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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Auflage?«
    »Fünfzigtausend. Das sind fünfunddreißigtausend mehr, als Persky je geschafft hat. Und wenn du smart bist, kaufst du bei einer solchen Auflagenhöhe noch zwei Anzeigenseiten zu deinen vier dazu. Bei solchen Zahlen gibt’s für mich gar keine Frage, daß du das vor dir selbst verantworten kannst.«
    »Wie willst du wissen, daß es dabei bleibt?«
    »Es wird dabei bleiben. Ronzi ist schließlich kein Idiot. Und er hat für uns die Signale auf freie Fahrt gestellt.«
    »Ronzis Mafia«, sagte er mißbilligend.
    »Und?«
    »Mit solchen Leuten willst du dich doch nicht näher einlassen ...«
    Ich lachte. »Und er hat mich vor Leuten wie dich gewarnt.«
    Wir hörten Mutters Schritte auf der Treppe. »Komm am Montag in mein Büro«, sagte er. »Dann werden wir uns darüber unterhalten.«
    »Da gibt es nichts weiter zu besprechen. Außerdem habe ich zu tun. Ich muß die nächste Nummer vorbereiten.«
    Mutter trat ein, und wir erhoben uns. Alles, was recht war: Sie war schon eine tolle Erscheinung. Mit ihren zweiundfünfzig Jahren sah sie allerhöchstens aus wie fünfunddreißig. Ihr gebräuntes Gesicht war ohne Falten, ihr Haar glänzte noch genauso blond wie in meiner Kinderzeit, und ihr Körper wirkte überaus geschmeidig, was sie zweifellos nicht zuletzt der Tatsache verdankte, daß sie jeden Tag Tennis spielte.
    Sie trat auf mich zu und hielt mir eine Wange hin, zum Kuß. »Dünn siehst du aus«, sagte sie.
    Sie schaffte es doch jedes Mal, aus dem Handgelenk sozusagen: Plötzlich war ich wieder fünfzehn; nichts als Arme und Beine - und ohne Zunge.
    Sie wartete auch gar nicht erst auf eine Antwort von mir. »Findest du nicht auch, daß er dünn aussieht, John?«
    Um seine Lippen spielte ein schwaches Lächeln. »An deiner Stelle würde ich mir um ihn keine Sorgen machen«, sagte er trocken. »Er scheint mir durchaus in der Lage zu sein, gut auf sich selbst aufzupassen.«
    »Von richtiger Diät versteht er doch absolut nichts. Ich möchte wetten, daß er seit Monaten keinen grünen Salat gegessen hat. Nun, Gareth - hast du?«
    »Ich wußte nicht, daß man von grünem Salat dick wird.«
    »Sei nicht sarkastisch, Gareth. Du weißt ganz genau, was ich meine.«
    »Mutter«, sagte ich scharf.
    Plötzlich klang in ihrer Stimme ein nervöses Zittern. »Was ist?«
    Ich schluckte meinen Ärger herunter: Eine Verständigung mit mir, das machte ich mir klar, war für sie genauso schwierig wie für mich eine Verständigung mit ihr. Es gab zwischen uns einfach keine Gemeinsamkeiten: keinen Grund und Boden, wenn man so wollte, auf dem wir beide standen. Und das war traurig; im tiefsten sogar sehr traurig.
    Ich versuchte, meiner Stimme einen unbeschwerten Klang zu geben. »Du siehst wunderschön aus, Mutter.«
    Sie lächelte. »Meinst du wirklich?«
    »O ja. Und das weißt du auch.«
    Hier befanden wir uns auf sicherem Territorium. Ihrem Territorium. Sie fühlte sich sichtlich wohler. »Muß ich auch. Schön aussehen, meine ich. Mit der Jugendlichkeit, das ist ja heutzutage solch ein Kult.«
    Nicht bei den Jungen, dachte ich für mich. »Darf ich dir einen Drink machen?« fragte ich.
    »Ein Glas Weißwein«, sagte sie. »Enthält weniger Kalorien.«
    Ich ging hinter die Bar. Als ich den Weißwein aus dem Kühlschrank nahm, läutete die Türglocke. Ich öffnete die Flasche und warf meiner Mutter einen fragenden Blick zu. Hatte sie nicht gesagt, wir würden zum Abendessen ganz unter uns sein, sie, Onkel John und ich?
    Sie sah die Frage in meinen Augen. »Ich dachte mir, es wäre nett, noch jemanden einzuladen. Schon, damit wir bei Tisch ein
    Quartett sind. Es handelt sich um eine junge Dame«, sagte sie, während sie das Glas nahm, das ich ihr reichte. »Du wirst dich an sie erinnern, von früher her. Eileen Sheridan. Sie hatte deinen Vater sehr gern.«
    Dies war nicht die Zeit, Tatsachen ins Lot zu rücken: Immerhin erinnerte ich mich, daß Eileen noch ihre Zahnklammer getragen hatte, als mein Vater damals starb. Mutter begrüßte ihren neuen Gast an der Tür zur Bibliothek. Eileen hatte sich verändert, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sehr verändert sogar.
    Über die Bar hinweg reichte sie mir die Hand und lächelte. Ihre Zähne waren kalifornisch weiß und ebenmäßig. »Hallo, Gareth. Nett, dich wiederzusehen.«
    »Eileen«, sagte ich. Die Berührung ihrer Hand vermittelte jenen gewissen Bel Air Touch: eine Mischung aus der Überschwenglichkeit der Mädchen aus Beverly Hills und der schlaffen Höflichkeit

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