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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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etwas, wieder dolmetschte Marissa. »Sie braucht eine Spritze gegen Infektion, hat er gesagt, und er wird uns eine Salbe für ihre Wunden geben. Er sagt auch, sie braucht unbedingt Ruhe, weil sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht.«
    »Ich will keine Spritze!« rief Denise. »Wenn ich schlafe, holen die mich fort!«
    »Niemand holt dich fort«, sagte ich. »Ich werde dich keine einzige Minute allein lassen.«
    Sie blickte zu Eileen. »Und du? Bleibst du auch?«
    Eileen nickte. »Ja, Kleines. Ich bleibe auch.«
    »Ich will nicht wieder in die Klause!«
    »Wir fliegen zusammen nach Los Angeles zurück, Denise«, sagte ich.
    Sie sah den Arzt an. »Okay.«
    »Leg dich auf den Bauch«, dolmetschte Marissa seine Anweisungen.
    Denise bekam in jede Hinterbacke eine Spritze. Dann nahm der Arzt aus seiner kleinen schwarzen Tasche eine Tube mit Salbe. Als er mit der Versorgung der Wunden fertig war, schlief Denise schon fest.
    »Der Doktor sagt, sie wird sechs bis acht Stunden schlafen. Er sagt, sie braucht Ruhe, und wir sollen sie nicht aufwecken«, erklärte Marissa. »Er meint auch, daß es bei ihr da eine schlimme Reaktion auf Meskalin zu geben scheint und daß sie womöglich an einer toxischen Psychose leidet. Vielleicht wird sie noch eine Spezialbehandlung brauchen, weil die Droge in manchen ihrer Formen ins, wie er es nennt, System eindringt und noch lange nach Entzug ihre Nachwirkungen haben kann.«
    »Sage dem Doktor, ich werde dafür sorgen, daß man alles Notwendige für sie tut«, bat ich sie.
    Sie nickte, sprach mit ihm, übersetzte dann wieder für mich: »Er sagt, er will morgen mittag kommen, um nach ihr zu sehen.«
    »Vielen Dank. Muchas gracias«, sagte ich zu dem Arzt. Er machte eine knappe Verbeugung und ging hinaus. Marissa begleitete ihn zur Eingangstür und kam dann ins Schlafzimmer zurück.
    Eileen stand über Denise gebeugt. Sie strich die Decke glatt und knipste das Licht beim Bett aus. Wir gingen ins andere Zimmer. »Der Arzt erzählte mir, daß es in der Klause schon mehrere solcher Fälle gegeben hat«, sagte Marissa. »Zweimal mußte er Patienten in ein Krankenhaus einweisen.«
    »Und welche Erklärung hat er?«
    »Er meint, dort gebe es wohl keinen, der nicht irgendwelche Drogen nehme. Und manche verlieren dann offenbar völlig die Kontrolle und nehmen zuviel.«
    Möglich, dachte ich. Allerdings mochte es auch eine andere Erklärung geben: daß ihnen die Überdosen ohne ihr Wissen verabfolgt wurden. Der junge Mann hatte mir erzählt, die tägliche Pro-Kopf-Zuteilung seien vier Joints. »Kann man um diese Zeit wohl noch eine Tasse Kaffee bekommen?« fragte ich.
    Marissa lächelte. »Nichts leichter als das. In der Küche ist amerikanischer Instant-Kaffee. Ich werde Wasser aufsetzen.«
    Eileen wartete, bis sie den Raum verlassen hatte. »Was hältst du von der ganzen Geschichte?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich meine, ich habe nicht die leiseste Idee, was in der Klause eigentlich gespielt wird. Aber du kannst sicher sein, daß ich mit Reverend Sam darüber sprechen werde, wenn ich wieder in Los Angeles bin.«
    Unsere Kaffeetassen waren fast leer, als wir von draußen die Geräusche vorfahrender Autos hörten. Gleich darauf klingelte es an der Tür.
    Als ich öffnete, sah ich Bruder Jonathan vor mir. In seiner Begleitung befanden sich zwei junge Männer in jener Khakikleidung, die für die Klause charakteristisch war. Hinter ihnen sah ich einige von Carillos Wachen, von denen zwei Dobermänner an der Leine führten.
    »Bruder Jonathan«, sagte ich. »Frieden und Liebe.«
    Er wollte eintreten, aber ich stellte mich ihm in den Weg, blockte den Eingang. Er blieb stehen. »Frieden und Liebe, Gareth«, sagte er. »Wir suchen Denise. Haben Sie sie gesehen?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank!« rief er. »Wir machen uns solche Sorgen um sie. Seit heute abend um acht ist sie verschwunden. Befindet sie sich bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte er. »Dann können wir sie zurückbringen.«
    »Nein«, sagte ich.
    Aus seiner Stimme klang Verblüffung. »Aber sie ist sehr krank. Sie braucht Hilfe. Sie befindet sich auf einem bösen Trip. Ich werde dafür sorgen, daß sich in der Klause ständig ein Arzt um sie kümmert.«
    »Ich hatte bereits einen Arzt hier. Er hat mir dringend geraten, ihre Ruhe unter gar keinen Umständen zu stören.«
    Er schwieg einen Augenblick, fragte dann: »Kann ich sie sehen?«
    »Sie schläft.«
    »Ich werde zwei von meinen Männern hier lassen - als Hilfe bei

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