Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
gut, jetzt ist es gut«, sagte ich beschwichtigend. »Du bist in Sicherheit. Du bist hier bei mir.«
    Ihre Finger umklammerten meine Hand noch fester. »Ich halluziniere doch nicht, Gareth, nicht wahr?«
    »Nein. Aber wie hat er herausgefunden, daß wir uns gesehen haben? Von mir hat er doch nichts erfahren.«
    »Ich habe es ihm gesagt. Wir müssen die Wahrheit sagen. Immer. Das ist die erste Regel. Er wurde wütend und erklärte, was ich da sagte, sei gar nicht die Wahrheit, sondern eine Lüge. Du seiest überhaupt nicht hier. Ich müsse also halluzinieren.« Sie begann wieder zu zittern. »Du läßt doch nicht zu, daß sie mich zurückholen, nicht wahr?«
    »Keine Sorge. Du bleibst bei mir. Und kommst mit mir nach Hause.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Das verspreche ich dir.«
    Eileen kam mit einem Handtuch und einer Schüssel voll warmem Wasser. Sorgsam begann sie, Denise das Gesicht zu säubern.
    »Eileen?« sagte Denise.
    »Ja, Liebes?«
    »Bist du das auch wirklich?«
    »Ja, Liebes.«
    Denise hob die Hand, strich Eileen über die Wange. »Ich habe dich immer geliebt. Weißt du das?«
    Eileens Stimme war so behutsam wie ihre Hände. »Ich weiß es. Und wir haben dich geliebt.«
    »Ich hatte solche Angst«, flüsterte Denise. »Die ganze Nacht bin ich im Wald gelaufen. Und da waren Tiere.«
    »Du bist jetzt in Sicherheit. Versuche, nicht mehr daran zu denken.«
    Wie im Krampf spannte Denise plötzlich ihren ganzen Körper. »Laßt nicht zu, daß sie mich zurückholen! Bitte!«
    Eileen drückte sie an sich. »Keine Angst, Kleines. Ich verspreche es dir.«
    Marissa erschien in der Türöffnung. »Der Arzt wird in wenigen Minuten hier sein.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Im Schrank sind Hemden und Jeans, nimm dir nur«, rief Eileen über die Schulter.
    Marissa zog sich an, kam dann zu uns zurück. »Kann ich irgend etwas tun?«
    »Wer ist das?« fragte Denise ängstlich.
    »Marissa«, erwiderte ich. »Sie ist unsere Freundin.«
    »Ich möchte sie berühren«, sagte Denise und streckte ihre Hand aus.
    Marissa nahm die Hand, und Denise verharrte so für einen langen Augenblick. Dann ließ sie los, mit einem leisen Seufzen, das wie ein Aufatmen war. »Sie ist ein guter Mensch«, flüsterte sie. »Ihre Aura ist erfüllt von Liebe.«
    »Hilf mir, sie auszuziehen«, sagte Eileen zu Marissa. Sie beugten sich über Denise, zogen ihr vorsichtig das zerfetzte Hemd und die zerrissenen Hosen aus. Dann begannen sie, den zerkratzten und zerschürften Körper zu säubern.
    »Die Wachen!« rief Denise plötzlich. »Sie haben Bruder Jonathan von uns erzählt. Sie haben doch gesehen, wie wir aus dem Dorf gerannt sind.«
    »Aber weshalb sollten sie das tun? Sie haben mit der Klause doch nichts weiter zu schaffen.«
    »O doch!« rief Denise heftig. »Jeden Tag kommen sie mit einem Lastwagen und transportieren rund zwanzig Leute zur Arbeit auf Carillos Besitz.«
    »Da seh ich keinen Sinn dahinter«, sagte ich.
    Doch sie war bereits auf einer anderen Fährte. »Deshalb hat er mir auch, als ich zu ihm kam, sofort gesagt, ich hätte dich gar nicht gesehen. Das sei nur eine Halluzination. Ja, das war noch, bevor ich ihm die Wahrheit sagte.« Sie setzte sich plötzlich auf. »Ihr dürft nicht zulassen, daß sie mich zurückholen! Ganz gleich, was sie zu euch sagen.«
    »Keine Angst, Denise, ich werde es nicht zulassen«, versicherte ich.
    »Tagelang werden sie mich in der Umwandlung behalten.« Ihre Stimme hob sich zum Schrei. »Ich verliere den Verstand, wenn sie das tun. Ich halte es nicht länger aus!«
    Es klingelte an der Tür. Mit einem Satz war Denise aus dem Bett. Sie wollte durch das Fenster springen, doch ich hielt sie zurück. Wie besessen wehrte sie sich gegen mich. »Ich geh nicht mit denen!« schrie sie. »Ich will nicht mehr zur Klause!«
    Über die Schulter warf ich einen Blick auf den Arzt, einen kleinen Mann mit gepflegtem Schnurrbart und der üblichen schwarzen Tasche. »Niemand ist gekommen, um dich zu holen«, sagte ich beschwichtigend. »Es ist nur der Doktor.«
    Sie hörte auf, sich zu wehren. Ich führte sie zum Bett, und sie hockte sich darauf und hüllte sich in die Wolldecke. Der Arzt schob eine Hand unter ihr Kinn und blickte ihr in die Augen. Dann sagte er zu Marissa etwas auf spanisch.
    »Der Doktor möchte, daß du dich hinlegst«, erklärte Marissa.
    Denise sah mich an. Ich nickte. Sie streckte sich auf dem Bett aus.
    Der Arzt schlug die Wolldecke zurück, betrachtete den zerschundenen Körper. Wieder sagte er

Weitere Kostenlose Bücher