Robina Krux
im Ohr, mit dem Gedanken, jetzt, in diesem Augenblick, konnte sie irgendwo einem fernen Höret auffallen! Ein Warten hätte dann Sinn gehabt, einen kleinen Sinn…
‘Die paar Unregelmäßigkeiten, die ich bisher dem Signal beigeben konnte, was bedeuten die schon. Ein derart tristes Rufen wird nicht ständig abgehört.’ In diesen Gedanken drehte Robina auf Empfang. Die Anlage schwieg.
„Immerhin“, sagte sie mit bitterem Triumph. „Vielleicht habe ich es diesmal geschafft, sie matt zu setzen. Das wäre auch schon ein Erfolg.“
Trotzdem wollte ihre Niedergeschlagenheit nicht verfliegen. Lange konnte Robina nicht einschlafen, obwohl sie sich am ganzen Körper wie zerschlagen fühlte. Dann griff sie zur Box.
Von weit her drang ein Ton in ihr Bewusstsein, zerrte an den schweren Augenlidern. Es schien, als höbe dieses Singen den gesamten Körper an, trüge ihn federweich mit sich fort, immer höher, ließe ihn dann für bange Minuten allein, gleichsam schwebend, und ergriffe ihn erneut, um ihn noch höher empor zu tragen.
Plötzlich erwachte Robina, und ihr wurde leicht. Aus dem nachlässig hingeworfenen Skaphander drang das Signal, strahlend und vollkommen wie eh und je. Und obwohl der Ton erneut von unbekannten Kräften kündete, freute sich Robina – als hätten die Anderen ihr verziehen. Dann richtete sie sich auf.
Der Ärger über den missglückten Versuch, der Funkanlage ihren Willen aufzuzwingen, schwand.
„Jetzt will ich wissen, was das ist!“, murmelte sie.
Sie hatte keine Vorstellung, wie, aber sie wollte dem Geheimnis der Kuppel auf die Spur zu kommen. Der Vorsatz stimmte sie froher, und mit allen möglichen Phantastereien über das Wie schlief sie ein.
11
Die nächsten Tage verbrachte Robina damit, einen zweiten Hacker zu bauen. Sie hatte ihren Entschluss, das Rätsel zu lösen, nicht aufgegeben. Ausgangspunkt sollte jedoch wieder eine Signalunterbrechung sein.
Die Geberwalze bereitete keine Schwierigkeiten, wohl aber der Antrieb. Schließlich brachte Robina ein Flügelrad an, das mit einem Sauerstoffstrahl aus einem Reservebehälter angeblasen wurde. Bei der geringen Reibung der Walze ließ sich der Strahl sparsam einstellen, und ein Kanister würde etliche Tage reichen.
Und dann zog Robina um, in eine V-Wohnung, ganz wie sie es früher gehalten hatte, wenn sie den Vater oder Ed längere Zeit besuchte oder mit Boris die Freitage verbrachte. Und oft hatte sie eine solche Vorübergehwohnung benutzt, wenn ein Abend mit Freunden lang wurde und sie benommen war von Getränken und Düften.
Ihre hiesige V-Wohnung sollte die Kuppel werden.
Robina lud das, was sie brauchte, auf das Eselchen, hängte Einiges noch hinten an und fuhr zur Pforte zwei. Mit einiger Scheu und schlechtem Gewissen betrat sie die Kuppel, den Brenner über der Schulter, den neuen Hacker unter’m Arm.
Überrascht blieb sie stehen. Auf den ersten Blick zeigten sich keinerlei Spuren ihres Tobsuchtsanfalls. Wie geleckt der Fußboden, die Apparate intakt.
Robina stellte die Gerätschaften behutsam, beinahe ehrfürchtig beiseite. „Sie sind uns überlegen“, flüsterte sie. Bewunderung und Angst rangen in ihr. Langsam umrundete sie den Sender.
Erst bei genauerem Hinsehen gewahrte sie einige Stellen, die eindeutig Spuren der Nachbesserung trugen, vor allem dort, wo sie sinnlos mit dem Messer in die Verkleidung gehauen und eigentlich nur Kratzer und Kerben hinterlassen hatte.
Robina pfiff durch die Zähne, wie sie es oft von Ed gehört hatte, wenn er irgend etwas Bedeutsamem auf die Spur gekommen zu sein glaubte.
Und Robina glaubte, den ersten Makel in der Perfektion des geheimnisvollen Schlossers entdeckt zu haben. Sie fand Zeugnisse, dass jener wieder die Kuppel aufgesucht hatte, abgesehen vom Funktionieren der Anlage – und, bewiesen nun, dass es ihn geben musste!
Dann wunderte sie sich über ihre Haltung. Obwohl nun klar zu sein schien, dass sie sich nicht allein auf dem Boliden befand, spürte sie weder richtige Angst noch Freude. Zugegeben, ein wenig bang war ihr, und öfter als einmal ging ihr Blick zur Schleusentür, ob sie sich nicht öffnete und irgend etwas Überraschendes hereinließ.
Aber eigentliche Freude empfand sie auch nicht: Jemand, der sich so verborgen hielt, gab zu verstehen, dass er mit dem Eindringling nichts zu tun haben wollte. Und aufgedrängt hatte sich Robina noch nie und bei niemandem. Sie hatte zu Boris’ nicht geringer Überraschung die Liaison, obwohl es sie sehr schmerzte,
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