Robin Hood
Erschöpft setzte sich Robert of Locksley auf den Waldboden und lehnte sich an einen Baum.
„Master.“
„Lass die Förmlichkeiten Much. Robert of Locksley ist Vergangenheit.“
„Und was ist die Zukunft, Master?“
„Wir werden sehen, Much.“
4
Gegenwart
Isabella stellte ihren schweren Koffer ab. Eine Stunde zu früh hatte sie den Treffpunkt der Reisegruppe nach England erreicht.
Alles in ihr sehnte sich nach einer Zeit, die längst vergangen war.
Nach einer Liebe, die sich nie erfüllte. Nach einem Mann, dessen Schicksal sie nie sein würde.
Ungeduldig zählte Isabella die verbleibenden Minuten, bis endlich der Reisebus vorfuhr, der sie an den Ort brachte, an den sie sich jede Nacht flüchtete, den Sherwood Forest.
Mit stark klopfendem Herzen betrat Isabella den Bus und blieb wie angewurzelt stehen, als circa vierzig Personen über siebzig, ihr freundlich zulächelten. Isabella lächelte gequält. „Wie lange dauerte diese Busfahrt?“,ging es ihr durch den Kopf. „Und bitte keine Gespräche über Krankheiten“, dachte sie.
„Hallo!“, hörte Isabella eine Stimme aus der Menge und stellte dankbar fest, dass ein junges Mädchen ihr fröhlich zuwinkte.
Isabella schleppte ihren Koffer zur Rückbank und nahm erleichtert Platz.
„Ich bin Isabella.“
„Ich bin Tabea. Ich kann es kaum erwarten dieselbe Luft zu atmen wie Will Scarlett und dieselben Wege zu gehen, die er ging“, plapperte ihre Sitznachbarin munter drauf los.
Isabella lächelte gelöst. Sie hatte eine Verbündete gefunden, die keine Konkurrenz darstellte.
5
1198 Huntington Castle
Fest presste Marian ihr Ohr an die Tür zum großen Saal und lauschte angestrengt der Unterhaltung, die dahinter stattfand.
Margret, die hinter Marian stand, hielt Wache, damit sie niemand entdeckte.
Der Sheriff of Nottingham war schon sehr früh am Morgen auf Huntington Castle eingetroffen und hatte lauthals nach Gisbourne verlangt.
„Gott steh mir bei“, flüsterte Marian und trat einen Schritt zurück.
„Schnell“, sie packte Margret am Arm und zog sie mit sich, bis sie sicher in Marians Zimmer ankamen.
Kaum waren die beiden außer Sichtweite, flog die Tür auf und der hagere, glatzköpfige Sheriff trat in den Flur.
„Habe ich mich verständlich gemacht, Gisbourne“, zischte er.
„Ich werde Lady Marian sofort aufsuchen“, erwiderte Gisbourne mit Unbehagen. Die letzten drei Monate war ihm Lady Marian aus dem Weg gegangen, sobald er ihre Nähe gesucht hatte. Sie würde einer Heirat mit ihm bestimmt nicht erfreut gegenüber stehen. Und das Letzte was er wollte, war eine Braut, die er zum Altar zwingen musste.
„Lasst Euren Charme spielen Gisbourne und stellt klar, dass die Lady keine andere Wahl hat!“, polterte der Sheriff, bevor er sich abwandte und davon stürmte.
***
Marian schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
„Was um Gottes Willen habt Ihr gehört, Mylady?“ Bevor Marian antworten konnte, klopfte es an der Tür. „Hier ist Gisbourne. Ich muss mit Euch reden!“
Hastig schlüpfte Marian ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn.
„Sag ihm bitte, dass ich krank bin und schick ihn weg“, bat sie Margret.
„Ist mir ein Vergnügen“, erwiderte Margret und näherte sich der Tür, entschlossen, Gisbourne loszuwerden. Sie nahm noch einen tiefen Atemzug, bevor sie die Tür öffnete.
„Sir Guy, Lady Marian fühlt sich heute nicht wohl. Sie klagt über Kopfschmerzen. Könntet Ihr Euer Anliegen auf später verschieben?“
Guy schob sich an Margret, die die Tür nur einen Spalt geöffnet hatte, vorbei und trat zu Marian ans Bett.
„Mylady, was fesselt Euch ans Bett?“, fragte er kühl.
„Ich fühle mich nicht wohl, Sir Guy“, piepste Marian und musterte Guy misstrauisch, ob er ihr glaubte.
Guy trug sein langes schwarzes Haar offen, seine blauen Augen ruhten auf ihr.
„Ich wünsche Euch gute Besserung, Mylady.“ Guy wandte sich ab und näherte sich wütend Margret, die noch immer an der Tür stand.
„Heute Abend bereitest du für Lady Marian und mich ein Festessen vor. Sollte Mylady sich dann noch immer unwohl fühlen, wartet morgen der Galgen auf dich.“
Guy entfernte sich mit schnellem Schritt.
„Der Galgen“, wiederholte Margret heiser und schloss die Tür.
Blass näherte sie sich Marians Bett und setzte sich.
„Habt Ihr gehört, Mylady?“, fragte sie fassungslos.
Marian setzte sich auf.
„Hab keine Angst Margret, so weit lasse ich es nicht kommen“, versprach sie.
„Ihr habt mir noch nicht
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