Robin bekommt eine Schwester
Zehenspitzen davongeschlichen. Im Krankenhaus gab es leider kein Bett für mich, und ich wollte versuchen, noch etwas zu schlafen in dieser Nacht.
Ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr nach Hause. Es schneite immer noch. Es war toll. Ich schien der einzige zu sein, der noch wach war in der großen Stadt. Es fuhren keine Straßenbahnen mehr und keine Busse und keine Autos, und spazieren ging auch niemand mehr. Nur einer saß auf seinem Fahrrad und radelte. Das war ich.
In der großen Stadt gibt es so viele Straßenlaternen, und wenn die Schneeflocken genau ins Licht der Straßenlaternen wirbeln, sieht das sehr schön aus... Ich schaute den Schneeflocken zu und dachte immer: Ich bin ein Papa, ich bin ein Papa, ich habe ein Kind, ich habe einen Sohn! Und ich war so glücklich! Tränen standen mir in den Augen.“
„Du warst gerührt“, sagt Robin.
„Mann, Mann“, sagt Papa, „was war ich gerührt. Ich war so gerührt, ich wollte lauter verrückte Sachen tun.“
„Aber du hast es nicht getan, oder?“ fragt Robin. „Nein“, sagt Papa. „Ich fing an zu singen. Ich radelte mit Tränen in den Augen durch die Stadt. Und ich muß dir was sagen: Wenn du durch Glückstränen blickst, dann ist die Welt noch viel schöner. Besonders, wenn es sachte schneit. Ich sah die Schneeflocken im Laternenlicht tanzen, und ich sang:
,Kleiner, kleiner Robin-Mann,
willst du mit mir tanzen?
Ach, mein kleiner Robin-Mann,
das kannst du ja noch nicht.
Du kannst nicht sitzen und kannst nicht stehn,
nur wie ein Kreisel kannst du dich drehn.‘
Das hab ich gesungen“, sagt Papa.
Und Robin findet, daß es ein ganz tolles Lied ist!
„Noch einmal“, sagt er.
Und Papa singt es noch einmal.
„Kleiner, kleiner Robin-Mann,
willst du mit mir tanzen?
Ach, mein kleiner Robin-Mann,
das kannst du ja noch nicht.
Du kannst nicht sitzen, du kannst nicht stehn,
nur wie ein Kreisel kannst du dich drehn.“
„Da war ich noch sehr klein, was, Papa?“ fragt Robin. „Aber schau mich jetzt mal an...“
Robin knipst die Lampe über dem Bett an und springt auf. Er springt, so hoch er kann, und fängt gewaltig an zu tanzen. Auf dem großen Bett. Wie ein Känguruh hüpft er nach allen Seiten. Wild schwenkt er die Arme und ruft:
„Schau mal, Papa! Wie gut ich nun tanzen kann!“
„Ho, ho, ho, ho!“ ruft Papa. „Paß doch auf! Du hast Knor aus dem Bett getanzt!“
Es stimmt! Das Bett federt so auf und ab, daß Knor rausgeplumpst ist. Aber Knor findet das nicht schlimm. Er liegt neben dem Bett und lacht einfach.
„Nachher fällst du mir auch noch raus!“ ruft Papa. „Sei so lieb und höre jetzt bitte auf!“
Robin macht einen letzten Sprung und plumpst der Länge nach neben Papa aufs Bett. Er keucht vom wilden Tanzen.
„Hast du gesehen, Papa“, keucht er, „wie gut ich schon tanzen kann?“
„Es war supergut!“ sagt Papa. „Sei mal still!“
Sie sind ganz still, Robin und Papa, und Knor liegt ganz still neben dem Bett und lächelt. Unten hören sie Mama pfeifen. Mama pfeift ein Liedchen. Das macht sie immer, wenn sie will, daß Papa runterkommt. Oder Robin. Oder alle zwei...
„Oh, oh“, sagt Papa. „Die saubere Windel!“
Er springt aus dem Bett und zieht seine Hausschuhe an. Robin will mit nach unten, aber eigentlich darf er ja nicht. Papa hat gerade erst gesagt, daß er nicht darf. Aber Robin will so gerne!
Er hüpft einfach aus dem Bett und zieht auch seine Hausschuhe an.
„An die Arbeit!“ sagt Papa.
Das ist toll! Papa hat ganz vergessen, daß Robin gar nicht mit nach unten darf! Zusammen laufen sie die Treppe runter, durch den Flur, ins Wohnzimmer.
„Ja, was ist denn das!“ sagt Mama. Sie schaut Robin erstaunt an. „Wen haben wir denn da? Was machst du denn noch so spät hier?“
„Ich konnte nicht schlafen“, sagt Papa. „Und Robin kam runter, und dann haben wir ein bißchen erzählt. Wir lagen gerade im Bett.“
Robin steht neben dem hohen weißen Bett. Er schaut nach seinem Schwesterchen. Es liegt neben Mama unter der Decke.
„Hallo, Suse“, sagt er.
Er kitzelt Suses Händchen. Suses Finger greifen nach Robins großem Finger und halten ihn ganz fest.
„Sie gibt mir eine Hand!“ jauchzt Robin.
„Gib ihr mal einen Kuß“, sagt Mama. „Und dann gib mir einen Kuß, und Papa auch, und dann... wie ein Wirbelwind ins Bett!“
„Ein Viererkuß!“ ruft Robin. „Komm, Papa!“ Papa kommt. Mama nimmt Suse in die Arme, und Papa hebt Robin hoch. So küssen sie sich, Mama und Papa und Robin
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