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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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besonderem Maße wie vielleicht auf keinen anderen Menschen zu.
    Und Robina gelobte sich voller Rührung in der profanen Kabine, vor der kleinen, roh zusammengeschweißten Plastschale, angesichts der aus der Erde sprießenden gebrechlichen Geschöpfe, nie wieder Stimmungen aufkommen zu lassen, die zu der Frage „Wozu?“ provozierten. Alles wollte sie daransetzen, den Rest ihres Lebens so zu verbringen, dass aus ihrem Dasein auf dem Boliden größtmöglicher Nutzen erwüchse, und an den Tod nur zu denken als an einen unabdingbaren biologischen Akt, den sie wie kaum ein anderer Mensch die Gelegenheit hatte zu überdauern.
    „Meine Chance“, murmelte Robina. Und sie sah plötzlich wie einen strahlend erleuchteten Weg den Sinn ihres Seins vor sich liegen. Selten zuvor, so empfand sie, war einem Menschen seine Aufgabe, sein Beitrag zur Menschlichkeit so klar.
    Robina stand versunken vor der Schale. Die Größe des Augenblicks bedrückte sie, machte sie aber gleichzeitig glücklich, und es wurde ihr bewusst, dass es ihre schönste „Geburtstagsfeier“ werden würde.
    Früher machte man sich Geschenke. Eine Großmutter, an die sich Robina nur undeutlich erinnern konnte, obwohl die alte resolute Dame noch irgendwo in Frankreich leben sollte, wusste davon zu berichten. Ein Prüfstein für echte Zuneigung oder bloße Verpflichtung war ein solches Geschenk, auf jeden Fall ein materieller Wert, daher wohl hatte es schlechthin seinen Sinn verloren. Wer freut sich heute schon über etwas, das er im Magazin um die Ecke bekommt oder sich in die Wohnung bringen lässt.
    Und doch fand Robina im Augenblick diesen Brauch schön. ‘Hätte ich mich nicht gefreut, wenn Boris manchmal, vielleicht zum Wiedersehen nach längerer Trennung, mir irgend etwas mitgebracht hätte als einen Beweis, dass ich auch in Abwesenheit in seinem Denken und Sehnen eine Rolle gespielt habe? Eben etwas, das es um die Ecke herum nicht gibt? Eine flüchtig aufgeschriebene Zeile vielleicht, eine hübsche Begebenheit, mündlich erzählt, oder sogar etwas Materielles, etwas Altertümliches, ein Buch oder etwas Selbstgefertigtes…
    Und Robi, wo waren deine Aufmerksamkeiten dieser Art? Du hast gesorgt, dass er sich wohl fühlte, versucht, seine Wünsche, auch die unausgesprochenen, zu erfüllen. Aber das war auch schon alles, vielleicht viel, zu viel. Er hat es nicht bemerkt. Oh, er dachte rationell, der Liebe. Warum traurig sein, Robi, wenn wir uns nicht sehen, warum Sehnsucht aufkommen lassen? Im Augenblick, verstehst du, das Glück packen, es auskosten. Ist es nicht sehr viel nützlicher so? Ständig angestrebtes Erhabenes führt auch zur Verflachung. So konntest du, Boris, beinahe überzeugend argumentieren. Und ich habe mich oft, zu oft, überzeugen lassen.
    Und dann war es dir eben nicht mehr vernünftig, die vier Stunden Reisezeit von Bamako zu mir auf dich zu nehmen, zuviel, um die kleine Robi mit den Kuhaugen zu treffen, mit ihr zu albern, zärtlich zu sein…’
    Robina strich sich mit der Hand über die Augen. ‘Ob er etwas empfände, wenn er je erführe, wie es mir tatsächlich ergangen ist, dass ich bis an mein Ende noch auf diesem Kristallhaufen herumgelaufen bin, Gelegenheit hatte, viel an früher zu denken?
    Er könnte nun bald wissen, wenn er derartige Nachrichten sieht, dass die REAKTOM wahrscheinlich untergegangen, ihre Besatzung auf jeden Fall verschollen ist. Er wird sich dann schon erinnern. Wie wirst du dich erinnern, Boris?
    Müßige Fragerei!’ Robina strich sich erneut über die Augen. ‘Von dir, Boris, lasse ich mir doch meine Stimmung nicht verderben!’
    Sie streifte die Pflänzchen mit einem zärtlichen Blick, vergewisserte sich, dass der Boden die rechte Feuchte hatte, und begann bedächtig, den Skaphander überzustreifen. Sie war sich der Fülle der Arbeit wieder einmal bewusst geworden.
     
    Nach Tagen, die Robina in verbissener Tätigkeit verbrachte, kam Ruhe in ihr Denken. Sie sagte sich, dass es sinnlos sei, 30 Jahre lang derart sprunghaft zu leben, wie sie es jetzt tat. Sie empfand, dass es ebenso vernünftig sein müsste, trotz der Aufgaben, Pausen einzuschieben, vielleicht Fotos zu schießen, wie sie schon lange vorhatte, und auch die Kuppel zu besuchen, zu kontrollieren. Alles ließ sich nach einem vernünftigen Plan abwickeln. Sie fand es auf einmal albern, dass sie so oft versucht hatte, sich selber etwas vorzumachen.
    Eingegeben wurde ihr dieses Denken durch ihre neue Pflicht: Die Pflege ihres Gartens, wie sie

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