Robins Sommer
Robin schon nicht mehr. Er schläft. Er schläft ganz ruhig. Die Klötze und die Kugeln kommen nicht zurück.
Fleisch
Jeden Morgen geht Robin mit Papa in die Schule. Hinter Papas Schule ist der Kindergarten. Der Kindergarten sieht fröhlich aus. Er ist rot angestrichen. Daneben gibt es einen Spielplatz mit Sandkasten und Klettergerüst. Überall stehen große Bäume, die Blätter rascheln in der warmen Luft. Die Kindergärtnerin ist lieb. Wenn sie will, darf sie Knor streicheln. Und das will sie.
In den Pausen kommt Papa und guckt nach den Kleinen. Er winkt Robin, und Robin winkt zurück.
„Alles in Ordnung?“ fragt Papa.
„Alles in Ordnung“, sagt Robin.
Papa streckt den Daumen hoch und geht zurück zu den großen Kindern. Robin spielt weiter mit seinen Freunden.
Wenn der Vormittag vorbei ist, bringt Papa Robin zu Tante Betty und Onkel Klaas. Papa geht dann wieder zurück in die Schule, und Robin ißt.
Tante Betty schöpft die Teller voll. Der Tisch steht am Fenster. Onkel Klaas guckt raus. Es kommt Fleisch auf den Teller und Kartoffeln und Möhren. Das mag Robin sehr.
„He“, sagt Onkel Klaas, „da kommt dein Vater.“
Robin guckt nach draußen. Wo ist Papa denn? „Ich seh ihn nicht“, sagt er.
„Dann hab ich mich geirrt“, sagt Onkel Klaas. „Guten Appetit.“
„Guten Appetit“, sagt Tante Betty.
„Guten Appetit“, sagt Robin.
Er nimmt die Gabel und sticht in sein... Was ist denn das? Wo ist sein Fleisch? Das Fleisch liegt auch nicht neben seinem Teller...! Onkel Klaas und Tante Betty essen ruhig weiter.
„Gut, das Fleisch“, sagt Onkel Klaas. „Und so viel!“
Robin sieht zu Onkel Klaas. Der kaut eifrig. Freundlich nickt er Robin zu.
„Schmeckt dir das Essen nicht?“ fragt er. „Dann will ich dein Fleisch auch haben.“
Und auf einmal sieht es Robin. Auf dem Teller von Onkel Klaas liegen zwei Stücke Fleisch! Onkel Klaas hat Robins Fleisch gemopst!
„Mistkerl!“ ruft Robin.
„Na, na, na“, sagt Tante Betty. „Wie redest du denn.“
Aber Onkel Klaas schüttelt sich vor Lachen. Er legt das Fleisch wieder zurück auf Robins Teller. „Iß mal schön, Meister“, sagt er.
Und Robin ißt. Ab und zu schaut er zu Onkel Klaas. Aber er sieht, daß der das Fleisch nicht noch einmal mopst. Er schneidet sein eigenes Fleisch in kleine Stücke.
Onkel Klaas ist unheimlich stark. Das hat Papa erzählt. Einmal hat ein Pferd Onkel Klaas getreten. Mit seinem Hinterhuf ganz fest gegen den Rücken von Onkel Klaas. Der Rücken war beinahe gebrochen. Davon kann man sterben, hat Papa gesagt, aber Onkel Klaas nicht. Der ist so stark! Auf einem Fest haben zwei dicke Frauen Onkel Klaas geärgert. Er ist ihnen durch das Haus nachgerannt. Die Frauen sind über die schmale Holzleiter auf den Speicher geklettert. Da haben sie die Bodenluke zugemacht und sich beide draufgestellt. Aber Onkel Klaas hat die Klappe mit den beiden dicken Frauen darauf hochgestemmt. Mit einer Hand! Die Frauen haben schrecklich geschrien.
So stark ist Onkel Klaas.
Robin guckt durch das Fenster nach draußen. Da steht der rote Traktor von Onkel Klaas. Vor der Scheune.
„Paß auf!“ ruft Robin. „Dein Traktor rollt von alleine los!“
Onkel Klaas erschrickt. Er springt vom Stuhl auf und drückt seine Nase an die Fensterscheibe. Robin mopst das letzte Stückchen Fleisch von Onkel Klaas’ Teller und steckt es schnell in den Mund.
„Stimmt doch gar nicht“, sagt Onkel Klaas. „Die Handbremse vom Traktor ist angezogen.“
„Dann hab ich mich sicher geirrt“, sagt Robin mit vollem Mund.
Onkel Klaas setzt sich wieder hin. Er nimmt die Gabel und sticht in sein letztes Stückchen...
„He!“ sagt er. „Wo ist mein Fleisch?“
„Gutes Fleisch“, sagt Robin. „Und so viel.“
Tante Betty prustet vor Lachen.
„Der Junge hat es schon aufgegessen!“ Sie kichert. Onkel Klaas lacht und Robin auch. Sie lachen alle drei.
Onkel Klaas zündet sich eine Zigarre an.
„Komm“, sagt er.
Er steht auf und geht nach draußen. Robin kommt mit. Am Traktor hebt Onkel Klaas Robin hoch. Er setzt Robin auf einen kleinen eisernen Sitz über dem riesengroßen Hinterrad. Er selbst setzt sich auf den Fahrersitz.
„Sieh mal“, sagt er.
Er dreht den Schlüssel rum, und der Motor fängt an zu brummen.
„So geht das“, sagt Onkel Klaas.
Er fährt den Traktor in die Scheune und stellt den Motor ab.
„Fahren wir nicht aufs Feld?“ fragt Robin.
„Morgen“, sagt Onkel Klaas. „Morgen, ganz früh, wenn es hell wird.
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