Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
ließen mich unbeanstandet passieren. Was Wunder: Ich fuhr ja Bobbys Rolls, und der war so gut wie ein Wappenschild, womöglich besser. Hätte ich etwas Geringeres gefahren als eine Caddy oder einen Lincoln Continental, so wäre ich mit Sicherheit angehalten worden. Ich bog in den Stone Canyon Drive ein, der zu meiner Mutter führte.
    Die Straßen waren dunkel und menschenleer. Aus den Häusern zu beiden Seiten fiel Licht, doch irgendwelche Geräusche drangen nicht hervor. In der Auffahrt zum Haus meiner Mutter stand bereits Lonergans Wagen. Sein Chauffeur lehnte sich gegen die große schwarze Caddy-Limousine. Ich hielt unmittelbar dahinter. Als ich ausstieg, musterte mich der Mann neugierig. Zu erkennen schien er mich nicht. Nun ja, der teure Rolls, die formelle Krawatte, solche Attribute konnte er bei mir wirklich kaum vermuten, und so hielt er mich augenscheinlich für einen Fremden.
    Ich drückte auf die Klingel an der Haustür. Sanftes Schellen
    - wie Glöckchengebimmel - erklang. Dann ging die Tür auf. Ich sah einen mir unbekannten Butler.
    »Ich bin Gareth«, sagte ich und trat an ihm vorbei in die Eingangshalle.
    Sein Gesicht blieb völlig unbewegt. »Mr. Lonergan befindet sich in der Bibliothek. Ihre Frau Mutter wird jeden Augenblick herunterkommen.«
    Diese Art »offizieller Verlautbarung« war mir wahrhaftig nicht neu, und ich wußte: Punkt acht Uhr bedeutete, daß meine Mutter ungefähr um halb neun fertig sein würde.
    Lonergan stand am Fenster der Bibliothek. Einen Drink in der Hand, blickte er hinaus auf den beleuchteten Swimmingpool und den Tennisplatz.
    »Darf ich Ihnen einen Drink servieren, Sir?« fragte der Butler, als sich Lonergan zu mir herumwandte.
    »Was trinkst du?« fragte ich Lonergan.
    »Martini.«
    »Nehme ich auch.«
    »Das Haus ist noch genauso schön wie an dem Tag, als du eingezogen bist, Gareth. Erinnerst du dich noch?«
    »Das glaube ich kaum. Schließlich war ich damals ja erst ein Jahr alt oder so.«
    Der Butler reichte mir meinen Drink und verschwand. Ich nahm einen Schluck, und das Zeug schien in mir zu explodieren. Verdammt - zu spät fiel mir ein, daß ich Martinis nicht vertrug. Vorsichtig stellte ich das Glas ab.
    Lonergan beobachtete mich. »Daß du damals noch so klein warst, daran habe ich nicht gedacht. Die Zeit vergeht so schnell, so wahnsinnig schnell manchmal.«
    Ich schwieg.
    »Du wirkst irgendwie verändert«, sagte er.
    »Das liegt an den feinen Klamotten. Mutter wollte unbedingt, daß ich mich in Schale schmeiße.«
    »Solltest du öfter tun. Du siehst gut da drin aus.«
    »Danke.« Ich ging zur Bar und machte mir einen Whisky mit Wasser. »Martinis sind für mich zuviel«, sagte ich.
    Er lächelte. »Einen vor dem Dinner finde ich ganz appetitanregend.« Nicht weit von mir setzte er sich auf eine der Couches. »Daß du nicht mehr hier wohnst, fehlt dir das nicht irgendwie?«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Es ist ein Getto.«
    »Getto?«
    Ich nahm auf der Couch ihm gegenüber Platz. Zwischen uns stand der niedrige Tisch. »Die Mauern draußen trennen diesen Ort von der übrigen Welt. Sicher, an Reichtum fehlt’s nicht. Trotzdem ist und bleibt es ein Getto. Der Unterschied ist nur: Die Menschen wollen gar nicht heraus.«
    »In diesem Licht habe ich das noch nie gesehen«, sagte er und trank wieder einen Schluck von seinem Martini. »Dein Blatt gefällt mir nicht«, fuhr er im Gesprächston fort. »Ich ziehe meinen Anzeigenauftrag zurück.«
    »Wenn du das tust, verklage ich dich bis zum Weißbluten«, erklärte ich ruhig. »Wir haben einen festen Vertrag miteinander.«
    »Es ist ein unmoralisches Blatt mit Bildern nackter Mädchen und Artikeln, die sich eingehend mit Sex befassen. Kein Gericht im ganzen Land würde mich zwingen, den Vertrag einzuhalten, wenn ich ein Exemplar von deinem Express vorlege.«
    Ich lachte. »Würde ich dir aber nicht raten. Zu viele deiner geschäftlichen Interessen könnten eine Überprüfung wohl kaum vertragen. Zumindest nicht, wenn man Moralität als Maßstab anlegt.«
    »Meinst du das ernst?«
    Ich begegnete seinem Blick. »Darauf kannst du Gift nehmen. Du bist es doch gewesen, der mich gedrängt hat, das Blatt zu übernehmen. Was hast du denn von mir erwartet? Daß ich in Perskys Fußstapfen trete und in den Bankrott segle? Ich habe mich in die Sache eingelassen, um Geld zu machen - und nicht, um dir als Wäscherei zu dienen, die dir dreckige Lumpen in blütenweißes Leinen verwandelt.«
    »Wie hoch ist die

Weitere Kostenlose Bücher