Robinson Crusoe
ich ihm doch aufrichtig dafür, daß er mir, wenn auch durch noch so schmerzliche Fügungen, die Augen über den früheren Zustand meines Lebens geöffnet und mich dahin geführt hatte, meine Gottlosigkeit zu beklagen und zu bereuen. Ich öffnete oder schloß die Bibel niemals, ohne in innerster Seele Gott dafür zu preisen, daß er meinem Freund in England eingegeben hatte, sie ohne eine Anweisung von mir mit einzupacken, und auch dafür, daß er mir hernach beigestanden hatte, sie aus dem Wrack zu bergen.
In solcher Gemütsverfassung begann ich mein drittes Jahr, und obgleich ich dem Leser keinen so ausführlichen Bericht über die Arbeiten de zweiten Jahres gegeben habe wie über die des ersten, so wird man doch wohl bemerkt haben, daß ich seilen müßig gewesen bin. Ich halte meine Verrichtungen regelmäßig auf den Tag verteilt; zuerst meine Pflicht
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gegen Gott und das Lesen der Schrift, wofür ich stets dreimal täglich eine bestimmte Stunde ansetzte; zweitens die Jagd, die gewöhnlich drei Stunden jeden Morgen beanspruchte, wenn es nicht regnete; drittens das Einteilen, Zurichten, Verwahren und Kochen meiner Beute, womit ein großer Teil des Tages hinging. Dabei muß man bedenken, daß ich mich mittags, wenn die Sonne am höchsten stand, vor Hitze nicht rühren konnte, so daß ich nachmittags nur noch vier Stunden zur Arbeit halle. Ausnahmsweise vertauschte ich manchmal die Stunden der Jagd mit denen der Arbeit und ging morgens an die Arbeit und nachmittags auf die Jagd. Bei dieser kurzen Arbeitszeit muß man noch bedenken, wie schwer und mühselig meine Arbeit war. Der Mangel an
Werkzeugen, an Hilfe und Erfahrung kostete mich viele Stunden. Zürn Beispiel brauchte ich
volle
zweiundvierzig Tage, um mir ein Brett für ein langes Bord zu machen, das ich in meiner Höhle anbringen wollte, während zwei Schreiner mit ihren Werkzeugen und Sägen aus ein und demselben Baum in einem halben Tag deren sechs hallen schneiden können. Die Sache war die: es mußte ein großer Baum sein, der gefällt werden sollte; denn mein Bord sollte breit werden. Um diesen Baum umzulegen, brauchte ich drei Tage, und dann wieder zwei, um die Äste abzuschlagen und ihn zu einem Balken oder Bauholz zurechtzustutzen. Mit endlosem Hacken und Hauen zerschlug ich die beiden Seiten in Späne, bis er leicht genug war, um sich bewegen zu lassen; dann drehte ich ihn um und machte die eine Seite glatt und flach wie ein Brett vom einen Ende zum ändern, so lange, bis aus dem ganzen Baum ein etwa drei Zoll dickes
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und an beiden Seiten glattes Brett geworden war. Man kann sich vorstellen, was für Mühe ein solches Werk kostete; aber mit Fleiß und Geduld brachte ich es zustande, und noch vieles andere auch. Ich schildere das so im einzelnen, um zu zeigen, warum ich so viel Zeit an ein so geringes Werk verlor; denn was eine Kleinigkeit gewesen wäre, wenn ich Beistand und Werkzeuge gehabt hätte, wurde für mich, der ich alles allein und mit der Hand tun mußte, zu einer schweren Arbeit und kostete mich ungeheuer viel Zeit. Aber mit Geduld und Arbeit gelang mir vieles und schließlich alles, was die Umstände erforderten, wie man in der Folge sehen wird.
Jetzt kamen der November und Dezember, und ich erwartete nun meine Gersten- und Reisernte. Die Fläche, die ich dazu umgegraben hatte, war nicht groß; denn ich hatte nur je einen Achtelscheffel zur Aussaat, da ich eine ganze Ernte durch das Säen in der trockenen Jahreszeit eingebüßt hatte. Aber jetzt versprach meine Ernte sehr gut zu werden, als ich plötzlich aufs neue fürchten mußte, ganz um sie zu kommen, und zwar durch Feinde von mancherlei Art, vor denen ich sie kaum schützen konnte. Erstens durch die Ziegen und jene Wildlinge, die ich Hasen nannte und die, nachdem sie einmal die süßen Blättchen gekostet hatten, Tag und Nacht darin lagen und sie, sobald sie nur sproßten, dermaßen abfraßen, daß sie keine Zeit fanden, zu Halmen aufzuwachsen.
Ich wußte keine andere Abhilfe, als ein Gehege darum zu bauen, was sehr mühselig war, um so mehr, als es in großer Eile geschehen mußte, weil die Tiere mein Getreide täglich ärger verdarben. Da mein
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Ackerland aber nur klein war, brachte ich die Umzäunung in drei Wochen zustande. Tagsüber schoß ich etliche der ungebetenen Gäste, und nachts band ich meinen Hund an einen Pfahl beim Eingang, wo er die ganze Nacht über wachte und bellte, so daß die Feinde in kurzer Zeit den Platz mieden und das Getreide
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