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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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drüber weg«, sagte er. »Dadurch, daß du auf sie wütend bist, wird auch nichts gebessert. Für keinen von euch.«
    Ich nickte. Er hatte recht.
    Ich führte mich wirklich wie ein Kind auf. Ich reagierte ihr gegenüber so, wie ich es von klein auf getan hatte. Wenn ich’s nicht mehr aushielt, lief ich davon und verkroch mich in einem Schmollwinkel.
    Wir kehrten zum Tisch zurück. »Tut mir leid, Mutter«, sagte ich und nahm wieder Platz.
    Der Rest der Mahlzeit verging ohne weiteres Blutvergießen.
    Nach dem Essen gingen wir zum Kaffee wieder in die Bibliothek. Der Kaffee wurde in winzigen Täßchen serviert, der Kognak in vorgewärmten Kognakschwenkern.
    »Wie gern, wie leidenschaftlich gern«, sagte Mutter, »hat dein Vater hier seinen Kaffee genommen. Er liebte es, hier auf dieser Couch zu sitzen und hinauszuschauen zum Springbrunnen und zu den Lichtern im Pool.« Unvermittelt begann sie zu weinen.
    Eileen legte einen Arm um ihre Schultern. »Sie dürfen nicht weinen, Mrs. Brendan«, sagte sie. »Das ist alles Vergangenheit.«
    »Nicht für mich«, erwiderte Mutter mit angespannter, fast zorniger Stimme. »Nicht, ehe ich nicht weiß, warum er mir das angetan hat.«
    »Er hat es nicht dir angetan«, sagte ich. »Er hat es sich selbst angetan, Mutter.«
    »Aber weshalb nur, das verstehe ich nicht. Man hat von ihm doch nichts weiter verlangt, als daß er einige Fragen beantwortet. Die Ermittlungen haben dann später ergeben, daß er nichts Unrechtes getan hatte.«
    Das war ihre Überzeugung. Tatsache blieb jedoch, daß man sich amtlicherseits darüber im klaren war: Einen Toten konnte man nicht ins Gefängnis stecken. Also zogen sie einen Schlußstrich, die Behörden, und legten den Fall ad acta.
    Ich blickte zu meinem Onkel. Sein Gesicht wirkte eigentümlich unbeteiligt. »Vielleicht könntest du’s ihr erklären, Onkel John«, sagte ich.
    »Das habe ich bereits getan. Ich habe deiner Mutter gesagt, daß er ein Narr war. Es hätte ihm überhaupt nichts passieren können.«
    Das glaubte ich genausowenig wie er selbst. Er hatte zwei Geschichten parat, eine für mich, die andere für meine Mutter.
    »Wovor hatte er dann Angst?« fragte ich. »Für den Einsturz dieses Schulgebäudes konnte man ihn doch nicht verantwortlich machen.«
    Die Stimme meines Onkels klang ausdruckslos. »Vielleicht fürchtete er, die Politiker würden ihm die Schuld dafür zuschieben wollen, daß sie vernachlässigt hatten, striktere Qualitätskontrollen in ihren Verträgen zu verankern.«
    »Könnte es vielleicht sein, daß sich jemand an die Politiker herangemacht hat, um sie zu eben dieser Nachlässigkeit zu veranlassen?« fragte ich.
    Sein Blick blieb gelassen. »Wie soll ich das wissen?«
    »Onkel John hat recht«, sagte ich. »Vater hat den Vertrag erfüllt. Wenn der Vertrag nichts taugte, so konnte man ihm daraus keinen Vorwurf machen. Leider war jedoch Vater selbst außerstande, sich von Schuld freizusprechen. Er wußte, daß so manches nicht der sonstigen Norm entsprach. Und so tat er, was er dann tat, und es bleibt dir nichts, als dich damit abzufinden. Wenn du das erst einmal getan hast, dann kannst du auch einen Schlußstrich ziehen und wieder ein normales Leben führen.«
    »So etwas wie ein normales Leben gibt es für mich nicht«, erklärte sie.
    »Hör doch schon mit dem Quatsch auf, Mutter«, sagte ich. »Du spielst doch wohl immer noch Tennis, oder?«
    Ihr Blick senkte sich. Sie wußte, was ich meinte. Für Tennisprofis hatte sie eine Schwäche, und dieser und jener hatte nicht nur auf dem Tennisplatz so etwas wie einen Ballwechsel mit ihr gehabt, wie ich wußte.
    »Hast du schon mal daran gedacht, dich wiederzuverheiraten, Mutter?« fragte ich.
    »Wer würde schon eine alte Frau wie mich heiraten wollen?«
    Ich lachte. »Du bist nicht alt, und das weißt du auch. Außerdem bist du eine schöne Frau und hast ein paar Millionen auf der Bank. Das ist eine unschlagbare Kombination. Du brauchst nur mal deinen Panzer abzulegen. Auch empfiehlt es sich, einen Mann, der einen Annäherungsversuch macht, nicht von vornherein mit Gletscherkälte zu schocken.«
    Für einen Augenblick wirkte sie unsicher. Einerseits schmeichelten ihr meine Worte, andererseits war sie sehr bemüht, die angemessene Haltung zu bewahren.
    »Gareth, vergiß nicht, daß du mit deiner Mutter sprichst.«
    Ich lachte. »Das vergesse ich schon nicht. Im übrigen - da ich wohl nicht das Produkt einer unbefleckten Empfängnis bin, möchte ich dich daran erinnern,

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