Robbins, Harold - Träume
einen Sinn ergab: Die beiden waren einfach beliebig austauschbar.
Ich ließ das Thema fallen. »Haben wir soweit alles aufgearbeitet?«
»Ja, Mr. Brendan.«
»Dann bringen Sie mir einen Whisky mit Eis. Und fragen Sie mal bei Bobby, ob er mich zum Hotel mitnehmen kann.« Sie holte mir den Drink von der Hausbar und ging hinaus. Ich trank ein oder zwei kleine Schlucke. Das Telefon klingelte, ich hob ab.
»Mr. Ronzi auf der ersten Leitung«, meldete sie.
Ich drückte auf den Knopf. »Ja?«
»Ich will Ihnen nur sagen, daß die ersten Berichte echt gut klingen«, erklärte er. »Die Händler haben Lifestyle direkt neben Reader ’s Digest placiert.«
»Nicht übel«, erwiderte ich.
»Ende der Woche werden wir ein genaueres Bild haben. Aber ich werde Sie auch zwischendurch auf dem laufenden halten.«
»Gut.« Ich drückte auf einen anderen Knopf und wählte Veritas Nummer. »Wieviel haben wir in diese Ausgabe des Digest gesteckt?« fragte ich.
»Fünfundfünfzigtausend. Um klarzukommen, müssen wir hundertundsiebzigtausend Stück verkaufen.«
»Das schaffen wir«, sagte ich. »Hast du Zeit für einen Drink?«
»Leider nicht. Trotzdem vielen Dank. Ich muß mich beeilen. Ich habe eine Verabredung.«
»Wieder mit dem Richter?«
»Ja.«
»Ich finde ihn sehr sympathisch. Grüß ihn schön von mir.«
Ich legte auf, trank wieder einen Schluck. Jetzt, wo ich mein eigenes Büro hatte, war doch so manches anders als früher. Irgendwie fühlte ich mich isoliert. Die Leute kamen nicht mehr einfach reingestürmt, sie ließen sich einen Termin geben.
Wieder das Telefon: Bobby würde mich in zehn Minuten abholen. Okay. Aber das Herumsitzen in meinem Büro begann mich nervös zu machen. Also ließ ich meinen Drink stehen und ging nach unten in den Laden.
Es waren nur noch wenige Leute da. Ich sah Jack, der gerade mit einem der Buchhalter sprach. Als ich näherkam, richtete er sich auf. »Guten Abend, Mr. Brendan.«
»Wie läuft’s denn, Jack?« fragte ich.
»Ganz ausgezeichnet, Mr. Brendan. Vorigen Monat hatten wir einen Umsatz von siebzigtausend, Reingewinn fünfzigtausend.«
»Das ist großartig. Gute Arbeit, Jack.«
»Danke, Mr. Brendan.« Er sah mich an, schien zu zögern. Dann fragte er: »Ob Sie wohl mal die Zeit erübrigen könnten, zu uns herüberzukommen und sich den Betrieb anzusehen?«
»Natürlich. Lassen Sie mir nur ein paar Tage Zeit, bis ich den Start des neuen Magazins einigermaßen hinter mir habe.« Von der Straße her kam eine Autohupe. »Das ist für mich«, sagte ich. »Ich muß lossprinten.«
»Ich verstehe. Viel Glück mit dem Digest.«
Schon an der Tür, blieb ich plötzlich wieder stehen und drehte mich noch einmal zu ihm um. Jetzt wußte ich, was mir gefehlt hatte. Er war an diesem Tag der erste, der mir mit dem Magazin Glück wünschte. Von den anderen schien kein einziger auch nur einen Gedanken daran verschwendet zu haben. »Danke, Jack«, sagte ich. »Mal sehen - vielleicht kann ich’s schon morgen einrichten, mich bei Ihnen sehen zu lassen.« Dann war ich draußen, stieg in den Rolls. Bobby lenkte das Auto in den Verkehrsstrom. »Hast du eine Zigarette?« fragte ich.
»Im Handschuhfach«, erwiderte er.
Ich steckte mir eine Zigarette an und schaute zum Fenster raus. Er musterte mich kurz. »Irgend was nicht in Ordnung?«
»Wieso? Ich meine, weshalb fragst du?«
»Siehst mir ganz schön down aus.«
»Müde bin ich. Richtig geschafft. Weiter wohl nichts.«
»Na, daß du fertig bist, glaub ich dir gern. Du hast einfach zuviel um die Ohren.«
»Komm ich dir irgendwie verändert vor?«
»Nein«, sagte er hastig. Und korrigierte sich dann: »Doch.«
»Auf welche Weise?«
»Du wirkst irgendwie unnahbar.« Er schien nach passenden Worten zu suchen. »Weit weg. Distanziert. Abgesondert.«
»Ich fühle mich genauso wie früher. Ich habe mich nicht verändert.«
»Doch, hast du. Oder eher wohl: Es hat dich verändert. Und es mußte wohl so kommen, ganz allmählich. Ich glaube, zum ersten Mal habe ich das in der Nacht bemerkt, wo Eileen auf dich so wütend wurde. Plötzlich erinnertest du mich an meinen Vater. Du hattest alle Macht. Als wir anfingen, war das anders. Damals arbeiteten wir alle zusammen. Jetzt arbeiten wir alle für dich. Das ist der Unterschied.«
»Aber, Bobby, ich liebe dich genau wie früher.«
»Und ich liebe dich. Doch mein Vater hat mir das erklärt. Jeder Mensch muß seinem eigenen Weg folgen, und wir entwickeln uns alle verschieden - das ist das Ganze.«
Er
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