Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
Morgen standen noch alle; aber der Köder war weggefressen. Das war sehr entmutigend. Nichtsdestoweniger verlegte ich die Fallen anderswohin, und endlich fand ich eines Morgens in einer von ihnen einen großen Bock und in einer anderen drei Kitze, ein männliches und zwei weibliche.
Mit dem Alten wußte ich nichts anzufangen; er war so wild, daß ich mich nicht zu ihm in die Grube getraute, um ihn lebend fortzuschaffen, worum mir's eben zu tun war. Ich hätte ihn töten können; aber das war nicht meine Absicht ; also ließ ich ihn heraus, und er sprang wie rasend vor Angst davon. Ich wußte damals noch nicht, was ich später lernte, daß Hunger selbst einen Löwen zähmt. Wenn ich ihn drei oder vier Tage ohne Nahrung stehen gelassen und ihm dann etwas Wasser und Futter gebracht hätte, wäre er so zahm wie die Kitze geworden; denn es sind sehr lenksame Tiere, wenn sie richtig behandelt werden.
Jedenfalls ließ ich ihn diesmal laufen, da ich's nicht besser wußte, ging dann zu den drei Jungen, nahm eins nach dem ändern heraus, band sie mit Stricken zusammen und brachte sie mit einiger Schwierigkeit alle heim. Es dauerte eine gute Welle, bis sie fressen wollten; aber als ich ihnen etwas süßes Korn vorwarf, konnten sie nicht widerstehen und wurden kirre. Ich sah nun, daß ich nur eine Anzahl von ihnen zahm aufzuziehen brauchte, um immer Fleisch zu haben, wenn mein Pulver verschossen wäre; ich würde sie dann leicht wie eine Schafherde um mein Haus herum halten können.
Doch fiel mir auch sogleich ein, daß ich die zahmen getrennt von den wilden halten müßte; denn sonst würden sie, wenn sie ausgewachsen wären, mit ihnen davonlaufen. Das einzige Mittel dazu war, ein dicht umzäuntes Stück Land herzurichten und sie völlig abzuschließen, damit weder die von drinnen heraus noch die von draußen hinein könnten.
Das war für ein einziges Paar Hände wohl ein großes Unternehmen; aber ich sah, daß es nicht anders ging. Das erste war, ein richtiges Stück Land ausfindig zu machen, wo sie Gras zum Fressen, Wasser zum Trinken und Schutz vor der Sonne hatten.
Ich entschied mich also für eine Stelle, die allen diesen Bedingungen entsprach: ein ebenes, offenes Stück Wiesenland oder Savanne (wie unsere Landsleute es in den westlichen Kolonien nennen), das zwei oder drei kleine Rinnsale frischen Wassers enthielt und am einen Ende dicht mit Bäumen bestanden war. Wer etwas von solchen Hürden versteht, wird das sehr unbedacht finden und mich belächeln, wenn ich erzähle, daß ich mich anschickte, diesen Bereich zu umzäunen; denn meine Hecke oder Zaun hätte mindestens zwei Meilen lang werden müssen. Die größte Torheit eines solchen Beginnens lag jedoch nicht darin, daß ich einen so riesigen Zaun zu bauen unternahm - denn wenn er auch zehn Meilen lang gewesen wäre, hätte ich genügend Zeit dazu gehabt -. sondern darin, daß ich nicht bedachte, daß die Ziegen in einem so großen Bezirk ebenso verwildern würden, als wenn sie auf der ganzen Insel herumgelaufen wären, und daß ich sie in einem so großen Raum nur schwer oder gar nicht würde fangen können.
Ich war mit meinem Zaun schon über fünfzig Schritte weit gekommen, als mir dieser Gedanke durch den Kopf fuhr. Also hielt ich augenblicklich inne und entschloß mich, fürs erste ein Stück Land von ungefähr hundertfünfzig Schritt Länge und hundert Schritt Breite einzuhegen und später, wenn meine Herde sich vergrößerte, die Hürde immer mehr zu erweitern. Das war nun einigermaßen gescheit, und ich machte mich herzhaft an die Arbeit. Ich brauchte ungefähr drei Monate, um das erste Stück einzuhegen; unterdessen band ich die drei Kitze auf der besten Stelle an und ließ sie so nahe wie möglich bei mir weiden, um sie an mich zu gewöhnen. Oft hielt ich ihnen ein paar Gerstenkörner oder eine Handvoll Reis hin und fütterte sie aus der Hand, so daß sie, als die Einzäunung fertig war und ich sie losließ, mir hin und her nachliefen und nach Futter blökten.
Das machte mir Freude, und nach anderthalb Jahren hatte ich eine Herde von zusammen zwölf Alten und Jungen. Nach weiteren zwei Jahren waren ihrer dreiundvierzig, außer einigen, die ich für meine Küche geschlachtet hatte. Hierauf umzäunte ich fünf verschiedene Stücke Land mit kleinen Hürden, um sie hineinzutreiben und bequem herauslangen zu können, da von einem Pferch zum ändern Gatter führten. Aber das war nicht alles; denn ich hatte nun nicht nur Ziegenfleisch, wenn mich danach gelüstete,

Weitere Kostenlose Bücher