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Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Titel: Robert und die Ritter - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hinunterschauen. Es war kein Tropfen Wasser drin. Für die Wilden Wölfe war es ein Kinderspiel, bis zur Burgmauer zu kommen. Als ich an der bröckeligen Mauer hochschaute, sah ich außerdem, wie sie da hinaufkamen: Es gab so viele Löcher darin, dass sogar ich es geschafft hätte, und ich hab’s mal an einer Kletterwand probiert und bin genau zwei von den bunten Plastikpöppeln weit gekommen.
    Kuno war meinen Blicken gefolgt, aber er sagte kein Wort. Er drehte sich nur um und zeigte hinüber auf die andere Seite des Tals. Ich sollte lieber dorthin schauen, sollte das heißen, und ich tat ihm den Gefallen. Da sah ich es zum ersten Mal: Burg Wolfeck, das Raubritternest. Hoch oben stand es auf einen steilen schwarzen Felsen gebaut und war selbst so schwarz, dass man eine Weile brauchte, bis man sah, wo der Fels aufhörte und die Raubritterburg anfing. – Sah man es dann, war alles umso fürchterlicher: Mit ihren steil aufragenden Türmen und schmalen, dunklen Fensterhöhlen sah Burg Wolfeck aus, als könnten darin genauso gut Vampire hausen.
    »Irre!«, sagte ich und merkte, wie mich der Mut, mit dem ich drinnen noch hatte losstürmen wollen, jetzt, wo ich das finstere Wolfeck auf seinem finsteren Felsen aufragen sah, verließ. Wenn Robert da oben war, konnte ihm kein Mensch mehr helfen, und wenn doch, dann bestimmt nicht wir vier traurigen Figuren.
    »Und jetzt?«, fragte ich mehr mich selbst als die anderen.
    Aber Kuno antwortete trotzdem: »Erst mal haben wir Zeit.«
    »Zeit?«, fragte ich. »Wieso Zeit? Robert ist auf dem Weg da hoch, und wenn die Wilden Wölfe ihn erwischen   …«
    »Werden sie nicht«, sagte Kuno. »Hast du schon vergessen   …«
    » Was
vergessen?«, unterbrach ich ihn.
    »Die haben Burgarrest.«
    Wegen dem Handschuh, stimmte ja. Aber da gab es schließlich nicht nur die
kleinen
Wilden von Wolfeck.
    »Und wenn ihn die richtigen Raubritter erwischen, die
großen

    »Werden sie nicht«, sagte Kuno, als wäre das auch das Sicherste von der Welt.
    »Und warum nicht?«
    »Weil sie da, wo er hingelaufen ist, nicht hingehen«, sagte Kuno. Dann machte er eine kurze Pause, und gerade als ich ihn anpampen wollte, dass er vielleicht mal von sich aus was sagen und sich nicht alle Würmer einzeln aus der Nase ziehen lassen könnte – genau da legte er mir die Hand auf die Schulter wie vorhin sein Vater und sagte (ich meine sogar, mit einer etwas tieferen Stimme als sonst):
    »Ich erklär’s dir gleich. Wir gehen nur erst in unser Geheimversteck.«
    Mit diesen Worten ging er los, und die Zwillinge folgten ihm über die Brücke und den staubigen Weg, der in Schlangenlinien ins Tal führte, bergab. Den Weg musste auch Robert genommen haben, überlegte ich, während ich den dreien hinterhertrottete.
    Als wir uns der ersten Wegbiegung näherten, schaute ich noch einmal zurück. Da stand sie und sah, jetzt, wo ich ihr Gegenüber kannte, noch bröckeliger und trauriger aus als zuvor: die Wackerburg. Natürlich hieß sie so, nicht »Wackel burg «, wie die Wilden Wölfe gerufen hatten. Das war nur ein blöder Witz. Es war die Burg der wackeren Ritter, die man so nannte (die Burg jetzt), weil es wacker war, an einem solchen Ort, imAngesicht solcher Feinde auszuharren, statt abzuhauen und zum Beispiel in die Stadt zu ziehen.
    So war das, und auf einmal sah ich meine neuen Freunde mit ganz anderen Augen: Sie mochten ein bisschen ulkige Gestalten sein, aber eines Tages würden sie in die Fußstapfen ihrer Väter treten und genauso wackere Ritter werden, und dafür gebührte ihnen Respekt. – Falls das jemandem zu geschwollen klingt, kann er sich ja überlegen,ob er mit ihnen (Kuno, Rigobert und Dagobert meine ich) tauschen möchte.

    »Wir sind gleich da!«, riss Kuno mich aus meinen Gedanken. Da merkte ich erst, dass ich beim Zurückschauen stehen geblieben war.
    »Kommst du?«, rief Kuno.
    Ich drehte mich zu ihm um, und gerade wie ich mich umdrehte, sah ich eben noch aus den Augenwinkeln eins der Mädchen oben aus dem Fenster winken. Ich schaute noch mal zurück, aber da war sie verschwunden. Oder hatte ich sie mir nur eingebildet? Sah ich schon Gespenster?
    Egal. Ich hätte sowieso nicht zurückgewunken. Bubis im zu kurzen Nachtgewand und mit Untenschlackerhintenhängehosen winkten Mädchen nicht, das konnte sich das feine Burgfräulein abschminken! – So dachte ich in dem Moment, und glaubt mir: Von allen dämlichen Gedanken, die ich in meinem Leben gedacht habe, war das einer der dämlichsten, das

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