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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hastig hin und her: sondierten rundum das Gelände.
    »Kostet Sie fünfzig Cents, wenn Sie sich die Muschi ansehen wollen«, sagte er.
    »Woher weiß ich, daß sich die Sache auch lohnt?«
    Mit dem Daumen wies er über seine Schulter. Ich warf einen Blick hinter den Stand. Und dort war, mit Reißzwecken an der Bretterwand, das Klappbild aus der Heftmitte befestigt.
    »Fünfzig Cents«, sagte er mit krächzender Stimme.
    »Ist das erste Mal, daß ich dieses Blatt sehe«, sagte ich, während ich ihm das Geld gab.
    »Ist auch heute erst rausgekommen.«
    »Und wie geht es?«
    »Heute nachmittag hatte ich fünfzig Stück. Davon sind nur noch so zirka fünf übrig.« Zum ersten Mal faßte er mich richtig ins Auge. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Ich bin der Verleger.«
    Sein gegerbtes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Na, da haben Sie aber wirklich was Heißes, Sohnemann. Müßte Ihnen einen Haufen Kohlen einbringen, wenn Ihnen niemand dazwi schenfunkt.«
    »Danke.«
    »Vielleicht können Sie mir helfen. Ich habe Ronzi angerufen, weil ich noch hundert Stück haben wollte. Fürs Wochenende, wo’s besonders gut läuft.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nichts zu machen. Sind keine mehr da, sagt er. Tut mir jetzt leid, daß ich nicht auch die hundert genommen habe, die er gleich auch noch bei mir absetzen wollte.«
    »Ich will sehen, was sich tun läßt.«
    Genauso war’s bei den anderen Zeitungsständen, die wir uns ansahen - am Hollywood Boulevard, am Sunset, an der Western Avenue. Wir fuhren zu Eileens Haus zurück, machten jedoch vorher im Beverly Wilshire Hotel Zwischenstation. Dort, im Kiosk, befand sich das Blatt nicht auf dem kleinen Ständer, sondern im Verkaufsautomaten. Wir sahen noch, wie ein Mann Münzen einwarf und sich das letzte Exemplar nahm.
    An der Theke bestellte ich für Eileen einen Kaffee und für mich ein Bitter Lemon. Während ich die bittere Süße in mich einschlürfte, beobachtete ich, wie Eileen sich sorgfältig das Blatt ansah. Schließlich sah sie auf. »Nicht übel.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. »Danke.«
    »Wenn ich deinem Ego damit nicht zu nahe trete, möchte ich gern ein paar Vorschläge machen.«
    »Schieß nur los.«
    »Das Blatt ist mit Schwung gemacht, man spürt die Vitalität«, sagte sie und nahm mir die Zigarette aus der Hand. »Doch es gibt eine Menge, wovon du keine Ahnung hast.«
    Ich nickte zum Zeichen, daß sie fortfahren sollte, und steckte mir eine zweite Zigarette an.
    »Zunächst einmal - es ist alles im selben Stil geschrieben. Es macht den Eindruck, als habe das alles ein einziger Mann geschrieben.«
    »Stimmt«, sagte ich. »War auch nur einer - ich.«
    »Nicht schlecht«, versicherte sie. »Aber eine andere Gangart könnte der Text zwischendurch schon mal vertragen. Der nächste Punkt: Den Leitartikel bringst du auf Seite sieben. Der sollte immer auf Seite drei stehen, damit er dem Leser sofort ins Auge fällt, wenn er das Blatt öffnet.«
    Ich schwieg.
    »Soll ich fortfahren?«
    Ich nickte.
    »Die Typographie - also das haut einfach nicht hin. Wer das gesetzt hat, wußte offenbar überhaupt nicht, worum es
    eigentlich ging. Ein anderes Druckbild, und das Blatt wirkt optisch sofort lebendiger. Wer ist für den Satz verantwortlich?«
    »Das macht der Drucker.«
    »Dafür verlangt er bestimmt einen Haufen Geld. Für rund dreitausend Dollar würdest du dir sicher eine eigene Setzmaschine anschaffen können. Damit läßt sich eine bessere Arbeit leisten, und die Investition sollte sich schon in wenigen Monaten amortisiert haben.«
    »Das klingt ja, als ob du Experte wärst.«
    »Vier Jahre lang hatte ich Zeitungswissenschaften als Hauptfach. Meinen Abschluß habe ich bereits gemacht, und jetzt arbeite ich an meiner Doktorarbeit. Seit zwei Jahren bin ich Chefredakteurin des Trojan.«
    »Dann bist du also Experte. Deine kritischen Anmerkungen weiß ich zu schätzen. Sie klingen sehr vernünftig.«
    »Wenn du willst, komm ich mal gern zu euch in die Redaktion und sehe, ob ich irgendwie von Nutzen sein kann.«
    »Das wäre nett, aber woher das Interesse?«
    »Wahrscheinlich, weil du da was wirklich Neues hast. So richtig begreife ich’s zwar noch nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß es sich dabei um eine neue Art von ... ja, von Kommunikation handelt. Zwischenmenschliche Beziehungen. Das Blatt scheint buchstäblich zu seinen Lesern zu sprechen; scheint Dinge zu sagen, über die sie vielleicht nachgedacht, die sie jedoch nie wirklich in Worte

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