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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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diese Idee kamen nur Teresa und er. Im Herbst zogen sie aus dem Palácio Fronteira in
     ein flaches
    Haus mit Garten und Heizung in Sassoeiros, nahe am Strand. Keine Palastvorschriften hinderten sie mehr daran, Hunde zu halten.
    Teresa kaufte der Haushälterin den Hund ab, damit er nicht mehr an der Kette hing. Sie las im Park einen abgemagerten Mischling
     auf. Es sprach sich herum, dass der Torhüter und seine Frau Tiere mochten. Ein Hund wurde über ihren Gartenzaun geworfen,
     ein Pudel vor ihrer Tür an eine Laterne gebunden. Die Frau von Benficas Geschäftsstelle rief Robert nach dem Training zu sich.
     Ein Dobermann, dem das viel zu eng geschnürte Halsband bereits in den Hals gewachsen war, sei für ihn abgegeben worden.
    »Mein Schatz, manchmal hasse ich dich dafür, dass ich an |114| keinem kranken Tier mehr vorbeigehen kann«, sagte Robert zu Teresa.
    Auf einmal hatten sie sieben Hunde.
    Joker vertrug sich nicht mit Alamo. Sie überließen Joker die Gartenhütte. Teresa ging mit Handy hinein. Wenn Robert im Haus
     Alamo unter Kontrolle hatte, rief er an: »Du kannst jetzt mit Joker rauskommen.«
    Irgendwann erschien es ihnen bei aller Tierliebe absurd. Sie gaben Joker in eine Tierresidenz in Sintra. Robert war manchmal
     irritiert, dass Teresas Engagement keine Grenzen kannte, sie konnten nun mal nicht jeden Hund Portugals retten. Aber er fuhr
     täglich die halbe Stunde zu Joker ins Tierheim, um mit ihm spazieren zu gehen.
    »Da habe selbst ich gedacht: Muss das jeden Tag sein?«, sagt Teresa.
     
    Bei Benfica begann Robert Enkes zweite Saison mit einem Abschied. Der Trainer gab im September 2000 nach nur vier Spieltagen
     auf. »Ich halte das hier nicht länger aus«, sagte Jupp Heynckes. Das erste Spieljahr mit ihm und Enke hatte Benfica als Dritter
     der portugiesischen Meisterschaft abgeschlossen. Mit 15 Punkten mehr als im Jahr zuvor, betonte Heynckes; zwei Plätze hinter
     Sporting, außerhalb der Qualifikationsränge für die Champions League, murrten Medien und Fans. Seit neun Monaten hatte Heynckes
     kein Gehalt mehr erhalten.
    Für Robert Enke bedeutete der Abtritt seines Förderers keine Zäsur. Er war in einem Jahr in Lissabon selbstständiger geworden,
     auch als Torwart.
    Ein neuer Trainer kam, und das meiste bei Benfica ging so weiter. Die Gehaltsschecks kamen gerne einmal zwei Monate später,
     der Präsident João Vale e Azevedo wurde wegen Betrugsverdachts verhaftet, das portugiesische Parlament debattierte über Benficas
     Situation, der Finanzminister berichtete den Abgeordneten von umgerechnet 200 Millionen Mark Schulden und »kriminellen Machenschaften«.
     Die Öffentlichkeit aber maß Benficas Elf nicht an diesen Meldungen, sondern an der glorreichen Vergangenheit. Nachdem sie
     unmittelbar nach Jupp |115| Heynckes’ Abschied 0:1 gegen Boavista verloren und gegen Braga nur 2:2 gespielt hatten, saß Robert Enke zu Hause und konnte
     kaum ein normales Gespräch mit Teresa führen. Seine Gedanken trugen ihn immer wieder fort zu den Toren, an denen ihn keine
     Schuld traf.
    »So, es reicht! Wir gehen raus«, sagte Teresa auf einmal wild entschlossen. »Du kannst nicht immer nur das Leben genießen,
     wenn ihr gut gespielt habt.«
    Sie fuhren nach Belém. Er ging lustlos mit.
    Die Passanten in Belém hielten ihn an. »Uenk, was ist los mit Benfica?«, »Uenk, warum gewinnt ihr nicht mehr?« Er lächelte,
     er gab ein paar nichtssagende Antworten, sie gingen ein wenig spazieren. Danach war er gelöster.
    Lernte er, die Dinge abzuhaken? Konnte man die Dinge abhaken?
    Der neue Trainer war 37 und hatte noch nie die Verantwortung für eine Profimannschaft getragen. Er hieß José Mourinho. Jahre
     später, als er bei Chelsea und Inter Mailand zu
The Special One
wurde, zum auserwählten Trainer, schrieben die Sportreporter über seine faszinierende Arroganz und großen Sprüche. Robert
     Enke erlebte damals bei Benfica nur begeistert, mit welcher taktischen Präzision, ansteckenden Euphorie und Zuneigung zu den
     Spielern Mourinho arbeitete. »Er war der beste Trainer meiner Karriere.« Und er war nach nicht einmal vier Monaten auch schon
     wieder fort. Gekränkt, dass ihm Benfica auch nach fünf Siegen in Serie, darunter ein 3:0 im Derby über Sporting, den Vertrag
     nicht über den nächsten Sommer hinaus verlängern wollte, kündigte Mourinho. Als er sich von den Spielern verabschiedete, schwammen
     seine Augen.
     
    Es wurde wieder Zeit, die Heizung einzuschalten in Lissabon. Gemütlich

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