Robin bekommt eine Schwester
blau und voller Falten und Runzeln. Ihre Haut ist noch ein bißchen zu groß für ihre kleinen Finger. Papa hat recht. Es sieht aus, als ob Suse zu große Handschuhe anhätte.
Patricia legt zwei saubere Handtücher auf das Sofa. Papa und Robin nehmen ihre Babys aus den Wannen und legen sie auf die Handtücher. Vorsichtig trocknen sie ihre Babys ab. Sehr vorsichtig. Vorsichtiger geht es fast nicht mehr. Und trotzdem fangen die Babys an zu weinen.
„Das ist doch vielleicht was“, sagt Papa. „Erst wollen sie nicht baden, und jetzt wollen sie nicht mehr aus der Wanne. Verrückte Babys.“
„Was für Wüstlinge“, sagt Robin.
Die Männer wickeln ihre Mädchen warm in die Handtücher ein. Die Babys weinen nicht mehr. Es ist still im Zimmer.
„Setz dich mal aufs Sofa“, sagt Papa zu Robin. „Mit dem Rücken an die Lehne.“
„Warum?“ fragt Robin.
„Mach mal“, sagt Papa.
Robin setzt sich auf das Sofa, den Rücken gegen die Lehne, die Beine nach vorne gestreckt.
„Arme auseinander“, sagt Papa.
Robin breitet seine Arme weit aus, und Papa legt Suse vorsichtig auf Robins Schoß. „Arme zusammen“, sagt Papa.
Robin nimmt Suse ganz fest in die Arme. Sie liegt still auf seinem Schoß. Robin traut sich nicht, sich zu bewegen. Nun weiß er nicht recht, was er tun soll.
„Gut festhalten“, sagt Papa.
Er geht aus dem Zimmer und kommt mit seinem Fotoapparat zurück. Er kniet sich ganz dicht vor das Sofa und richtet den Apparat auf Robin und Suse. Meistens will Robin nicht mit aufs Foto, aber heute schon.
„Papa“, sagt Robin, „Knor will auch mit aufs Foto. Er sitzt noch unter Mamas Bett.“
Papa holt Knor und setzt das Schweinchen neben Robin auf das Sofa. Papa kniet sich wieder mit dem Fotoapparat hin. Robin versteckt sich etwas hinter Suse. Ihre feinen Haare kribbeln in seiner Nase. Die Haare riechen schrecklich gut. Sie riechen noch besser als frisch gemähtes Gras.
KLICK!
Das Foto ist gemacht.
RING!
Die Klingel. Onkel Klaas und Tante Betty kommen herein.
RING!
Da kommen auch Pieters Mama und Papa.
RING!
Nun kommen auch noch die Lehrer und Lehrerinnen aus der Schule.
Es wird sehr lebendig im Haus. Manchmal muß Robin Küßchen geben oder die Hand, aber nur selten. Zum Glück.
Er sitzt gemütlich unter Mamas hohem weißen Bett. Er zeigt Knor, wie man ein Baby baden muß.
König
Alle Besucher sind wieder weg. Patricia hat sie weggeschickt.
„Hopp!“ hat sie gesagt, und hat in die Hände geklatscht. „Alles raus hier! Suse und ihre Mama müssen jetzt schlafen...“
Die Besucher standen alle auf und verließen das Haus.
Auch Robin und Papa mußten aus dem Zimmer. Jetzt sitzen sie zusammen in der Küche. Sie essen weiße Bohnen in Tomatensauce mit Spiegeleiern. „Müssen wir keine Bohnen für Mama aufheben?“ fragt Robin.
„Nein, nein!“ sagt Papa. „Mama ist so glücklich mit Klein-Suse. Sie will nur Biskuits mit Liebesperlen essen.“
Papa steht auf.
„Komm“, sagt er, „wir fahren ein bißchen Rad. Schnell mal frische Luft schnappen.“
Sie ziehen ihre Jacken an.
„Und unterwegs“, sagt Papa, „sagen wir allen Leuten, die wir sehen, daß du eine kleine Schwester bekommen hast. Wir erzählen es der ganzen Welt!“
Sie radeln durchs Dorf. Aber es fängt wieder an zu regnen, kein Mensch ist auf der Straße. So können sie die große Neuigkeit niemandem erzählen. Darum fängt Papa wieder lauthals zu singen an:
„Gib mir deine Hand, gib mir einen Kuß.
Robin hat eine kleine Schwester namens Suse.
Gib mir einen Kuß, gib mir deine Hand.
Unsere Suse ist im Land.“
Vor dem Laden von Jan Kontakt steht zum Glück Nellie mit ihrer Mutter. Nellie geht mit Robin in den Kindergarten. Jetzt können sie es doch noch jemandem erzählen. Aber das ist gar nicht mehr nötig. Nellies Mutter hat es schon erraten.
„Meister, du siehst so glücklich aus. Ist es geboren?
„Na, und ob!“ sagt Papa.
„Und“, fragt Nellies Mutter, „was ist es?“
„Es ist ein Mädchen“, sagt Papa.
„Toll“, sagt Nellies Mutter. „Erst einen Jungen, dann ein Mädchen.“
„Ja“, sagt Papa, „ich fühle mich wie ein König. Jetzt habe ich einen Prinzen und eine kleine Prinzessin.“
Auf einmal fängt es furchtbar an zu regnen. Nellies Mutter gibt Papa die Hand und streichelt Robin kurz übers Haar. Dann steigt sie aufs Fahrrad und fährt schnell weg.
„Wir fahren auch besser zurück“, sagt Papa.
Er tritt in die Pedale und beugt sich über den Lenker. „Halte dich gut
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