Robinson Crusoe
Weile halten konnten; die Hosen aber blieben wirklich nur ein trauriger Versuch.
Ich habe erwähnt, daß ich alle Felle der Tiere verwahrte, die ich schoß, das heißt der vierfüßigen. Ich spannte sie an Pfählen in die Sonne, und einige wurden so trocken und hart, daß sie zu nichts zu gebrauchen waren, andere aber schienen mir sehr tauglich. Das erste, was ich mir daraus machte, war eine große Mütze für meinen Kopf, mit den Haaren nach außen, um den Regen abzuhalten; dies erwies sich als so gut, daß ich mir daraufhin einen ganzen Anzug aus Fellen verfertigte, nämlich eine Jacke und ein Paar Kniehosen, beide sehr weit; denn sie sollten mich eher kühl als warm halten. Ich muß freilich sagen, daß sie sehr ungeschickt gemacht waren; denn ich war schon ein schlechter Zimmermann, aber ein noch schlechterer Schneider. Trotzdem taten sie mir vortreffliche Dienste; denn wenn ich unterwegs war und es zu regnen anfing, lief das Wasser von den Haaren des Anzugs und der Kappe ab, und ich blieb vollkommen trocken. Demnächst verwandte ich viel Zeit und Mühe darauf, mir einen Schirm zu machen. Ich brauchte ihn wirklich sehr und hatte große Lust, mir einen zu fabrizieren. Ich hatte gesehen, wie sie in Brasilien gemacht wurden und wie nützlich sie dort während der großen Hitze waren, und ich fand es hier zum mindesten ebenso heiß, ja noch heißer, da ich näher an der Linie war. Da ich viel draußen sein mußte, wäre mir ein Schirm sowohl gegen den Regen wie, gegen die Hitze höchst willkommen gewesen. Es verursachte mir unendliches Kopfzerbrechen, ehe ich auch nur etwas Schirmähnliches zustande brachte, und auch als ich endlich das Richtige getroffen zu haben meinte, mißlangen mir noch zwei oder drei, aber schließlich geriet mir einer halbwegs. Die Hauptschwierigkeit war, ihn so zu machen, daß ich ihn auch schließen konnte. Aufspannen war wohl leicht; aber wenn ich ihn nicht auch zusammenklappen konnte, so hätte ich ihn immerfort überm Kopf tragen müssen.
Jedoch, wie gesagt, schließlich gelang mir einer nach meinem Sinn; ich bedeckte ihn mit Fellen, die Haare nach oben, so daß der Regen daran ablief wie an einem Wetterdach und auch die Sonne so vorzüglich abgehalten wurde, daß ich in der größten Hitze Spazierengehen konnte; und wenn ich ihn nicht brauchte, konnte ich ihn schließen und unterm Arm tragen.
So lebte ich sehr vergnügt, mich ganz in den Willen Gottes und in die Macht der Vorsehung fügend, besser als wenn ich unter Menschen gewesen wäre. Denn wenn ich jemals über den Mangel an Gesellschaft traurig wurde, fragte ich mich, ob nicht der Umgang mit meinen eigenen Gedanken und durch andächtige Gebete mit meinem Herrn und Gott selber besser sei als alle Freuden menschlicher Geselligkeit auf der Welt.
Während der nächsten fünf Jahre begegnete mir nun nichts irgendwie Außergewöhnliches. Mein Leben nahm seinen Verlauf in derselben Art und an demselben Ort wie bisher. Meine Hauptbeschäftigung bestand neben meiner jährlichen Arbeit des Anbaus von Gerste und Reis und des Dörrens der Trauben, wovon ich immer gerade soviel aufspeicherte, wie ich für ein Jahr brauchte - ich sage, neben dieser jährlichen Arbeit und den täglichen Streifgängen mit dem Gewehr bestand meine Hauptbeschäftigung darin, mir ein Kanoe zu bauen, das ich schließlich zustande brachte. Es gelang mir, das Boot durch einen sechs Fuß breiten und vier Fuß tiefen Kanal fast eine halbe Meile weit bis zu der kleinen Bucht hinabzubringen. Was das erste betrifft, das so übermäßig groß war, da ich es anfertigte, ohne, wie ich hätte tun sollen, vorher zu bedenken, wie ich es ins Wasser bringen würde, so hatte ich es liegenlassen müssen, wo es lag, als Warnung, das nächste Mal vorsorglicher zu sein. Das war ich denn auch; und obwohl ich nur einen wenig geeigneten Baum für das neue Boot finden konnte, und an einer Stelle, zu der ich das Wasser auch wieder nicht hätte hinleiten können, da sie genau so weit, nämlich, wie gesagt, fast eine halbe Meile vom Ufer entfernt lag, so gab ich die Arbeit doch nicht auf, da ich sah. daß diesmal ein Boot zustande kommen würde, das ich würde wegschaffen können.
Und obschon ich fast zwei Jahre daran arbeitete, wurde mir die Müht nicht leid, in Erwartung dessen, daß ich nun bald ein Boot haben würde, um endlich in See gehen zu können.
Als meine kleine Piroge jedoch fertig war, sah ich ein, daß sie nicht groß genug war, um damit den Plan auszuführen, um dessentwillen ich
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