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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Mädchen von Holmsby Hills. Ja, dachte ich: ernst, höflich, cool. »Was trinkst du?«
    »Was trinkt ihr?« kam prompt ihre Gegenfrage. Erst mal herausfinden, wie’s hier im Establishment lief. Bloß keine Wellen schlagen. Aber dann fiel mir ein, daß ich ja vor wenigen Minuten das gleiche getan hatte.
    »Ich halte mich an einem Whisky fest. Onkel John schwört auf Martinis. Und Mutter trinkt einen hiesigen Weißwein.«
    »Ich werde auch den Hiesigen nehmen.« Eine Pause trat ein. »Das ist ein bildschöner Rolls, den du da draußen hast«, sagte sie schließlich, um Konversation zu machen.
    »Rolls? Was für ein Rolls denn?« Mutters Stimme klang gereizt. »Daß du einen Rolls hast, hast du mir ja gar nicht erzählt.«
    »Du wolltest doch, daß ich mir eine Krawatte umbinde, Mutter«, sagte ich. »Wie hätte es wohl ausgesehen, wenn ich per Anhalter hergekommen wäre?«
    »Wenn es nicht dein Wagen ist, wem gehört er dann?« Meine Mutter ließ sich nicht ablenken. Was reiche Freunde anging - das war in ihren Augen okay.
    »Einem Freund.«
    »Freund oder Freundin? Etwa der Mexikanerin, die sich heute früh bei dir am Telefon meldete?« fragte sie mißtrauisch.
    »Nein, Mutter.« Ich lachte. »Die fährt einen alten, verbeulten Valiant, den die Wächter am Haupttor niemals durchlassen würden.«
    »Du willst es mir nicht sagen«, warf sie mir vor.
    »Okay, Mutter. Wenn du’s unbedingt wissen willst - er gehört einem jungen Mann, der bei mir wohnt. Er möchte mein Sklave sein.«
    Sie verstand überhaupt nicht, wovon ich sprach. »Sklave?«
    »Ja. Er möchte für mich kochen, saubermachen, einfach alles, weißt du.«
    »Und er besitzt einen Rolls-Royce? Wo hat er den denn her?«
    »Nun, sein Vater ist reich.«
    Plötzlich begriff sie. »Ist er - äh?«
    Ich ergänzte das Wort. »Homosexuell, meinst du? Ja, Mutter, er ist schwul.«
    Sie starrte mich an. Ihre Hand, die gerade im Begriff gewesen war, das Glas Wein zum Mund zu heben, hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Es ist angerichtet«, meldete der Butler von der Tür her.
    Ich lächelte meine Mutter an. »Nun, wollen wir zum Essen gehen?«
    Wortlos betraten wir das Eßzimmer. Meine Mutter hatte es wahrhaftig an nichts fehlen lassen - da waren die goldenen Bestecke, da war das Coalport-Porzellan, da war das Bacarat-Kristall. Und im hohen Kerzenhalter, dessen Sockel mit Blumen geschmückt war, flackerten Kerzen. »Der Tisch ist wirklich bildschön, Mrs. Brendan«, sagte Eileen.
    »Danke«, erwiderte Mutter abwesend. Weiter wurde kein Wort gesprochen, jedenfalls nicht, solange der Butler den Salat servierte. Erst nachdem er verschwunden war, brach Mutter das Schweigen. »Ich verstehe dich nicht, Gareth! Wie kannst du so etwas tun?«
    »Ich tue doch gar nichts, Mutter. Ich habe nur gesagt, daß er bei mir wohnt.«
    Sie erhob sich plötzlich. »Ich glaube, ich muß mich übergeben.«
    »Margaret!« sagte mein Onkel scharf. »Setz dich!«
    Einen Augenblick starrte sie ihn an. Dann ließ sie sich auf ihren Stuhl sinken.
    »Du hast ihn zu einem ruhigen Familienessen eingeladen«, sagte Onkel John, und seine Stimme klang jetzt sanft. »Doch kaum hattest du ihn gesehen, hast du auch schon auf ihm herumgehackt.«
    »Aber - aber, John!«
    Er dachte nicht daran, sich von ihr das Wort abschneiden zu lassen. »Jetzt werden wir ein nettes, ruhiges Abendessen haben
    - genau wie du’s gesagt hast. Falls du im übrigen jemanden brauchst, der dir bezeugt, daß dein Sohn ein richtiger Mann ist, so laß dir von mir versichern, daß in ihm mehr Mumm und Murks steckt, als das bei seinem Vater je der Fall war.«
    »Möge seine Seele in Frieden ruhen«, sagte ich, und mein Tonfall klang eigentümlich breit. Ich blickte zu Eileen. »War wirklich nett, dich wiederzusehen.« Rasch stand ich auf. »Vielen Dank, daß du dich zu meinem Fürsprecher machst, Onkel John, aber das hilft auch nicht. Ich gehöre nicht hierher, schon seit langem nicht. Tut mir leid, Mutter.«
    Ich war bereits an der Ausgangstür, als Onkel John mich einholte. »Gareth, benimm dich nicht wie ein Kind.«
    Meine Stimme klang verbittert. »Ich benehme mich keineswegs wie ein Kind. Ein Kind würde am Tisch sitzen bleiben und sich den ganzen Scheiß gefallen lassen.«
    »Gareth«, sagte er geduldig. »Sie ist erregt - durcheinander. Du weißt doch, wie wichtig ihr dieser Abend ist. Bitte, komm zum Tisch zurück.«
    Ich starrte ihn an. Hatte er schon jemals »bitte« zu mir gesagt? Ich konnte mich kaum erinnern.
    »Geh

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