Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
geriet. Die Sonnenglut brannte diese Sachen außerordentlich fest.
Dies Alles aber erfüllte noch nicht meinen Zweck, ein irdenes Gefäß herzustellen, welches Flüssigkeiten halten und dem Feuer ausgesetzt werden könnte; dazu war keins von jenen Gefäßen zu brauchen. Da begegnete es mir einige Zeit später, als ich eines Tages ein ziemlich großes Feuer, das ich angezündet, um mir Fleisch daran zu braten, auslöschen wollte, daß ich darin einen Scherben von einem meiner irdenen Gesäße fand, steinhart gebrannt und ziegelrot. Ich war sehr angenehm überrascht durch diesen Anblick und sagte mir, daß, wenn ein solches Stück von meinem Geschirr sich brennen ließe, dies auch mit den ganzen Gefäßen möglich sein müsse.
Dies veranlaßte mich nachzudenken, wie ich mein Feuer einzurichten habe, um einige Töpfe daran zu brennen. Ich hatte keinen Begriff von einem Brennofen, wie die Töpfer sie benutzen, oder vom Glasieren mit Blei, von welchem letzteren ich ja eine Quantität besaß, die ich wohl dazu hätte verwenden können. Lediglich zum Versuche stellte ich drei große Tiegel und zwei oder drei Töpfe aufeinander und verteilte mein Brennholz rings herum, mit einem großen Haufen Asche als Unterlage; dann versah ich das Feuer von Außen her und obenauf mit frischem Brennmaterial, bis ich die Töpfe innerhalb des Feuers durch und durch rot glühend werden sah, ohne daß sie zerplatzten. Als ihre Farbe hellrot geworden war, ließ ich sie in derselben Hitze noch etwa fünf bis sechs Stunden stehen, bis ich wahrnahm, daß einer von ihnen anfing zu schmelzen oder zu fließen, ohne jedoch entzwei zu springen. Denn der dem Ton beigemischte Sand schmolz durch die scharfe Hitze und würde zu Glas geworden sein, wenn ich so fortgefahren hätte. Ich milderte daher das Feuer nach und nach, bis die Töpfe die rote Farbe verloren; nachdem ich die ganze Nacht dabei gewacht und dafür gesorgt hatte, daß das Feuer nicht zu schnell nachließ, hatte ich am anderen Morgen drei sehr gute, ich will nicht sagen schöne, Tiegel und zwei andere irdene Gefäße, so hart gebrannt, als es nur zu wünschen war. Der eine davon erschien völlig glasiert durch den herausgeflossenen Sand.
Ich habe kaum nötig zu sagen, daß ich nach diesem Experiment keinerlei irdenes Geschirr zu meinem Gebrauch mehr entbehrte; es fiel aber, wie ich nicht verhehlen will, hinsichtlich der Form sehr unvollkommen aus. Machte ich doch meine Gefäße ganz auf dieselbe Art, wie Kinder aus Sand Topfkuchen backen, oder wie eine Köchin, die nie gelernt hat mit Teig umzugehen, eine Pastete formen würde.
Niemals aber hat wohl Jemand größere Freude über einen unbedeutenden Gegenstand gehabt, als ich sie empfand, da es mir endlich gelungen war, einen irdenen Topf zu machen, der das Feuer zu ertragen vermochte. Ich konnte kaum die Zeit erwarten, bis mein Geschirr kalt geworden war und ich einen der Töpfe halb mit Wasser angefüllt wieder an das Feuer setzen und Fleisch darin kochen konnte, was ausgezeichnet gelang. Von einem Stück Fleisch einer jungen Ziege bereitete ich mir sehr gute Bouillon, hatte aber freilich weder Graupen, noch sonstige Zutaten, um sie so schmackhaft zu machen, wie ich sie wohl gern gehabt hätte.
Meine Gedanken richteten sich nun zunächst auf Anfertigung eines steinernen Mörsers, um das Korn darin zu zerstampfen. Denn daß mein einziges Paar Hände es bis zum Kunstwerk einer Mühle bringen werde, daran war nicht zu denken. Für diese aber einen Ersatz zu finden, machte mir nicht geringe Schwierigkeit. Unter allen Handwerken der Welt war ich zu dem der Steinhauerei am wenigsten ausgerüstet. Es fehlten mir nicht weniger als alle Werkzeuge, um die Sache in Angriff zu nehmen. Manchen Tag wendete ich daran, einen Stein ausfindig zu machen, der groß genug zum Aushöhlen und zur Umgestaltung in einen Mörser wäre; aber ich fand durchaus nur solche, die in dem Felsen fest saßen und die ich auf keinerlei Weise ausgraben oder ausschneiden konnte. Auch waren die Felsen auf der Insel an sich nicht von hinreichender Härte. Sie bestanden vielmehr alle aus einer sandigen, bröckeligen Steinart, die weder die Wucht einer schweren Keule aushalten konnte, noch geeignet war, das Korn darin, ohne es mit Sand zu vermengen, klein zu stoßen. Nachdem ich sehr viel Zeit mit dem Suchen verloren hatte, gab ich es auf und beschloß, mich nach einem harten Holzklotz umzusehen, den ich auch in der Tat viel leichter fand. Als ich einen, den ich fortzubewegen
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