Robin im Kindergarten
und Papa gehen zur Schule. Sie haben Stiefel an den Füßen und einen Regenschirm über dem Kopf. Es regnet, aber es macht ihnen nichts aus. Überhaupt nichts! Robin tanzt durch die Pfützen. Das geht so schön mit Stiefeln. Ein Ärmel von Robins Jacke ist leer. Der Arm, der eigentlich in den Ärmel gehört, liegt in der Armschlinge. In der Windel. Es sieht aus, als hätte Robin einen sehr dicken Bauch unter seiner Jacke. Fast so dick wie Mamas Bauch, als Suse noch drin war. Später, im Kindergarten, will Robin im Stuhlkreis erzählen, dass er von der Schaukel gefallen ist und dass der Doktor kommen musste. Er will auch seine Armschlinge zeigen. Und er will von Pieters Brief erzählen und dass er zu Pieters Fest eingeladen ist. Alle Kinder sollen ihm zuhören. Auch die Kindergärtnerin.
Robin geht in den Kindergarten rein. Alle Kinder stehen noch im Flur. Sie ziehen ihre nassen Jacken aus und auch ihre nassen Schuhe. Sie ziehen ihre Turnschuhe an.
Robin zieht seine Jacke aus.
„Guckt!“, sagt er. Er zeigt auf seine Armschlinge. Aber niemand guckt.
„Ich habe mir das Handgelenk verstaucht“, sagt Robin.
Aber niemand hört zu.
Die Kinder spähen durch die Tür in den Gruppenraum. Sie flüstern miteinander. Sie zeigen und sie kichern. Was ist denn nur...? Warum will niemand seine Armschlinge sehen?
Robin zieht die Stiefel aus. Er nimmt seine Turnschuhe.
„Ich kann meine Turnschuhe nicht anziehen“, sagt er ganz laut, „denn ich habe meinen Arm in einer Armschlinge.“
Niemand hört. Robin nimmt seine Turnschuhe in die Hand und geht zum Gruppenraum. Er geht an den Kindern vorbei, die immer noch durch die Tür ins Zimmer spähen. Nellie steht auch dabei. Sie sieht Robin und dreht sich um.
„Da ist ein neuer Junge“, sagt sie.
„Na und?“, sagt Robin. „Ich habe mir mein Handgelenk verstaucht.“
„Guck dir den an“, sagt Nellie.
Sie zieht Robin zur Tür.
„Au!“, sagt Robin. „Pass doch auf! Ich habe meinen Arm in einer Armschlinge!“
„Der neue Junge ist total weiß!“, sagt Nellie.
Robin stellt sich auf die Zehenspitzen und guckt durch die Tür. Er sieht den Jungen nicht. Die zum Kreis gestellten Stühle sind noch leer.
„In der Bauecke“, sagt Nellie.
Und nun sieht Robin ihn auch. In der Bauecke sitzt ein Junge. Die kleinen Bauklötze liegen vor ihm auf dem Tisch.
Nellie hat Recht, der Junge ist unheimlich weiß. Seine Haare sind weiß, sein Gesicht ist weiß. Es sieht komisch aus, so ein weißer Junge in ihrer Klasse. Die Kinder aus dem Dorf sind nie so weiß.
Sie gehen in den Gruppenraum. Nellie ist die Letzte, die reingeht, und Robin ist der Allerletzte.
„Fräulein Tineke“, fragt Robin, „hilfst du mir die Turnschuhe anzuziehen? Ich kann das nicht alleine. Guck mal.“
Er lässt Fräulein Tineke seine Armschlinge sehen.
Die Kindergärtnerin erschrickt.
„Was ist denn passiert, Robin?“, fragt sie.
„Ich bin von der Schaukel gefallen“, sagt Robin, „und ich darf auch zu Pieters Fest gehen.“
„Ich merke schon“, sagt die Kindergärtnerin, „du hast nachher viel zu erzählen im Kreis.“
Fräulein Tineke versteht alles.
Aber zuerst erzählt sie selbst.
Über den kleinen weißen Jungen.
Er heißt Ellexender, aber sie dürfen auch Alexander sagen. Er kommt aus einem fernen Land. Aus England. Das liegt auf der anderen Seite vom Meer — so weit!
Die Kinder gucken alle zu Ellexender. Ellexender traut sich noch nicht zurückzugucken. Er baut einen Turm aus den kleinen Klötzen. Das kann er gut, das sieht Robin.
„Ellexender wohnt noch nicht lange in den Niederlanden“, sagt Fräulein Tineke. „Er spricht Englisch. Er kann noch nicht gut Niederländisch sprechen. Aber das kommt schon noch, wenn wir alle nett zu ihm sind und ihm helfen.“
Robin möchte Ellexender gerne helfen niederländisch sprechen zu lernen.
Aber Fräulein Tineke sagt: „Lasst Ellexender nur noch etwas in Ruhe. Er ist hier um sich einzugewöhnen. Er muss sich an den Kindergarten gewöhnen. Und an euch natürlich auch. Und an mich.“
Die Kinder lassen Ellexender in Ruhe, aber sie gucken immer wieder zu ihm hin. Und wie sie gucken...! Dann darf Robin erzählen.
Er lässt alle seine Windel sehen und sagt, dass die Windel Armschlinge heißt. Er erzählt von der Schaukel und wie er runter fiel und dass der Doktor kam. Er erzählt und erzählt, aber die Kinder hören gar nicht richtig zu. Sie gucken dauernd zu Ellexender, der einen Turm baut. Der Turm wird gewaltig hoch. Dann
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