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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mit ausgebreiteten Armen an der Tür. Sie wusste nicht, wie lange, sie dachte nichts, als dass Zeit verrinnen möge.
    Allmählich nahm sie den schwachen Reflex der Kontrolllampe des Verstärkers wahr, die grün flackerte. Und langsam gab ihr dieser Widerschein, dieses Zeichen menschlichen Wirkens, ein einzigartiges Gefühl des Zusammenhalts, einer Verschwörung gegen unbekannte Gefahr. Mit diesem Gefühl wuchs in ihr Zuversicht.
    Robina drehte sich um, gab sich einen Ruck und schritt wie traumwandlerisch auf den Koloss zu. Ohne hinzusehen, fingerte sie an den Verbindungsschnüren. Als sie die Kabel durch die Handschuhe fühlte, zog sie daran, bis sie sie aus den Klemmen gerissen hatte.
    Schritt für Schritt, den Blick auf den Birne gerichtet, wich Robina bis zur Tür und glitt dann in die Ecke rechts vom Eingang.
    Zunächst geschah nichts.
    Da, wie aus tiefem Schlaf – Robina hatte wieder den Eindruck einer aufstehenden Ziege –, schaukelte sich der Birne zeitlupenhaft empor, bis etwa 40 bis 50 Zentimeter über den Boden. Er verhielt einen Augenblick, drehte sich dann langsam und schwebte der Tür zu.
    Auf halbem Wege hielt er inne.
    Robina stockte der Atem.
    Langsam schwenkte der Kopf zu ihr herum. Dann erstarrte das Ungetüm gleichsam.
    Je länger die Maschine so im Raum hing, desto mehr schwand in Robina das Gefühl einer Gefahr. ‘Alles schon einmal gehabt’, dachte sie, und plötzlich entstand in ihrem Gehirn das Bild der kreisenden Kugel, die nun bald hier und bald da Beulen bekommen würde, und sie richtete sich darauf ein, diese Beulen wieder in den Körper zu drücken. ‘Schön geometrisch rund wirst du bleiben, Kugel!’
    Dann begann die Situation auf Robina komisch zu wirken. Es mussten bereits einige Minuten verstrichen sein, in denen sich das schwebende Etwas vor ihr nicht im Geringsten bewegt hatte. Wenn nicht dieses heftige Fluoreszieren im Kopfteil zu sehen gewesen wäre, Robina hätte annehmen können, er sei abermals in seinen Schlaf verfallen.
    Sie kombinierte: ‘Er hat mich entdeckt und ist überrascht. Nun spielt er alle seine programmierten Verhaltensweisen durch, beträchtlich lange!’ Diese Erkenntnis befriedigte Robina irgendwie.
    „Na, Freund!“, rief sie heiser und erschrak vor der eigenen Stimme.
    Wenig später kam Leben in den Birne. Er wandte sich einfach ab und der Tür zu.
    „He, he, he!“, rief Robina herausfordernd.
    Ohne sich um sie zu kümmern, erreichte er die Tür. Einer der Manipulatoren glitt vor, wollte den Sensor berühren, stieß auf den Käfig, verharrte. Dann wurde er eingezogen, glitt erneut vor. Das gleiche Spiel, drei Mal, vier Mal.
    „Glaub’s nur!“ Robina lachte gekünstelt – wie als kleines Mädchen, wenn sie, bedroht von den Mitschülern, mit dem großen Bruder Ed argumentierte und damit Unsicherheit bei den anderen hervorrief. „Bist wohl am Ende mit deinem Latein? Ja? Was also jetzt?“ Robina schöpfte aus ihrem lauten, provozierenden Reden Mut.
    Der offenbar ratlose Roboter versetzte Robina allmählich in einen Taumel der Überlegenheit, der lediglich dadurch gedämpft wurde, dass sich der Birne nach einer Weile um seine Achse drehte und seinen „Blick“ eine Sekunde lang auf Robina ruhen ließ. Dann aber schwebte er auf die Werkbank zu, ergriff ein Gerät, an dem wie eine Blase ein Behälter hing, und wollte sich damit erneut der Tür zuwenden.
    Robina hatte begriffen. „Jetzt wird’s Ernst“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und sie handelte entschlossen.
    So wie sie von der Tür weggeglitten war, rutschte sie wieder zurück. Sie presste sich mit dem Rücken dagegen, die Arme leicht vom Körper gespreizt, den Blick auf den sich nähernden Roboter gerichtet.
    Anderthalb Meter vor ihr blieb er stehen. Noch nie war er ihr so nahe gewesen, von dem Transport abgesehen, ‘aber da hat er nicht mich, sondern ein Gerümpel gemeint. Jetzt meint er mich!’
    Als er hielt, wippte er leicht, als wenn ein Fahrzeug plötzlich abgebremst wird.
    Robina spürte ihren Puls fliegen; ihr Denken blieb klar. Sie starrte in sein Gesicht, als ob sie ihn hypnotisieren wollte.
    Und dann gewahrte sie, dass er Zentimeter um Zentimeter näher rückte. Robina konzentrierte sich. Er ist die Kugel, jetzt, jetzt müssen die Beulen auftreten ‘Verflixt, wo bleibt denn das Feld, komm doch, komm!’ Aber es kam nicht.
    Zunächst fühlte Robina Enttäuschung, die aber in panische Angst umschlagen konnte. Das fürchtete sie. ‘Ich habe mich geirrt.

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