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Robin bekommt eine Schwester

Robin bekommt eine Schwester

Titel: Robin bekommt eine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sjoerd Kuyper
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dann, dann fange ich einfach an zu weinen. Verrückt, was? Ich denke, daß alle verrückten Ideen, die in meinem Kopf sitzen, die Tränen nach außen drücken.“
    Robin überlegt.
    „Als Mama sagte, daß Suse in ihrem Bauch ist“, sagt er, „da wollte ich in meine Spielzeugkiste klettern.“
    „Genau!“ sagt Papa. „Aber du hast es nicht getan.“
    „Das darf man doch nicht!“ sagt Robin.
    „Genau!“ sagt Papa. „In die Spielzeugkiste zu klettern, wäre auch sehr verrückt.“
    „Und ich habe auch nicht geweint“, sagt Robin. „Nein“, sagt Papa, „das stimmt.“
    „Ich wußte nicht, daß man das tun kann“, sagt Robin.
    Darüber muß Papa ganz schrecklich lachen. Robin will nicht, daß Papa so laut lacht. Robin will etwas fragen. Es ist wichtig.
    „Papa...“ sagt er.
    Papa lacht immer noch. Zum Glück nicht mehr so arg. „Was ist denn, Lieber?“ fragt er.
    „Papa“, fragt Robin, „warst du auch gerührt, als ich geboren wurde?“
    „Na, und ob“, sagt Papa.
    „Hast du wegen mir auch geweint?“
    „Ganz schrecklich geweint“, sagt Papa.
    „Hast du damals auch ganz alleine in der Küche gesessen?“
    „Nein“, sagt Papa, „ich saß auf einem Fahrrad.“
    „Warum denn?“
    „Das“, sagt Papa, „will ich dir erzählen..."

Hüte

    Robin und Papa sitzen in der Küche. Robin sitzt auf Papas Schoß. Es ist mitten in der Nacht. Papas Beine liegen wieder ausgestreckt auf dem Küchentisch, und Robins Beine liegen ausgestreckt auf Papas Beinen. Ihr Stuhl wackelt gefährlich auf zwei Beinen. So sitzen sie da. Dicht beieinander. Mitten in der Nacht.

    „Hör zu“, sagt Papa. „Als Mama und ich wußten, daß du bald zur Welt kommen würdest, gingen wir ins Krankenhaus. Mama fuhr mit der Straßenbahn, und ich fuhr mit dem Fahrrad.“
    „Bin ich im Krankenhaus geboren?“ fragt Robin.
    „Wir wohnten damals noch in der großen Stadt“, sagt Papa.
    „Und in der großen Stadt ist alles anders.“
    „Opa und Oma wohnen auch in der großen Stadt“, sagt Robin.
    „Genau“, sagt Papa. „In der Stadt. In der großen Stadt. Da bist du geboren. Im Krankenhaus.“
    Robin nickt. Nun weiß er es wieder. Papa hat es schon einmal erzählt.
    „Also gut“, sagt Papa. „Als Mama spürte, daß du aus ihrem Bauch rauskommen wolltest, sind wir zum Krankenhaus gefahren. Mama fuhr mit der schönen blauen Straßenbahn, und ich fuhr mit dem Fahrrad. Es war schon Abend, und ich dachte, daß unser Kind vielleicht mitten in der Nacht geboren wird. Und wenn ich dann nach Hause muß, dann fahren keine Straßenbahnen mehr. Dann muß ich laufen.“
    „Hast du danach nicht bei Mama bleiben dürfen?“ fragt Robin.
    „Nein“, sagt Papa. „Das ist im Krankenhaus nicht erlaubt. Deshalb bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Es war sehr weit vom Krankenhaus bis zu uns nach Hause. Die große Stadt ist groß, weißt du.“
    Das weiß Robin. Er war schon oft in der großen Stadt.
    „Es war sehr lustig“, erzählt Papa. „Mama stieg in die schöne blaue Straßenbahn, und ich stieg aufs Rad. Die Straßenbahn fuhr los, und ich fing an zu radeln. Die Straßenbahn fuhr natürlich viel schneller, aber ich hab mich mächtig angestrengt. Ich strampelte und strampelte. Es war ein kalter Abend, es schneite auch ein bißchen, aber mir stand der Schweiß auf der Stirn. Ich konnte die Straßenbahn nicht einholen, aber immer wenn sie irgendwo anhielt, um Leute ein- und aussteigen zu lassen, dann holte ich die Bahn wieder ein, und dann winkte ich Mama zu, und Mama winkte mir zu. Die Straßenbahn war hell erleuchtet. Das sah sehr gemütlich aus, und ich konnte Mama gut sehen. Sie saß am Fenster.
    Die Straßenbahn war sehr voll, aber wenn du eine Dame mit einem dicken Bauch bist, steht immer ein Herr für dich auf. Dann darfst du auf seinem Platz sitzen. So gehört sich das. Mußt du auch tun... Nun, als Mama in die Straßenbahn stieg, da standen alle Herren auf. Alle zugleich. Und sie hatten Hüte auf, so runde Hüte, Melonen heißen die. Sie hoben sie alle zugleich ein Stückchen vom Kopf. Man konnte ihre glänzenden, kurzgeschnittenen Haare ganz deutlich sehen. Sie machten eine leichte Verbeugung vor Mama, und sie rauchten Zigarren, aber sie bliesen ihren Rauch alle in eine andere Richtung. Damit Mama nicht davon belästigt wurde. Und sie setzten sich auch nicht mehr, diese Herren, nein, sie blieben alle stehen! Solche Herren waren das.
    So fuhr Mama die ganze Strecke lang durch die große Stadt, und alle Herren standen da und

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