Robocalypse: Roman (German Edition)
humanoide Sicherheits- und Befriedungsroboter, die im Auftrag der Army von der Foster-Grumman-Corporation entwickelt wurden. Es gibt sie in mehreren Ausführungen. Der 611 Hoplite ist normalerweise dazu da, Marschgepäck zu tragen und einfache Späheinsätze auszuführen. Der 902 Arbiter überwacht die Bewegungen anderer Roboter, fungiert also sozusagen als ihr Kommandant. Und mein SIB, der 333 Warden, sammelt Informationen und entschärft Minen und andere unbekannte Spreng- und Brandvorrichtungen. Konkret geht mein SIB in einem mehrere Quadratmeilen großen Abschnitt von Kabul täglich Patrouille, macht Netzhautscans, um gegnerische Kämpfer zu identifizieren, und hält Leute fest, die für die einheimische Polizei von Interesse sein könnten.
Eine Sache möchte ich betonen. Der oberste Grundsatz eines SIBs lautet, friedlichen afghanischen Zivilisten niemals und unter keinen Umständen ein Leid zuzufügen – sosehr die Aufständischen durch Täuschungsmanöver auch versuchen mögen, ein solches Fehlverhalten zu provozieren.
Und lassen Sie sich eins gesagt sein, Ma’am: Die sind in diesem Punkt verdammt einfallsreich.
Können Sie beschreiben, wie das Gerät seine Aufgabe erfüllt hat, bevor es zu dem Zwischenfall kam?
Selbstverständlich, Ma’am.
Die Kiste mit dem SIB Eins ist ungefähr vor einem Jahr bei uns eingetroffen. Seine äußere Gestalt ist der eines Menschen nachempfunden. Ungefähr einen Meter fünfzig groß, mit einer glänzenden Metallverkleidung, die ihn da draußen zu einer wunderbaren Zielscheibe machen würde. Nach einem kleinen Begrüßungsbad im afghanischen Schlamm sah er schon besser aus. Kleidung oder sonstige Ausstattung wurde keine mitgeliefert, also haben wir afghanische Männerkleidung und ein paar alte Stiefel für ihn organisiert. Dann haben wir geschaut, was an einheimischer Polizeiausrüstung aufzutreiben war. Unsere alte Ausrüstung konnten wir ihm nicht geben, denn er sollte ja nicht aussehen wie wir – wie ein Soldat.
Unter seinem Langhemd trägt Sibby aber sehr wohl eine kugelsichere Weste. Vielleicht sind’s auch zwei. Je mehr Kleidung er anhat, desto besser. Wir haben ihm alles angezogen, was wir finden konnten: Gewänder, Schals, T-Shirts. Sogar ein paar Snoopy-Socken – kein Scherz.
Auf den ersten Blick sieht der SIB genau aus wie ein Einheimischer. Riecht auch so. Das Einzige, was entfernt militärisch an ihm wirkt, ist der wacklige hellblaue Schutzhelm, den wir ihm auf den Kopf geschnallt haben. Der Helm hat ein zerkratztes Plexiglasvisier, das die Augen des Roboters schützt. Vorher haben ihm die Kids ständig die Kameras mit Farbe zugesprüht. Hat sich zu einem regelrechten Spiel unter ihnen entwickelt. Deswegen haben wir ihm diesen großen albernen Deckel auf die Birne gesetzt und …
Das ist teures militärisches Gerät, das da beschädigt wird. Warum schützt sich die Maschine nicht gegen diese Art von Vandalismus? Warum wehrt sie sich nicht?
Kameras sind billig, Ma’am. Außerdem kann Sibby sich und seine Umwelt genauso gut mit Hilfe der Raptor-Flugdrohnen über ihm im Blick behalten. Oder mit Hilfe der Echtzeitaufnahmen, die von den Aufklärungssatelliten an ihn übertragen werden. Oder mit beidem. Seine wirklich wichtigen und teuren Sensoren – sein Magnetometer, sein Trägheitsnavigationssystem, seine Antennen und sein Störsender –, die sind alle im Innern des Gehäuses untergebracht. Und da brauchte man schon einen Panzer, um was zu beschädigen.
Wurde der Roboter in den zwölf Monaten, die dem Zwischenfall vorausgingen, jemals so schwer beschädigt, dass er ausgetauscht werden musste?
SIB Eins? Nein, nie. Obwohl er natürlich ein paar Mal in die Luft gejagt wurde. Ist am Anfang ständig passiert, aber die Jungs im Reparaturdock sind echte Tiere. Verzeihen Sie die Ausdrucksweise, Ma’am.
Unsere Studien belegen eins: Je schneller wir genau denselben SIB wieder raus auf die Straße schicken, desto demoralisierender ist es für den Feind, und desto seltener kommt es zu erneuten Übergriffen.
Aus dem Grund fertigt der SIB Eins ständig Sicherheitskopien seiner Daten an. Sollte er tatsächlich mal komplett zerstört werden, würden wir einfach mit den übriggebliebenen Teilen und Kleidern ein Ersatzgerät bestücken, das dann die Rundgänge unverzüglich aufnimmt. Der »neue« Roboter würde dieselben Gesichter wiedererkennen, dieselben Leute grüßen und dieselben Koranverse zitieren. Er würde mehr oder weniger genau das wissen, was
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