Lonergan nicht zufällig ein Wort darüber fallenlassen, wo er hinwollte?« fragte ich.
Sie gab mir Feuer. »Nein.«
Mir fiel ein, was Dieter am Tag zuvor gesagt hatte: daß Lonergan der einzige sei, der Julio dazu bringen könne, auf den Flugplatz zu verzichten. Unwillkürlich fragte ich mich, worüber die beiden Männer jetzt wohl sprechen mochten.
»Hattest du Gelegenheit, dich mit Julio zu unterhalten, Verita?«
»Nicht richtig. Aber ich weiß, daß er - wie soll ich sagen? -direkt aufgeregt ist bei dem Gedanken, daß du das Hotel übernimmst. Er ist sicher, daß du viel Erfolg damit haben wirst.«
Ich lachte. »Natürlich, natürlich. Sag mal, stimmt es, daß er hier unten viel Familie hat?«
»Es verdad.« Sie nickte. »Irgendwie ist er wohl mit allen verwandt. Und alle profitieren durch das Hotel, denn entweder arbeiten sie hier oder sie liefern Lebensmittel. Sie sind alle Bauern, weißt du. Das Hotel kauft alles, was sie anbauen.«
»Bist du gleichfalls mit ihnen verwandt?«
»Nein. Jedenfalls nicht blutsverwandt. Sie sind alle campesinos. Julio ist ein angeheirateter Verwandter. Mein Vater war Dozent an der Universität in Mexiko City. Julio lernte ich erst kennen, als wir nach Los Angeles zogen.«
Murtagh kam herein. Er entdeckte uns sofort und kam zu unserem Tisch. »Wie geht’s denn, wie läuft’s?« fragte er in seiner herzlichen Vertretermanier.
»Gut«, erwiderte ich.
»Bekommen Sie alle Informationen, die Sie wünschen?«
»Ja.«
»Nun, falls Sie noch irgend etwas brauchen sollten, so lassen Sie mich’s wissen. Ich kümmere mich dann sofort darum.«
»Ich glaube, ich bin da soweit eingedeckt«, erklärte ich. »Wann, meinen Sie, könnten Sie für ein Meeting mit den Halsbachs bereit sein?«
»Das werde ich Sie heute abend wissen lassen.« Bevor ich irgend etwas unternahm, wollte ich über die Zusammenkunft zwischen Lonergan und Julio im Bilde sein.
»Gut«, sagte er. »Dieter ist weggefahren, wird aber nur den Tag über fort sein. Ich soll Ihnen ausrichten, daß er Ihnen heute abend zur Verfügung stehen wird.«
Ich war neugierig. »Wo ist er denn hin?«
»Er erwähnte so nebenbei, daß er zur Klause wollte. Da er begeisterter Amateurfotograf ist, möchte er wohl gern einmal bei den Profis zusehen.«
Er verließ die Cafeteria, und als ich mich wieder Verita zuwandte, sah ich, daß sie lächelte. Ich wußte, was sie dachte. Zwei Tage lang hatte Bobby hier beim Hotel geschossen, und Dieter war kein einziges Mal versucht gewesen, auch nur durchs Fenster zu schauen. »King Dong kommt wieder mal ganz groß an«, sagte ich.
Sie lachte und stand auf. »Wenn ich die Maschine erreichen will, muß ich nach oben, um mit dem Packen fertig
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