Robina Krux
der entlang der Weg zur Grotte führte.
‘Nun, auf jeden Fall ist für mich der Marsch zur Kuppel bequemer und auch kürzer geworden!’
Es machte Robina zunächst Mühe, die Tür von außen zu öffnen – bis sie herausfand, dass sie sie in der oberen Hälfte regelrecht anspringen musste.
Plötzlich, beinahe schlagartig, überfiel Robina Müdigkeit. Sie vergewisserte sich, dass es vier Stunden über die Schlafenszeit war, und schleppte sich, die Bucht abschneidend, zum Wrack.
Dort schwang sie sich auf das Eselchen und fuhr überschnell zur Grotte.
Sie stieg in die Kabine, kuschelte sich auf das Lager, dachte noch, dass es wunderbar sei, den zweiten Eingang entdeckt zu haben. Aber nicht diese Tatsache an sich stimmte Robina so froh, sondern die Hoffnung, die sich logischerweise – so meinte sie – daran knüpfte: Bei so viel Aufwand würden die Fremden regelmäßig die Station aufsuchen. Und mit dieser Hoffnung schlief Robina ein.
Als sie erwachte, begann Robina zu grübeln. Die euphorische Stimmung hatte nicht angehalten.
Die Tatsache, dass der Bau zwei oder drei Ausgänge hatte, bedeutete noch nicht, dass die Anderen bald kommen würden, im Gegenteil.
Aber immerhin fühlte sich Robina ausgeruht, sie dachte an ihre Schreiberei, obwohl sie mit dem Inhalt der ersten drei Seiten, die sie als Einleitung betrachtete, keineswegs mehr zufrieden war. Das Weitere wollte sie besser vorbereiten, bevor sie wieder an die Wand ging.
Robina legte sich zurück. ‘Von unserem Zusammenleben müssten sie erfahren, wie wir arbeiten, wohnen, leben…, gelebt haben…’
In Robinas Gedanken schob sich die Flotte der Luftschiffe. Sie empfand ihr Erstaunen von damals nach – über die Versammlung von 1700 solcher mächtigen Flugapparate. Ed hatte ihr bestätigt, dass es bis auf wenige Ausnahmen alle waren, die auf dem alten Kontinent überhaupt existierten.
Ja, Ed, er hatte es erreicht, dass sich die Schwester, wenn sie sich „artig“ verhielt, in der Leitgondel des Dispatcher-Fesselballons aufhalten durfte, so lange sie zuschauen wollte.
„So etwas, Robi, siehst du nicht alle Tage. Es ist erst das zweite Unternehmen dieser Art überhaupt – und mein erstes!“ So hatte Ed ihr den Besuch schmackhaft gemacht.
Am frühen Abend vorher schlenderte sie durch die alte verlassene Stadt. Die untergehende Sonne tauchte die grauen Blöcke in warmes Licht. Dort, wo sich noch Glas in den Fenstern befand, blitzten Reflexe auf.
Die Schritte hallten auf hartem Beton. Wohin man den Kopf auch richtete, überall traf der Blick auf senkrechte oder horizontale Betonflächen. Sie bildeten Schluchten und Bahnen, bebaut mit parallel zueinander stehenden fünfgeschossigen Häusern, aufgelockert durch uniformierte Flachbauten; manchmal überragt von einer elfgeschossigen ehemaligen Wohnmauer.
Robina hatte sich vorgestellt, dass zwischen diesen Wänden in wenig geräumigen Gevierten Kinder getollt hatten, dass Blechkästen schnurrend und tuckernd umherfuhren, stinkige Auspuffgase minutenlang zwischen den Blöcken standen, dass aus den nicht klimatisierten Räumen durch die geöffneten Fenster allerlei Dünste und Geräusche drangen und dass, gewollt oder ungewollt, stets ein Nachbar Vorgänge in der Wohnung des anderen miterlebte.
„Du bist ungerecht, Robi“, hatte Ed auf ihre Bemerkung geantwortet. „Die Menschen haben sich hinter diesen Wänden durchaus wohl gefühlt, genau wie wir heute in unseren Wohnungen. Es war für sie ein Fortschritt, so zu leben. Sie haben hier geknobelt, geliebt, gearbeitet, sich entspannt, Informationen erhalten, sich ausgetauscht, haben ihre Nachkommen gezeugt, die unsere Ahnen sind. Eine sehr rationelle Angelegenheit, so zu bauen – und worauf es ankam: Es ging schnell. Bedenke bitte, in jener Epoche flossen Milliarden in die Rüstung. Es wurde da eben – natürlich oft gegen besseres Wissen – das Sparsamste verwirklicht. Klar, Fehler wurden gemacht… Aber der Fortschritt war es auch damals! Und ich sage dir, wenn wir diese Dinger nicht aus Sicherheitsgründen aufgeben müssten, weil unter anderem die Armierungen verrottet sind, ich bin sicher, etliche wären heute noch bewohnt. Schau dir historische Städte an: Ist es da nicht – wenigstens zum Teil – noch so?“
„Na ja – aber doch nicht so dicht aufeinandergerückt!“, hatte Robina schwach widersprochen. Wie oft konnte sie Eds Logik nichts entgegensetzen.
Dann zeigte ihr Ed die bereits für das Unternehmen vorbereiteten Stadtteile. Die
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