Robinson Crusoe
Tag; aber ich schlug so viele Nebenund Umwege ein, um zu sehen, was noch zu entdecken wäre, daß ich immer müde genug an dem Platz ankam, den ich jeweils für meine Nachtruhe ausgesucht hatte. Entweder schlief ich in einem Baum, oder ich umgab mich mit Stangen, die ich
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aufrecht in den Boden steckte oder von einem Baum zum ändern legte, damit kein wildes Tier mir auf den Hals käme, ohne mich aufzuwecken.
Als ich an die Küste kam, war ich aufs neue betroffen davon, daß ich wirklich meine Wohnung auf der schlechtesten Seite der Insel aufgeschlagen hatte.
Denn hier war der Strand von unzähligen Schildkröten bedeckt, während ich an der anderen Seite in anderthalb Jahren nur drei gefunden hatte. Hier gab es auch eine zahllose Menge von Seevögeln aller Art, deren einige ich nie zuvor gesehen hatte, und viele von ihnen waren gut zu essen. Aber ich kannte ihre Namen nicht, außer den Pinguinen.
Ich hätte so viele schießen können, wie ich Lust hatte; aber ich war sparsam mit meinem Pulver und zog es daher vor, mir eine Ziege zu schießen, die ausgiebiger war. Es gab hier viel mehr als auf der anderen Seite; aber es war viel schwieriger, ihnen beizukommen; denn da das Land flach und eben war, kam ich ihnen viel früher zu Gesicht als in den Hügeln.
Trotz allen Herrlichkeiten dieser Gegend spürte ich nicht die geringste Lust, aus der meinigen wegzuziehen; denn da ich dort meine feste Wohnung hatte, war ich ganz daran gewöhnt, und all die Zeit über, die ich hier verbrachte, schien es mir, als sei ich auf einer Reise und fort von zu Hause. Ich wanderte indessen weiter an der Küste hin nach Osten, meiner Rechnung nach ungefähr zwölf Meilen, setzte dann einen starken Pfahl als Zeichen an den Strand und beschloß, wieder heimzukehren und die nächste Reise andersherum um die Insel zu machen, von meiner Wohnung aus nach Osten, und so weiter, bis ich
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wieder an meinen Pfahl gelangen würde, Ich schlug einen anderen Rückweg ein; denn ich glaubte, die Insel so gut übersehen zu können, daß ich meine Wohnung nicht verfehlen würde. Aber ich hatte mich getäuscht; denn nachdem ich zwei oder drei Meilen gewandert war, fand ich mich in einem sehr großen Tal, das so von Hügeln umstellt war, daß ich die Richtung meines Weges nur nach der Sonne
bestimmen konnte; und auch das wäre schwierig gewesen, wenn ich ihren Stand zu dieser Tageszeit nicht gekannt hätte.
Zum Unglück wurde das Wetter, während ich in diesem Tale war, für drei oder vier Tage neblig. Und da ich nun die Sonne nicht mehr sehen konnte, so wurde mir ziemlich unbehaglich zumute, und ich war schließlich gezwungen, weder zum Meere umzukehren und meinen Pfosten zu suchen und dann denselben Weg zurückzugehen, den ich gekommen war. Ich legte ihn nur in kleinen Strecken zurück, da es sehr heiß war und mein Gewehr, Munition, Axt und andere Dinge mich schwer drückten.
Auf dieser Reise jagte mein Hund ein Kitz auf und stellte es; ich rannte hinzu, um es zu greifen, fing es und rettete es lebendig vor dem Hunde. Ich hatte große Lust, es nach Hause mitzunehmen; denn ich hatte oft daran gedacht, ob ich mir nicht eine Ziegenzucht anlegen könnte, die mich später, wenn mein Pulver verschossen wäre, mit Fleisch versorgen sollte. Ich machte dem kleinen Ding ein Halsband und eine Leine und führte es nicht ohne Mühe hinter mir her bis zu meiner Laube; dort sperrte ich es ein, da
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ich darauf brannte, heimzukommen, nachdem ich schon über einen Monat unterwegs gewesen war.
Ich kann nicht sagen, wie es mich freute, wieder in meine alte Höhle zu kommen und in meiner
Hängematte zu schlafen. Diese kleine Fußreise, ohne ständigen Unterkunftsort, war so unbehaglich für mich gewesen, daß mir mein Haus, wie ich es bei mir nannte, so recht als meine Heimat erschien, in der ich mich so wohl fühlte, daß ich beschloß, sie nie wieder für länger zu verlassen, solange es mein Los wäre, auf der Insel zu leben. Ich ruhte mich hier eine Woche aus, um mich von meiner Reise zu erholen, und benutzte die Zeit zu einer wichtigen Arbeit, nämlich um einen Käfig für meinen Papagei zu machen, der mir bereits ein treuer Gefährte war und sich schon sehr gut an mich gewöhnt hatte. Nun gedachte ich des armen Zickleins, das ich in meiner kleinen Laube zurückgelassen hatte, und beschloß, es zu holen und ihm Futter zu geben. Ich machte mich also auf den Weg und fand es, wo ich es gelassen hatte; denn es konnte nicht heraus und war fast
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