Robina Krux
geboren, mich weiter mit ihm beschäftigen zu können?’ Robina zuckte mit den Schultern: Sie spürte, dass sie ihre Empfindungen, Gedanken und Wünsche irgendwann würde in Ordnung bringen müssen. ‘Aber nicht hier und jetzt!’
‘Da ist noch der – Skaphander.’ Nachdenklich suchte Robina jenen Raum auf, in dem sich das Gebilde befand, das sie für einen Raumanzug gehalten hatte. Schlüssig wurde sie sich über das Ding nicht. Es erinnerte eher an einen Schlafsack mit fünf Öffnungen gleicher Größe und mit einem Verschluss, von dem sie sich jedoch nicht vorstellen konnte, dass er dicht sei, für einen Raumanzug ja wohl unerlässlich.
Ihre Hoffnung, aus dem Gebilde Rückschlüsse auf die Gestalt der Anderen ziehen zu können, erfüllte sich also nicht, ja Robina war sich noch nicht einmal im Klaren, ob diese elastischen, dichten, offenbar, verschweißten Hohlgewebe überhaupt etwas mit der Bekleidung der Fremden zu tun hatten. Als einzigen vagen Hinweis auf den Körperbau der Anderen blieben nach wie vor die Treppen und Gänge, die Höhe und die Anordnung der Sensoren und – vielleicht – die Werkzeuge. Letzteres schien bereits wieder zweifelhaft, denn diese Dinge konnten durchaus dem Roboter angepasst sein. Und der war – dessen war sich Robina sicher – beileibe keine Kopie der Wesen. Er brauchte zum Beispiel keine Treppe und nicht so hohe Gänge.
Robina machte sich in diesem Zusammenhang auch Gedanken darüber, dass sie bisher nichts gefunden hatte, das ein Möbelstück hätte sein können. Dies deutete wohl darauf hin, dass sich Kontrolleure, die gelegentlich hierher kamen, nicht lange im Inneren des Bauwerkes aufhielten, sondern wohl in ihren Fahrzeugen lebten. ‘Oder’– und bei dieser Überlegung bekroch Robina eine Gänsehaut –‘schicken sie auch dafür Roboter?’
Auf jeden Fall erschien es ihr undenkbar, dass die Anlage bis in alle Ewigkeit laufen sollte. Und – das war für Robina Trost und Hoffnung zugleich – die nun kontinuierlich abstrahlende S-Melodie musste den Anderen zeigen, dass ihre aufsichtsführende Maschine voll versagt hatte, sie vernichtet oder defekt sei. Denn – das hörten sie – der Sender funktionierte. ‘Aber ob sie die Störung auf eine, auf meine vernünftige Einwirkung zurückführen können? Ich müsste das noch deutlicher machen!’ Dieser Gedanke erleichterte Robina. Sie nahm sich vor, ihn sofort umzusetzen.
Sie verließ mit einigem Elan das Bauwerk. Der Besuch bei dem Birne hatte ihr neue Kraft und – neue Zuversicht gegeben. Gleichzeitig wusste sie, der andere Gedanke, sich den Roboter nutzbar zu machen, würde sie nicht loslassen. Diese Idee bedrückte sie mehr, als dass sie sich darüber freute. Sie dachte an ihre geringen Fachkenntnisse.
Robina bastelte in den nächsten Tagen noch zwei Nockenscheiben für den Signalhacker, ein 0 und ein weiteres S, das sich vom ersten, bereits vorhandenen, dadurch unterscheiden sollte, dass es an anderer Stelle des Grundsignals einsetzen würde. Viel Überlegung und Arbeit bereitete ihr ein Mechanismus, der den Kontaktgeber von der alten Scheibe auf die erste und dann auf die zweite neue und zurück heben sollte.
Die Konstruktion glückte zwar, die erste Erprobung nicht. Es gelang Robina nicht, den Lauf des Hackers mit den drei Scheiben zu stabilisieren.
Sie murkste weitere vier Tage, aber der Dauerbetrieb hätte ihren ständigen Aufenthalt im Bau erfordert.
Robina durchlebte mehrere Phasen des Wechsels zwischen schöpferischer Ruhe und einer zornigen Ungeduld, die sie selbst überraschte, weil sie sie an sich noch niemals so deutlich bemerkt hatte.
Zweimal riss sie wütend die Maschine auseinander und war nahe daran, auf den Nockenrädern herumzutrampeln. Nur mit Mühe konnte sie solche Ausbrüche unterdrücken.
Dann fühlte sie sich unausgeglichen und niedergeschlagen, und öfter stellte sie sich erneut die Frage: ‘Wozu das alles?’
Sie wehrte sich dagegen, weil sie spürte, dass solche Gedanken sie abermals in eine Stimmung fatalistischer Lethargie und Verzweiflung lavieren konnten. Und sie glaubte nicht, dass diese Niedergeschlagenheit allein aus der augenblicklichen Situation heraus entstand, aus dem Misslingen des technischen Vorhabens. Wurde sie müde, weil sie zu spüren glaubte, dass der Aufwand, den sie trieb, in keinem Verhältnis zum Nutzen stand? Sie ertappte sich dabei, dass ihr träge und wirr Zusammenhangloses und Unsinniges durch den Kopf gingen – oder gar nichts.
Immer öfter
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