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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Daseins einzuimpfen. Aber ach, da ich schon früh dem Seefahrerleben anheimfiel, das von allen Lebensarten die am wenigsten gottesfürchtige ist, obwohl einem die Schrecken Gottes dabei jederzeit vor Augen stehen - ich sage, da ich schon früh dem Seefahrerleben anheimfiel und in die Gesellschaft von Seefahrern geriet, so wurde mir das bißchen Frömmigkeit, das ich mir noch bewahrt hatte, von meinen Messekameraden weggelacht oder ging mir dadurch verloren, daß ich alle Gefahren verachten lernte und es mir zur Gewohnheit wurde, dem Tod ins Auge zu blicken, sowie auch dadurch, daß ich gar keine Gelegenheit hatte, mit Menschen umzugehen, die anders waren als ich selbst, oder etwas zu hören, das gut oder um Gutes bemüht war.
    So bar alles Guten war ich und so ohne jedes Gefühl für das, was ich war oder was aus mir werden sollte, daß mir bei den größten Errettungen, die mir zuteil wurden, wie meiner Flucht aus Salli, meiner Aufnahme durch den portugiesischen Kapitän, meiner so glücklichen Ansiedelung in Brasilien und der Ankunft der Fracht aus England und so fort - daß mir bei alledem nicht ein einziges Mal die Worte «Gott sei gedankt» in den Sinn oder auf die Lippen kamen.
    Nein, auch in der größten Not dachte ich mit keinem Gedanken daran, zu ihm zu beten oder zu sagen:
    «Herr, erbarme dich meiner» oder den Namen Gottes irgendwie zu erwähnen, außer um zu fluchen und zu lästern.
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    Viele Monate lang lagen mir, wie schon gesagt, schreckliche Gedanken über mein bisheriges gottloses und verhärtetes Leben auf der Seele, und wenn ich mich umschaute und bedachte, welche besondere Fürsorge über mir gewaltet hatte, seit ich hierher gekommen war, und wie gütig Gott sich gegen mich erwiesen und mich nicht nur milder gestraft hatte, als meine Sünden verdienten, sondern auch mich so reichlich versorgt hatte, so gab mir das große Hoffnung, daß meine Reue angenommen worden war und Gott noch Gnade für mich hatte.
    Mit solchen Betrachtungen brachte ich mein Gemüt nicht nur zur Ergebung in Gottes Willen in meiner jetzigen Lage, sondern auch zu aufrichtiger Dankbarkeit für meinen Zustand und zu der Einsicht, daß ich, der noch am Leben war, mich nicht beklagen dürfe, da mich die verdiente Strafe für meine Sünden nicht getroffen hatte; daß mir hier so viele Gnaden zuteil geworden seien, wie ich es nie hätte erwarten können; daß ich nicht über meine Lage jammern, sondern nur frohlocken dürfe und täglich zu danken habe für das tägliche Brot, das mir nur durch eine Fülle von Wundern bereitet werden konnte. Ja, ich mußte mir sagen, daß ich wirklich durch ein Wunder gespeist worden war, nicht geringer als die Speisung Elias durch die Raben, oder vielmehr durch eine lange Reihe von Wundern, und daß ich kaum einen Ort an diesem unwirtlichen Teil der Welt hätte nennen können, der einem Schiffbrüchigen mehr Vorteile zu bieten vermocht hätte: einen Ort, wo ich zwar zu meinem Kummer keine Menschenseele hatte, mit der ich umgehen konnte, wo ich aber weder reißende Tiere, wütende Wölfe oder Tiger fand, die mein Leben
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    bedrohten, noch giftige Kreaturen, durch deren Genuß ich meine Gesundheit geschädigt hätte, noch auch Wilde, die mich ermordet und aufgefressen hätten.
    Mit einem Wort: wie mein Leben in einer Art ein kummervolles war, so war es andererseits ein gnadenreiches, und um es zu einem glücklichen zu machen, brauchte ich mir nur die Güte und Fürsorge Gottes für mich als täglichen Trost vor Augen zu halten. Und nachdem ich das alles recht bedacht und mich darin bestärkt hatte, ging ich hin und war nicht länger traurig.
    Ich war nun so lange hier, daß viele der Dinge, die ich an Land geschafft hatte, entweder ganz ausgegangen oder doch sehr abgenutzt waren. Schon seit einiger Zeit hatte ich keine Tinte mehr, nur einen kleinen Rest, den ich nach und nach immer wieder mit Wasser verdünnte, bis er so blaß war, daß er kaum mehr einen schwarzen Schimmer auf dem Papier zurückließ. Solange sie vorhielt, benutzte ich sie dazu, diejenigen Monatstage meines bisherigen Lebens zu notieren, an denen mir irgend etwas Bemerkenswertes widerfahren war. Ich erinnere mich, daß sich dabei eine merkwürdige Übereinstimmung der Tage
    herausstellte, an denen mich die verschiedenen Schicksalsfügungen betroffen hatten, und wäre ich abergläubisch gewesen und geneigt, gewisse Tage als Glücks- oder Unglückstage zu betrachten, so hätte ich allen Grund gehabt, darin eine Bestätigung

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