Robina Krux
dass Nachtarbeit notwendig ist, dass, obwohl Produktionsüberschuss, Verschwendung und Wegwerfideologie verabscheuungswürdige Verhaltensweisen sind, dass trotz absoluter Freiheit der Partnerwahl ein Lotterleben nicht das ist, was die Gesellschaft wünscht, dass…“
Stets hatte er seine Tage der kommunalen Arbeit als Tage geringer eigener Effektivität betrachtet. Und nun hat er keine Robi mehr, die den Großen tröstet und im Trost eigene Erfahrungen vermittelt.
Sie war ein bisschen sehr zurückhaltend, werden die Freunde sagen. Oft ist sie zu ihrem Bruder gereist an den freien Tagen oder hat sich mit irgendwelchen träge gewordenen Territorialbeauftragten des Rates herum gestrubbelt. Sie hätte mehr Leichtigkeit gebraucht, aber schließlich kann man niemanden dazu zwingen, war halt so ein Typ, ein wenig unscheinbar vielleicht. Sie ist zu selten mit uns im Emotiodrom gewesen. „Ich fühle lieber natürlich“, hat sie argumentiert.
Sie alle werden so oder ähnlich empfinden, wenn die Nachricht vom Untergang der REAKTOM sie erreicht. Niemand wird ahnen, dass ich noch mehr als ein irdisches Jahr gelebt habe als einziger Informationsträger der Menschheit, als Erster, der den kosmischen Kontakt zu den Anderen herstellte…’
Als der Manipulator sie berührte, schreckte Robina auf. Plötzlich packte sie Lebenswille, einen Augenblick nur. Angesichts des aufgerichteten Roboters vor ihr erschlaffte sie jedoch vollends, und sie empfand, als geschähe alles nicht wirklich, als träume sie. „Aber die Blumen, die Blumen gehen doch zu Grunde…“, murmelte sie.
Robina lehnte schlaff an der Tür, gehalten vom Raumanzug. Sie gewahrte kaum, dass ihr Körper abgetastet wurde, nachdrücklich, aber mit der Behutsamkeit eines Arztes, von unten, an den Beinen angefangen, nach oben. Ein Andruck, eine Pause, der nächste Andruck, Pause, einige Zentimeter weiter oben…
Robina kehrte in die Wirklichkeit zurück, als sie den Druck in der Schoßgegend verspürte. ‘Das geht doch nicht’, dachte sie, ‘dass ich mich hier betatschen lasse.’
Und dann durchströmte sie etwas Unbeschreibliches, etwas das sie glücklich machte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. ‘Ich lebe! Er will mich nicht beseitigen! Kennen lernen will er mich, er speichert meine Daten ein. Ich lebe!’
Behutsam straffte sich Robina. Der Birne ließ sich nicht beirren. Vielleicht zögerte er ein wenig länger, bevor er ihr den Manipulator in den Bauch drückte.
Der Druck auf den Unterleib wurde unangenehm, und abermals griff so etwas wie Angst nach Robina. ‘Woher kann er wissen, wie stark er drücken durfte?’ Dass er ohne Mühe selbst ein Rückgrat einfach zerquetschen würde, bezweifelte Robina keinen Augenblick. Aber als sie meinte, dass der Taster einen Schaden in ihren Eingeweiden verursachen würde, ließ der Druck nach und setzte dann wenig später in der Magengegend wieder ein.
Robina unterdrückte das Bangen und zwang sich, den Birne jetzt, da sie aus nächster Nähe Gelegenheit dazu hatte, eingehend zu betrachten. Er drehte ihr die Unterseite zu und erinnerte so auf eine makabre Art wieder an einen Käfer, dem böse Buben von den sechs Beinen die vorderen und hinteren Paare ausgerissen hatten. In der Tat sahen die Manipulatoren, gliedrig, wie Insektenbeine aus.
Eins davon drückte im Augenblick Robinas Rippenbogen so heftig, dass sie sich beinahe übergeben musste, das untere hing scheinbar schlaff nach unten. Der dritte Manipulator befand sich, ordentlich gefaltet, so in Aussparungen auf der Unterseite, dass er mit der Deckfläche eine Ebene bildete. Bodenberührung hatte die Maschine nicht.
Die Unterseite zeigte sich quer gerippt, und sie wies einige asymmetrisch verteilte verschlossene Öffnungen auf. Robina vermutete, dass sich dahinter Spezialgeräte oder Fühler befanden, die nach Bedarf ausgefahren werden konnten, vielleicht auch Sicherungen. ‘Also, eine reine Zweckmaschine und gewiss nicht nur für den Einsatz auf dem Boliden konstruiert!
Was wird er machen, wenn er mit der Untersuchung fertig ist?’
Jetzt strich der Manipulator über die rechte Brust Robinas. Bevor sich der Druck verstärkte, verspürte sie ein Ziehen durch ihren Körper, und einen winzigen Augenblick lang den Drang, sich zärtlich an den Metallklotz schmiegen zu wollen.
Dann wurde die Pressung des Brustkorbs so stark, dass sie um ihre Rippen fürchtete, alles andere also als eine zärtliche Berührung.
Als sich der Druck löste, kam Robina die
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