Robinson Crusoe
und nicht geborsten war, hoffen konnte, bei nachlassendem Wind an Bord zu gelangen, um mir einige Nahrung und notwendigste Dinge zu meiner Hilfe zu holen; andererseits packte mich der Schmerz über den Verlust meiner Kameraden aufs neue bei dem Gedanken, daß wir vielleicht das Schiff hätten retten können, wenn wir alle an Bord geblieben wären, oder wenigstens, daß sie nicht alle ertrunken wären und daß wir uns, wenn die Mannschaft gerettet worden wäre, aus den Trümmern des Schiffes ein neues hätten bauen können, das uns an einen anderen Ort der Erde gebracht hätte. Ich verbrachte ein gut Teil des Tages mit derlei erschütternden Gedanken; aber schließlich ging ich, da das Schiff fast trocken lag, so weit ich konnte, auf den Strand hinaus und schwamm dann an Bord. Auch heute hat es den ganzen Tag geregnet, obwohl nicht der leiseste Wind ging.
Vom 2. bis 24. Oktober. Alle diese Tage verbrachte ich mit den Fahrten zu dem Wrack, um alles, was ich konnte, mit jeder Flut auf Flößen an Land zu bringen. Auch in diesen Tagen viel Regen, ein paarmal von schönem Wetter unterbrochen ; aber es scheint, es war gerade Regenzeit.
20. Oktober. Ich kenterte mit meinem Floß samt der ganzen Ladung; aber da ich mich in seichtem Wasser befand und die meisten Dinge schwer waren, konnte ich ein gut Teil davon bei Ebbe zurückholen.
25. Oktober. Es regnete Tag und Nacht mit einigen Windböen, von denen das Schiff zerbrach, als sie stärker wurden. Es war nichts mehr von ihm zu sehen als das Wrack, und auch dies nur bei Ebbe. Ich benutzte diesen Tag zum Verstauen aller Dinge, die ich gerettet hatte, damit der Regen sie nicht verdürbe.
26. Oktober. Ich wanderte fast den ganzen Tag an der Küste entlang, um einen Platz zu finden, wo ich meine Wohnung einrichten könnte, und war hauptsächlich darauf bedacht, mich für die Nacht vor Angriffen von Mensch oder Tier zu sichern. Gegen Nacht entschied ich mich für einen freien Platz unter einem Felsen und steckte einen Halbkreis für meine Lagerstätte ab, den ich mit einer Schanze aus doppelten Pfählen zu umgeben beschloß, die innen mit Tauen ausgefüllt und außen mit Rasen belegt wären.
Vom 26. bis 30. arbeitete ich sehr hart, um alle meine Sachen in meine neue Wohnstatt zu bringen, obwohl es zeitweise sehr stark regnete.
Am 31. morgens ging ich mit meinem Gewehr aus. tiefer in die Insel hinein, um mir Nahrung zui verschaffen und das Land zu erkunden. Ich tötete eine Geiß, und ihr Junges folgte mir nach Hause, wo ich es hernach auch schlachten mußte, da es nicht fressen wollte.
1.November. Ich errichtete mein Zelt unter einem Felsen, machte es so groß als möglich und schlief dort die erste Nacht, nachdem ich Pflöcke zum Aufhängen meiner Hängematte eingeschlagen hatte.
2.November. Ich türmte alle Kisten und Breiter aufeinander, samt den Hölzern, aus denen ich mein Floß gemacht hatte, und errichtete eine Schulzwehr aus ihnen, etwas innerhalb des Platzes, den ich für meine Schanze bestimmt hatte.
3.November. Ich ging mit meinem Gewehr aus und tötete zwei entenähnliche Vögel, die sich gut essen ließen.
Am Nachmittag ging ich daran, einen Tisch zu machen.
4. November. Diesen Morgen begann ich mir eine Tageseinteilung zu machen, eine Zeit zum Schlafen, zur Erholung und zum Ausgehen mit dem Gewehr; nämlich jeden Morgen ging ich mit meinem Gewehr zwei oder drei Stunden fort, wenn es nicht regnete; dann arbeitete ich bis um elf Uhr, aß, was ich zu essen hatte, legte mich von zwölf bis zwei Uhr schlafen, da es übermäßig heiß war, und arbeitete dann wieder abends. Die ganze Arbeitszeit dieses und des nächsten Tages verwandte ich darauf, meinen Tisch zu machen, da ich nur ein armseliger Stümper war, obgleich Zeit und Not mich bald auf natürlichste Weise zu einem vollkommenen Handwerker machten, wie es wohl jedem in meiner Lage geschehen würde.
5.November. An diesem Tage ging ich mit meinem Gewehr und Hund aus und erlegte eine Wildkatze mit einem hübschen weichen Fell, aber völlig ungenießbarem Fleisch. Jedem Tier, das ich schoß, zog ich das Fell ab und hob es auf. Als ich an die Küste zurückkam, sah ich viele Seevögel, die ich nicht kannte, verwunderte mich aber, ja erschrak fast über zwei Seehunde, die, während ich sie noch anstarrte und nicht wußte, was das für Wesen seien, wieder ins Meer schlüpften und mir so für diesmal entwischten.
6. November. Nach meinem Morgenspaziergang begab ich mich wieder an die Arbeit und machte meinen Tisch fertig,
Weitere Kostenlose Bücher