Robina Krux
sie machen? Den Hacker entfernen, mich angreifen?’
Die Birne stand jetzt parallel zur Kuppelwand, das Gesicht von Robinas Standort aus rechts. Ganz langsam glitt der Metallkörper die Kuppelwand entlang, bis er etwa einen Viertelkreisbogen zurückgelegt hatte und nun ganz rechts von Robina stand. Dann drehte er Robina erneut den Kopf zu, verharrte, für Robina das Zeichen, dass er offenbar einen Teil seines Manövers abgeschlossen hatte.
Robina wurde schwindlig, und immer heftiger musste sie sich gegen den Gedanken an Flucht zur Wehr setzen.
Ganz sanft stieß die Birne zu. Zunächst jedoch richtete sie sich auf. Der Anblick der Unterseite – nicht gerade angetan, Robina zu beruhigen: Es lagerten dort, verschränkt, drei kräftige Manipulatoren, und Robina konnte mehrere klappenähnliche Ausschnitte erkennen.
Eine Öffnung klappte auf. Robina riss, das Schlimmste erwartend, die Hände vor das Gesicht.
Nichts geschah – zunächst.
Dann, Sekunden später, spürte Robina das Feld.
Sie spürte es doppelt, einmal, wie es sie von außen angriff, das zweite Mal im Gehirn. Ihre im Institut zu Höchstleistungen trainierten Sinne sprachen an.
In Robina glomm eine zunächst noch unbestimmte Hoffnung auf. Ihr nachgehen konnte sie nicht. Der Druck auf den Körper verstärkte sich.
Robina verlagerte ihr Gewicht, stemmte sich mit dem linken Bein gegen den zunehmenden Schub und neigte den Körper nach rechts.
‘Wenn er jetzt das Feld wegnimmt’, dachte sie, ‘falle ich um.’ Das Feld verstärkte sich jedoch immer mehr. Und Robina fühlte, dass sie dieser Kraft nichts entgegen setzen konnte, körperlich nicht. Zorn stieg in ihr auf: ‘Warte nur, es ist noch nicht aller Tage Abend!’
Wenig später begann sie zu rutschen. Sie grätschte die Beine noch mehr, aber auch das half nur für Augenblicke. Sie geriet in Bewegung und glitt von der Tür fort. Im gleichen Maße rückte die Birne vor, schob sie, immer hübsch auf Distanz, vor sich her. Robina hatte zu tun, das Gleichgewicht zu halten, dabei achtete sie naturgemäß weniger auf das Ungetüm.
Im letzten Augenblick konnte sie einen Sturz verhindern, als plötzlich das Feld zusammenbrach. Die Lifttür klappte hinter der Birne zu. „Uff“, stöhnte Robina. Dann zog sie den Druckanzug vollends aus und setzte sich neben den Hacker auf den Fußboden.
Zunächst ruhte sie aus, wartete, bis sich der Pulsschlag normalisiert hatte. Dann überlegte sie: ‘Er hat die Flucht vor einem biologischen Wesen seiner Pflichterfüllung vorgezogen. Das heißt eindeutig, solange ich mich hier aufhalte und er das weiß, so lange geht die S-Melodie durch den Raum, so lange lässt er sich nicht mehr blicken. Demnach hat er einen gewaltigen Schutzkomplex, der ihn in jedem Falle hindert, mich etwa anzugreifen. Er hätte sein Feld sicher nicht errichtet, wenn ich ihm nicht den Weg versperrt hätte. Und das Wesentliche: Er wusste, dass er mir damit nichts antat, sondern mich bloß schieben würde, hinweg von der Tür.’
Den Schutzkomplex empfand Robina zwar wohltuend, erkannte ihn aber gleichzeitig als ein Handikap. Er würde verhindern, das Wesen der Maschine näher zu ergründen, sie sich – vielleicht nutzbar zu machen.
Robina wurde klar, dass sie noch zu wenig über das Verhalten der Birne wusste, dass sie auf alle Fälle weiteren Kontakt brauchte. „Wir werden sehen“, sagte sie und kroch in die Spirale. Sie hatte die Vermutung, dass sich die Maschine um die Lift- und Türenspiele nicht kümmerte – eine nächste Unzulänglichkeit des Programms, wie sie befriedigt feststellte. ‘Der Roboter wird von Zeit zu Zeit überprüfen, ob es irgendwo ein Biofeld gibt. Ist hier oben in der Kuppel keins, aber gleichzeitig eine Unregelmäßigkeit am Sender, kommt er, um zu reparieren.’ Und diese Annahme wollte Robina bestätigt wissen! Sie richtete sich auf eine längere Wartezeit ein, bei eingeschalteter S-Melodie, mit der festen Absicht, sich noch einmal samt der Hackmaschine abtransportieren zu lassen. Dabei kam ihr in den Sinn, dass ihr Risikoverhalten bestimmt gegen diesen und jenen Paragraphen des Reglements verstieß. Überhaupt: Reglement, der Begriff kam Robina mittlerweile vor wie einer aus dem Archaikum…
Konnte es aber nicht leicht passieren, dass sie zum Beispiel während des Transports von dem Ungetüm zerdrückt oder ihr Anzug beschädigt wurde?
Risiko hin, Risiko her. Niemand konnte ihr raten. ‘Und ich wäre neugierig, ob es jemand besser wüsste.’
Ed hat damals
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