Robinson Crusoe
groß genug war, um sechsundzwanzig Menschen
aufzunehmen, mithin auch mich und alle meine Habe zu tragen.
Als ich dieses Werk vollbracht hatte, freute ich mich von Herzen darüber. Das Boot war wirklich viel größer als alle Kanoes oder Pirogen, die ich je gesehen hatte.
Es hatte mich manchen saueren Schlag gekostet, und nun blieb nur noch übrig, es ins Wasser zu bringen.
Hätte ich das vermocht, so hätte ich mich ohne Zweifel auf die verrückteste, unseligste Reise begeben, die je unternommen worden.
Aber all meine Versuche schlugen fehl, obwohl ich unsägliche Mühe darauf verwandte, Es lag zwar nur ungefähr hundert Schritte vom Wasser ab; aber das erste Ungemach war, daß es hinter einem kleinen Hügel an dem Bache lag. Um dem abzuhelfen, grub
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ich die Erde weg, um auf diese Weise einen Abhang zu schaffen. Dies kostete mich wieder schreckliche Arbeit; aber wer scheut Mühe, wenn ihm die Freiheit winkt? Als ich damit fertig war, war alles umsonst. Ich konnte das Kanoe ebensowenig von der Stelle bewegen wie vorher das Schiffsboot Hierauf maß ich die Entfernung und beschloß, ein Dock oder einen Kanal zu bauen, um das Wasser bis zu dem Kanoe heranzuleiten, da ich einsah, daß ich das Kanoe nicht zum Wasser bringen konnte.
Als ich aber daranging und berechnete, wie tief und breit ich graben müßte, stellte sich heraus, daß ich mit meinen zwei bloßen Händen zehn oder zwölf Jahre dazu gebraucht haben würde, da die Küste hoch lag, so daß das obere Ende des Kanals mindestens zwanzig Fuß tief hätte werden müssen. So gab ich auch diesen Versuch, wenn auch mit großem
Widerstreben, auf und sah nun, wenn auch zu spät, ein, wie töricht wir Menschen handeln, wenn wir ein Werk beginnen, ohne vorher die Schwierigkeiten zu berechnen und unsere Kräfte richtig abzuschätzen.
Mitten unter dieser Arbeit lief mein viertes Jahr auf dieser Insel ab, und ich beging den Tag mit derselben Andacht und Erhebung wie immer. Durch mein tägliches Lesen und ernstes Betrachten von Gottes Wort und durch den Beistand seiner Gnade hatte ich eine vollkommen neue Erkenntnis bekommen. Ich hatte nun ganz andere Begriffe von den Dingen; ich betrachtete die Welt als etwas ganz Fernes, was mich nichts mehr anging und wovon ich nichts mehr erwartete noch wünschte. Mit einem Wort: ich wollte weder jetzt noch in Zukunft mehr etwas mit ihr zu tun
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haben. So wird man später vielleicht aus der Ewigkeit auf sie zurückblicken wie auf einen Ort, an dem man gelebt und den man nun verlassen hat. Ich hätte wohl zu ihr sagen mögen, wie Vater Abraham zum reichen Manne: «Es ist zwischen uns eine große Kluft befestigt.»
Erstlich war ich hier fern von aller Verführung der Welt. Ich kannte hier weder Fleischeslust noch Augenlust noch hoffärtiges Leben; ich kannte keine Begierde, denn ich hatte alles, was ich hier genießen konnte. Ich war Herr über die ganze Insel, oder wenn es mir gefiel, konnte ich mich König oder Kaiser nennen über das ganze Land, das ich besaß. Ich hatte keinen Rivalen, keinen Nebenbuhler, der von mir Dienst und Gehorsam verlangte; ich hätte ganze Schiffsladungen von Getreide aufstapeln können, aber ich hätte sie nicht brauchen können und ließ daher nur so viel wachsen, wie meine Notdurft verlangte; ich hatte Schildkröten genug, aber eine dann und wann genügte mir. Ich hatte Bauholz genug, um eine ganze Flotte davon n bauen; ich hatte Trauben genug, um mir Wein zu machen oder sie zu Rosinen zu trocknen, um damit die Flotte zu beladen, wenn ich sie gebaut hätte.
Aber ich griff nur nach dem, was ich gebrauchen konnte: ich hatte satt zu essen und alle andere Notdurft; was nützte mir der Überfluß? Wenn ich mehr Fleisch hatte, als ich essen konnte, mußte der Hund es fressen oder die Würmer. Säte ich mehr Korn, als ich verzehren konnte.» mußte es verderben. Die Bäume, die ich gefällt hätte, wären am Boden verfault, und ich hätte sie nicht mal als Brennholz verwenden
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können; denn dazu brauchte ich ja nur das bißchen, das nötig war, um mir mein Essen zu kochen.
Mit einem Wort: die Erfahrung lehrte mich, daß das Gute in der Welt uns nur insoweit gut erscheint, als wir es brauchen können; und wieviel wir auch aufstapeln mögen, Freude daran können wir doch nur haben, solange es uns nützen kann, und nicht länger.
Der gierigste Geilhals der Welt würde von seinem Laster befreit werden, wenn er in meine Lage käme; denn ich besaß tatsächlich mehr, als ich gebrauchen
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