Robocalypse: Roman (German Edition)
an.
»Mathilda?«, fragt Dawn. »Woher willst du wissen, dass das keine Falle ist, Schatz? Ich weiß, dass du Nolan helfen willst, aber du willst doch nicht, dass uns was passiert.«
Ich denke kurz nach.
»Der Autodoc ist schlauer als der Spiker«, erkläre ich. »Er kann sprechen. Aber so schlau ist er auch wieder nicht. Er will sich nur holen, was er braucht. Das ist so was wie eine ganz normale Fehlermeldung, glaube ich.«
»Aber der Rob, der denken kann, ist irgendwo da draußen, und …«
Dawn berührt Marcus an der Schulter.
»Also gut, Mathilda«, willigt sie ein.
Marcus gibt sich geschlagen. Er blickt sich um, entdeckt etwas und durchquert den Raum. Rasch packt er ein Kabel, das von der Decke hängt, und schwingt es vor und zurück, um es von einem Stück Metall zu lösen. Dann reicht er das Kabel mir und betrachtet die schwankenden Beine des Autodocs.
»Dieses Kabel läuft hoch zu dem Gebäude über uns. Es ist lang und aus Metall und geht weit hinauf. Eine perfekte Antenne. Sei vorsichtig.«
Ich kriege nur am Rande mit, was er sagt. Kaum berührt die Antenne meine Hand, ergießt sich eine Flutwelle von Daten in meinen Kopf. In meine Augen. Ströme von Ziffern, Buchstaben und Bildern ziehen vor mir vorbei. Zuerst ergibt nichts davon einen Sinn. Bunte Farbwirbel tanzen durch die Luft.
In dem Moment spüre ich es. Irgendeine Art … Geist. Ein fremdartiges Ding, das durch die Daten schleicht und nach mir sucht. Meinen Namen ruft. Mathilda?
Der Autodoc beginnt, technische Angaben herunterzurasseln. Scannprozess gestartet. Eins zwei drei vier. Erbitte Satellitenverbindung. Habe Zugang zur Datenbank. Starte Download. Ortho- Gastro- Uro- Gyno- Neuro- …
Es geht zu schnell. Ist zu viel. Ich kann nicht mehr verstehen, was der Autodoc sagt. Mir wird vor lauter auf mich einstürmenden Informationen ganz schwindlig. Wieder ruft das Ding meinen Namen, und jetzt ist es schon näher als eben. Ich erinnere mich an die kalten Augen meiner Puppe damals in unserem Zimmer; daran, wie dieses leblose Ding im Dunkeln meinen Namen geflüstert hat.
Die Farben wirbeln um mich herum wie ein Tornado.
Stopp, denke ich. Aber nichts passiert. Ich kann nicht atmen. Die Farben sind zu grell, ich ertrinke darin und kann nicht mehr denken. Stopp! Ich rufe es laut aus im Geist. Und wieder erklingt mein Name, noch etwas lauter, und ich weiß nicht mehr, wo meine Arme sind und wie viele ich habe. Was bin ich? Im meinem Kopf schreie ich, so laut ich kann.
STOPP !
Ich lasse die Antenne fallen wie eine giftige Schlange. Die Farben verblassen. Die Bilder und Symbole fallen zu Boden und werden wie Laub in die vier Ecken des Raumes geweht. Die eben noch so grellen Farben verschmelzen mit den weißen Wandkacheln.
Ich mache einen Atemzug. Einen zweiten. Die Beine des Autodocs beginnen, sich zu bewegen.
Leises Motorensummen ist zu hören, während der Autodoc an Nolan arbeitet. Ein kleiner Scheinwerfer richtet sich auf seinen Rücken. Ein rotierender Schrubber fährt aus und säubert seine Haut. Eine Spritze versetzt ihm so rasch einen Stich, dass man es kaum mitbekommt. Der Roboter bewegt sich schnell und präzise und hält immer wieder kurz inne, ein wenig wie ein Huhn, das Körner pickt.
In der plötzlichen Stille höre ich außer dem Motorensummen noch ein weiteres Geräusch. Eine Stimme.
… tut mir leid, was ich getan habe. Ich heiße Lurker. Ich werde dafür sorgen, dass der Tower der British Telecom sein Störsignal nicht mehr senden kann. Damit sollten wir wieder Zugang zu den Satelliten haben, allerdings weiß ich nicht, für wie lange. Wenn Sie diese Nachricht hören können, sind die Kommunikationswege immer noch offen. Die Satelliten sind erreichbar. Benutzen Sie sie, solange Sie können. Diese verdammten Maschinen werden … O nein. Himmel, bitte. Kann nicht länger warten. Tut mir leid … Bis dann und wann, Kumpel.
Nach etwa zehn Sekunden wird die bruchstückhafte Durchsage wiederholt. Sie ist kaum zu verstehen. Der Mann klingt sehr ängstlich und jung, aber auch sehr stolz. Wo er auch ist, ich hoffe, es geht ihm gut.
Schließlich stehe ich auf. Hinter mir kann ich spüren, wie der Autodoc Nolan operiert. Die anderen stehen immer noch um mich herum und sehen zu. Ich habe sie kaum noch wahrgenommen. Mit den Maschinen zu reden erfordert sehr viel Konzentration. Jetzt erkenne ich die Menschen fast gar nicht mehr. Es ist so leicht, mich in der Maschine zu verlieren.
»Dawn?«, sage ich.
»Ja, Schatz.«
»Ein
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