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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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beendet. Und trotz ihrer aussichtslosen Situation würde sie nicht um gutes Wetter bitten. Denn, so entschied sie, dieser Jemand müsste längst ihre Lage erkannt haben, müsste wissen, dass Zurückhaltung, Vorsicht oder was immer ihn sich verbergen ließ, unnötig waren. ‘Wirklich? Bisher haben sie von mir nur Zerstörung erfahren!’
    Dann wurde sich Robina bewusst, dass sie möglicherweise ganz falsche Maßstäbe anlegte. Treppen und Gänge, Sensoren und Schilder deuteten darauf hin, dass die Anderen in ihren Reaktionen, in ihrem Wesen den Menschen verständlich sein mochten. Das Gegenteil konnte jedoch ebenso der Fall sein. ‘Woher nehme ich die Gewissheit, dass sie einen Kontakt wollen?’ Mit diesem Gedanken stieg so etwas wie Mutlosigkeit in Robina auf.
    Dann schob sie das alles weit von sich und betrachtete eingehend die Reparaturstellen. Sie fühlte sich durchaus nicht als Fachmann für Oberflächenveredlung, aber hier glaubte sie zu erkennen, wie der fremde Monteur zu Werke gegangen war: Er hatte die Kratzer und Kerben ausgegossen, geschlichtet und farblich der Umgebung angepasst, und gerade das schien ihm nicht hundertprozentig gelungen zu sein. Meist schimmerten die reparierten Stellen heller. Die Kabel hingegen und auch die Supraschleife zeigten keinerlei Makel. ‘Ausgetauscht!’ dachte Robina.
    „Nun gut“, sagte sie. „Die kaputten Teile ausgetauscht, aber warum diesen Aufwand, diese Akribie bei der Verkleidung? Die Apparatur hätte auch mit den Kratzern und Kerben gesendet. Weshalb also dieser Hang zum letzten Schliff?“
    Dann erinnerte sie sich ihrer Übertreibung bei der Vorratsbilanzierung. ‘Da habe ich auch mehr gemacht als notwendig!’ Langsam ließ Robina den Gedanken in sich wachsen. Dann rief sie: „Ein Leidensgefährte!“
    Gleich darauf ließ sie ihr Kartenhaus zusammenstürzen, und es traf sie schwer: ‘Dann hätte er auf jeden Fall, als er uns spürte, alles unternommen, damit wir ihn retten. So wie sie mich retten würden, wenn sie könnten.’
    Wieder regte sich in Robina der Gedanke: ‘Was wissen wir denn voneinander, wer vermag zu sagen, was die Anderen täten…’ Und dann unternahm sie das ihrer Meinung nach einzig Vernünftige und installierte mit aller Brutalität den Signalhacker. Bevor sie die Flamme ansetzte, rief sie, ein seltsames Gefühl in der Magengegend überspielend: „Nimm’s mir nicht übel, Mister Unbekannt“, und sie dachte: ‘Wenn du etwas dagegen hast, und alles spricht dafür, dann scher dich her und sag’ es mir!’
    Aber der Apparat lief nicht.
    Als sich nach dem Aufdrehen des Ventils das Flügelrad nicht bewegte, bekam Robina vor Schreck eine Gänsehaut, dann schlug sie sich mit der flachen Hand an den Kopf.
    In der Kabine, wo sie die Funktionsprobe gemacht hatte, hatte es funktioniert, „weil dort keine Weltraumtemperatur herrscht, du Esel. Der flüssige Sauerstoff verdampft, hier tut er das nicht!“ Nach einer Weile: „So ein Mist!“
    ‘Ha, Robina, du machst dich, wirst noch ein technisches Genie!’ Sie zerrte den Kanister auf den Heizer. Der Schlauch erwies sich als lang genug, und wenig später drehte sich die Crapsdose.
    Wieder strahlte die S-Melodie in den Raum, und doch ein wenig stolz ging Robina, die anderen Dinge für die Einrichtung ihrer Wohnung herbeizuschaffen. Ihre zunehmende innere Unruhe, das Spannungskribbeln, ignorierte sie.
    Vier Mal musste sie den langen Gang passieren, mit dem Schrägfahrstuhl bis zum Ringsalon, wie sie mittlerweile den Rundbau nannte, fahren und dann senkrecht empor in die Kuppel. Sie tat’s mit aller Selbstverständlichkeit. Aber unterbewusst kam sie sich vor wie eine Maus, die bereits nichtsahnend in der Falle sitzt.
    Robina richtete sich einigermaßen häuslich ein. Ein wenig grauste ihr vor der Aussicht, tagelang im Raumanzug zubringen zu müssen. Sie nahm sich vor, einmal in der Woche die Hauptwohnung aufzusuchen, sich dort zu waschen, auszuruhen ohne den Anzug. ‘Es soll früher Leute gegeben haben, die sich freiwillig nur einmal in der Woche gründlich wuschen, da werde ich das auch überstehen.’
    Robina machte es sich bequem, so gut es ging, und wartete.
    Zwei Mal streikte am ersten Tag der Hacker, zwei Mal war sie ihm dafür dankbar, weil er ihr zu tun gab.
    Das Ursprungssignal blieb verstümmelt, niemand kümmerte sich darum. ‘Und du sei froh, Robina, es ist, was du wolltest!’ Aber sie fühlte, wie sie von allen Seiten graue Langeweile bekroch.
    Als es Schlafenszeit wurde,

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