Robbins, Harold - Träume
dabei: Du mußt garantieren, daß du eine Million Dollar in notwendig gewordene Umbauten steckst, was du ja ohnehin tun müßtest.«
Ich kalkulierte blitzschnell. Pacht-, Personal- und sonstige Kosten, dazu die Amortisation der in die Umbauten zu steckenden Summe: Das machte, alles in allem, erst einmal achthunderttausend pro Jahr.
Lonergan hatte offenbar recht präzise mitkalkuliert. »Bei fünfunddreißig bis vierzig Prozent Nutzung der Bettenkapazität wärst du wohl aus dem Schneider.«
»Trotzdem noch eine harte Nuß.«
»Allerdings.«
»Muß ich mir durch den Kopf gehen lassen. Ich frage mich nur, wieso die zu einem solchen Handel bereit sind?«
»Sie hatten einen akuten Anfall von realistischer Einschätzung. Und keine anderen Interessenten.«
Ich hakte nach. »Was ist mit Señor Carillo?«
Er musterte mich scharf. »Du weißt von ihm?«
»Nur was ich in den Zeitungen gelesen habe.«
»Wir waren heute nachmittag bei ihm. Er garantierte uns die amtliche Zustimmung zu dem Handel.«
»Soviel Macht besitzt er?«
»Es gehört ihm ja praktisch alles in diesem Staat.«
»Wo sind die Indios?« fragte ich.
Lonergan war irritiert. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Nichts weiter.« Ich lachte. »Wann wollen sie die Antwort haben?«
»So bald wie möglich.«
»Laß mich erst mal drüber schlafen. Bevor ich morgen ins Flugzeug steige, gebe ich dir die Antwort.«
»Okay.« Er nippte wieder an seinem Martini.
»Eins hast du mir noch nicht gesagt, Onkel John.«
»Und das wäre?«
»Wie du darüber denkst? Hältst du’s für ein gutes Geschäft?«
»Ich glaube schon. Ein Risiko bleibt natürlich, und du mußt selbst entscheiden, ob du’s wagen willst. Es ist ja dein Geld.«
»Deins auch. Du bist mein Partner.«
»Bisher bin ich bei dir nicht schlecht gefahren. Welche Entscheidung du jetzt auch triffst, mir ist jede recht.« Er begleitete mich zur Tür. »Einen Verlust werde ich weder so noch so zu verbuchen brauchen.«
»Wie meinst du das?«
Er lächelte. »Immerhin«, sagte er, »habe ich’s geschafft, barfuß in der Brandung zu waten.«
Eileen hatte das schwarze Kleid gewählt, und als sie mich einließ, strahlte sie. »Was war mit Onkel John?«
»Wenn ich will, kann ich einen Handel abschließen«, sagte ich.
»Und? Wirst du’s tun?«
»Weiß ich noch nicht.«
Ihr Gesicht wurde ernst. »Tu’s nicht. Ich habe bei der ganzen Sache so ein ungutes Gefühl.«
»Du könntest recht haben. Aber falls der Laden läuft, könnte das einen Haufen Geld einbringen.«
»Du brauchst das Geld doch nicht, Gareth.«
»Das Geld nicht, nein. Aber die Spekulation macht Spaß.«
»Es wird kein Spaß mehr für dich sein, wenn du dabei verlierst.«
»Ich kann’s mir ja leisten.«
Ihre Augen verdunkelten sich. »Vielleicht, wenn du nur verlierst, was du hier reinsteckst. Aber das meine ich nicht.«
»Was meinst du dann?«
»Das weiß ich eben nicht.«
Der Butler brachte die Hors d’œuvres, winzige Enchiladas, wunderbar dünne Tortillas mit Rindfleisch und Chili als Füllung, außerdem Crackers und Avocado-Tunke. Für mich machte er einen Whisky mit Eis, für Eileen eine Margarita. Mit zufriedener Geste deutete er auf den Eßtisch. Offenbar suchte er unsere Anerkennung.
Er hatte sie sich verdient. Der Tisch war wunderschön gedeckt, für drei Personen. Nichts fehlte, nicht das prachtvolle Leinen, nicht die Kerzen, nicht das Kristall, auch nicht der Dom Perignon im Sektkühler. »Muy hermosa«, sagte ich in meinem sehr beschränkten Spanisch.
Er lächelte und machte eine Verbeugung. Mein Lob behagte ihm augenscheinlich. »Muchasgracias, señor.«
Es klopfte, und er ging, um zu öffnen. Marissa trug dasselbe weiße Kleid, das sie am ersten Abend angehabt hatte.
»Du siehst einfach hinreißend aus«, sagte Eileen.
Marissa lächelte sehr zufrieden. »Du aber auch«, versicherte sie.
Ohne erst zu fragen, brachte ihr der Butler eine Margarita.
Ich erhob mein Glas. »Aufs Glücklichsein.«
Wir tranken.
»Eins fehlt hier«, sagte Eileen. »Und das ist Musik. Falls du das Hotel übernimmst, mußt du unbedingt dafür sorgen, daß man in jedem Raum Musik empfangen kann.«
»Es gibt ja Musik«, erklärte Marissa. »Ich habe wohl vergessen, das zu zeigen.« Sie ging zur Bar und drückte an der Wand daneben auf einen Knopf. Sofort erklang mexikanische Musik. »Aber wir haben auch amerikanische Musik«, fügte sie hinzu und drückte wieder auf den Knopf. Jetzt hörten wir eine unverwechselbare
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