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Robin und Gott

Robin und Gott

Titel: Robin und Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sjoerd Kuyper
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Erwachsenen sitzen am Tisch und spielen Karten. Wenn das Spiel vorbei ist, muss Robin ins Bett. Aus dem Radio kommt leise Musik. Robin und Knor sitzen auf dem Sofa. Sie hören die Musik aus dem Radio und betrachten den Weihnachtsbaum. Im Baum glitzern die silbernen und gläsernen Kugeln. Robins lila Gitarre hängt natürlich auch dran. Ganz vorne. Die Kerzen brennen noch nicht. Die werden erst morgen angesteckt.
    Das Kartenspiel ist vorbei.
    „Ich gehe“, sagt Opa. „Bis später.“
    Er steht auf und geht aus dem Zimmer.
    „Höchste Zeit“, sagt Papa zu Robin.
    Jetzt muss Robin ins Bett. Aber er will noch nicht ins Bett!
    „Wo geht Opa hin?“, fragt er.
    „Opa geht noch ein Stückchen spazieren“, sagt Papa.
    „In die Kirche“, sagt Mama.
    Robin will auch in die Kirche!
    Opa kommt wieder ins Zimmer. Er hat seine Jacke an. Er gibt Robin einen Kuss.
    „Darf ich mit in die Kirche?“, fragt Robin.
    „Nein!“, ruft Papa. „Es ist Bettzeit.“
    Robin schaut zu Mama.
    „Ach“, sagt Mama.
    „Von mir aus darf er mit“, sagt Opa. „Zu zweit ist es schöner.“
    Robin schaut zu Papa.
    „Ich weiß nicht“, sagt Papa. „Das Getue mit Gott...“ Robin schaut zu Mama.
    „Ich weiß nicht, ob das schön für dich ist“, sagt Mama zu Robin. „Es dauert ziemlich lange...“
    Jetzt ist sich Robin sicher: Er darf mit! Er muss jetzt nur noch sagen:
    „Aber ich möchte so gerne!“
    „Dann geh eben“, sagt Mama.
    Robin rennt in den Flur. Er zieht seine Jacke an, setzt die Kapuze auf, Schal um den Hals. Er schlüpft in seine neuen Schuhe und zieht Handschuhe an.
    Opa macht die Tür auf. Zu zweit stapfen sie in die Nacht.
    Und es ist richtig Nacht. Der Himmel ist schwarz. Man sieht keine Sterne und auch der Mond ist nicht zu sehen. Trotzdem ist es noch ein bisschen hell. Das kommt vom Schnee. Der Schnee ist so weiß, so schrecklich weiß, als würden unter dem Schnee kleine Lichter brennen. Die Lampen sieht man nicht, aber das Licht schon. Vielleicht, denkt Robin, sind da kleine Zwergenhäuschen unter dem Schnee versteckt. Und das Licht leuchtet aus ihren Fenstern. Der Schnee ist so dick, es könnte doch sein. Robin läuft ganz vorsichtig, um die Häuschen nicht zu zertreten.
    Sie laufen Hand in Hand durch den Schnee, Robin und Opa. Robins kleiner Handschuh liegt schön warm in Opas großem Handschuh.

    Vor ihnen im Dorf fängt die Glocke der Kirche an zu läuten. Sie läutet laut und hört gar nicht mehr auf.
    Die Leute kommen aus ihren Häusern und gehen zur Kirche. Es ist viel los auf den Straßen, mitten in der Nacht.
    Die Kirche steht gegenüber vom Café Zum Ritter Sint Joris .
    Zwischen der Kirche und dem Café ist ein großer Platz.
    „Hier war die Kirmes, Opa“, sagt Robin.
    „Das weiß ich noch“, sagt Opa. „Du bist damals Karussell gefahren.“
    „Das weißt du noch gut, Opa“, sagt Robin.
    „Ja“, sagt Opa. „Da war Kirmes und nun ist Weihnachten.“
    „Auf der Kirmes ist es laut“, sagt Robin.
    „Und an Weihnachten ist es still“, sagt Opa. „Nachher in der Kirche musst du auch still sein.“
    Die Kirche ist sehr hoch. Schrecklich hoch. Das kann man gut sehen, wenn man sich ganz nah davor stellt und zum Wetterhahn auf dem Turm hochschaut. Aber wenn man in der Kirche ist, kann man es noch besser sehen. Robin ist zum ersten Mal in seinem Leben in der Kirche. Von innen scheint die Kirche fast so hoch zu sein wie draußen die Wolken. Es brennen große Kerzen und aus der Orgel kommt Musik.
    „Wir setzen uns oben hin, auf die Empore“, sagt Opa. „Da können wir alles gut sehen.“
    Vieles in der Kirche ist aus Holz. Robin und Opa steigen eine Holztreppe nach oben. Da ist ein hölzerner Boden, die Empore. Sie ist auf einer Seite offen. Von da aus kann man hinunterschauen, dann sieht man die ganze Kirche. Da ist auch ein kleines Geländer aus Holz. Das ist praktisch. Da kann man nicht runterfallen. Und da stehen Bänke aus Holz. Robin und Opa setzen sich auf die vorderste Bank und schauen hinunter. Opa schaut über die Brüstung, Robin schaut zwischen den Stäben durch.
    In der Kirche ist es behaglich. Robin sieht alle möglichen Leute. Es sind auch Kinder aus dem Kindergarten da. Robin sieht Nellie und Alexander, Elias und Hermann, Jan, Wiepke und Wim. Er winkt ihnen zu, aber sie winken nicht zurück. Sie sehen Robin nicht. Sie rennen fröhlich herum. Die Erwachsenen sitzen auf den Bänken. Alle unterhalten sich. Aber als die Orgel aufhört zu spielen, werden alle Menschen still.

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