Robina Krux
entschieden: Kein Roboter wird wie ein Mensch aussehen. Freilich, reizvoll, Pseudozwillinge zu erdenken, Puppen mit tickenden Herzen. Aber Service hieß immer noch Dienst, Bedienung, eine Tätigkeit, dem Menschen oft zuwider. Warum also soll eine solche Servicemaschine dann dem Menschen nachgebildet sein?’
Robina erinnerte sich der vielen musealen Roboter-Monster. ‘Welche Mühe hatte es gemacht, den Gleichgewichtssinn nachzubilden. Und das langsame Laufen… Wie schön und elegant schwenkt die Birne, und dann noch mit mir unter dem „Arm“. Wahrscheinlich bewegt sie sich auf einem Antigravfeld. Also, wenn das zutrifft, muss die Maschine anders aussehen als ihre Erbauer. Es ist unwahrscheinlich, dass ein biologisches Wesen sich auf einem solchen Feld fortbewegen kann.’
Robina fühlte sich ein wenig erleichtert. Sie hing zwar nicht der These an, alle vernünftigen Wesen des Kosmos müssten menschenähnlich sein; es wäre aber doch nicht so sympathisch gewesen, wenn…
Robina brauchte Ruhe, einige Zeit der Sammlung.
‘Einen Plan müsste ich haben, um beim nächsten Anlauf die Festung zu nehmen. Noch einige Rückschläge, und ich hätte keine Kraft mehr…’
An den folgenden Tagen zwang sie sich, all das, was in den langen Wartestunden ihre Erinnerung heraufbeschworen und was sie aufgeschrieben hatte, auf die Kristallwand zu übertragen. Es fiel ihr schwer, und sie kam nicht zufriedenstellend voran. Oft glitten ihre Gedanken in die Kuppel, die zur Zeit wieder ihr hergebrachtes Signal sendete.
In Robina setzte sich die Erkenntnis durch, alles auf eine Karte setzen zu müssen, in der Hoffnung, dass die Anderen auch weiterhin Gewalttätigkeiten vermieden. ‘Es wäre doch’, so folgerte sie, ‘ein Leichtes gewesen, mich aus der Kuppel zu werfen, den Vertikalfahrstuhl stillzulegen, die Türen zu verriegeln oder aber auch brutal in meiner Gegenwart zu reparieren. Nein, sie warten, bis die Anzeichen eines nahen Biofeldes ausbleiben. Und dann erst kommen sie – oder es…’
Je mehr sich Robinas Gedanken damit beschäftigten, desto klarer wurde ihr, dass es vollauf genügte, wenn nur die halbe Birne auf dem Boliden existierte, obwohl sich alles in ihr gegen diese Annahme sträubte. Aber, wenn sie es sich ehrlich eingestand, alle Äußerungen der halben Birne, die sie bisher kennen gelernt hatte, ließen sich durchaus einer Maschine zuordnen. Was lag zum Beispiel näher – für eine Maschine, die zu logischen Reaktionen fähig war –, als alles, was irgendwie mit dem Biofeld zusammenhing, das zum ersten Mal an der Kristallwand aufgetaucht war und dort einen metallischen Körper hinterlassen hatte, wieder dorthin, also an den Ausgangspunkt zurück zu schaffen? Doch wohl eine Maschinenreaktion.
‘Die Alteingesessenen nannten ihn „Mäuschen“‘, erinnerte sich Robina. ‘Eine Servicemaschine, die sich im Institut nützlich machte. Mäuschen löste solche Zuordnungsaufgaben mühelos. Und dabei konnte niemand sagen, wann der Automat eigentlich das Licht der Welt erblickt hatte, so alt war er schon, gehörte praktisch zum Inventar. Niemand brauchte Mäuschen, doch alle beschäftigten es. Und Donas hatte einmal in einem seltenen Anflug von Humor gemeint, man dürfe Mäuschen nicht kränken, indem man ihm den Eindruck vermittelte, es würde nicht mehr gebraucht. Und Mäuschen bereitete Tees und Kaffee, brachte die Getränke in die Zimmer und wusste stets, wer wie viel Stück Zucker, wer Sahne und überhaupt, wer Tee und wer Kaffee bekam.
Mäuschen, viel kleiner als die Birne, hatte nicht so viel Kraft wie diese, und es bestand im Wesentlichen aus einem abgerundeten Kunststoffkasten, einem grauen. Vielleicht trug die Farbe zur Namensgebung bei. Es konnte nicht schweben und war auf seinen Nachlaufrädern in unebenem oder weichem Gelände beinahe manövrierunfähig, konnte jedoch Treppen steigen und reagierte auf einfache, deutlich gesprochene Sätze mit einem Leuchtschriftbild. Also!’
Robina vermochte sich vorzustellen, dass Nachkommen von Mäuschen, wenn bei den Menschen Bedarf vorläge, durchaus mit den Eigenschaften der Birne versehen werden könnten.
Und so gelangte Robina, in der Wand hängend und den Brenner immer wieder absetzend, zu der Überzeugung, dass nur die halbe Birne, eine Servicemaschine, und nichts und niemand sonst hier existierte. Jede andere Version wäre unvernünftig gewesen, vom Wunschdenken eingegeben. ‘Eine zuverlässige, geschickt programmierte Maschine ist ausreichend, den
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