Robocalypse: Roman (German Edition)
der »alte« Roboter wusste.
Wirkt demoralisierend, sagen die Studien.
Außerdem kommt es bei solchen Sprengstoffanschlägen natürlich meistens zu Kollateralschäden. Glauben Sie mir, die Einheimischen finden es gar nicht lustig, wenn ihre Familienmitglieder und Freunde in die Luft fliegen, nur damit irgendein blöder Roboter mal einen Nachmittag seine Runde nicht macht. Und der Roboter? Der ist absolut harmlos. Der SIB hat strikte Order, niemandem ein Haar zu krümmen. Werden also Zivilisten bei einer Explosion verletzt, nimmt sich der örtliche Mullah der Sache an. Und dann passiert das Ganze so schnell nicht noch einmal.
Es ist ein bisschen, als würden wir die Guerilla-Taktik umkehren.
Ich verstehe nicht ganz. Wieso schnappen sich die Aufständischen die Maschine nicht einfach und vergraben sie irgendwo im Wüstensand?
Das haben sie versucht. Direkt in der zweiten Dienstwoche haben irgendwelche Kerle den SIB Eins erst mit Maschinengewehrsalven traktiert und anschließend hinten auf einen Geländewagen geworfen. Mehr als Löcher in den Kleidern und ein paar Dellen im Gehäuse hat er nicht abbekommen. Aber da er sich nicht wehrte, dachten die Typen, sie hätten ihn kleingekriegt.
Das war ihr Fehler, Ma’am.
Der SIB war gerade mal ein paar Sekunden von seiner üblichen Route abgewichen, da hing schon die erste Raptor-Drohne an ihnen dran. Nachdem die Kerle zwei Stunden durch die Wüste gerast sind, erreichten sie wieder ihren sicheren Unterschlupf.
Na ja, jedenfalls dachten sie, er sei sicher.
Die Flugdrohnen warteten, bis sich die Aufständischen von dem Fahrzeug entfernt hatten, und erbaten dann die Genehmigung, Brimstone-Lenkraketen auf das Haus abzufeuern. Nachdem nur noch Schutt und Asche davon übrig gewesen ist und die Drohnen sich versichert hatten, dass niemand durch die Hintertür entkommen konnte, setzte sich unser guter alter SIB Eins ans Steuer und fuhr den Wagen zurück zur Basis.
Insgesamt war er ungefähr acht Stunden weg.
Der Roboter kann Auto fahren?
Das Militär stellt hohe Ansprüche an seine humanoiden Systeme, Ma’am. Der SIB ist aus den alten Projekten zur Entwicklung eines militärischen Exoskeletts hervorgegangen, die seinerzeit von der DARPA-Behörde des Verteidigungsministeriums durchgeführt wurden. Die Geräte bewegen sich wie Menschen. Sie halten die Balance, laufen, rennen, rollen sich bei einem Sturz ab, was auch immer. Sie können mit Werkzeugen hantieren, sich in Zeichensprache unterhalten, jemandem die Schulter wieder einrenken, Auto fahren oder einfach nur dastehen und das Bier für einen halten. So ziemlich das Einzige, was sie nicht können, ist, sich die verdammten Aufkleber vom Leib zu pellen, mit denen die Kids sie so gerne vollpflastern.
Und ein SIB wehrt sich nicht, was auch passiert. So lauten seine Befehle. Unserer hat schon die Beine von Minen weggerissen bekommen. Alle zwei Wochen feuert jemand mit einem Maschinengewehr auf ihn. Die Einheimischen haben ihn gekidnappt, mit Steinen beworfen, überfahren, von einem Haus gestürzt, mit Baseballschlägern bearbeitet, ihm die Finger zusammengeklebt, ihn an ein Auto gebunden und hinter sich hergeschleift, ihm Farbe in die Augen gesprüht, ihn mit Säure übergossen.
Einen ganzen Monat lang hat ihn jeder, an dem er vorbeiging, angespuckt.
Dem SIB ist das schnuppe. Geht jemand auf ihn los, speichert er einfach die Netzhautdaten seines Angreifers und setzt ihn auf eine Liste. Die Aufständischen haben schon alles Mögliche versucht, aber es gelingt ihnen nicht, mehr als die Kleidung des SIBs zu ruinieren. Und alle landen sie auf der Liste.
Der SIB wurde so gebaut, dass er stark ist wie ein Löwe, aber sanft wie ein Lamm. Er kann gar niemandem weh tun. Deswegen erfüllt er seine Aufgabe so gut.
Oder hat sie so gut erfüllt, besser gesagt.
Tut mir leid, aber das klingt einfach nicht nach der Army, die ich kenne. Wollen Sie mir erzählen, wir hätten humanoide Robotersoldaten, die nicht kämpfen?
Es gibt keinen Unterschied zwischen der allgemeinen Bevölkerung und dem Feind. Es sind dieselben Leute. Der Typ, der heute an der Ecke steht und Kebabs verkauft, ist derselbe, der morgen irgendwo einen Sprengsatz zündet. Ein paar amerikanische Soldaten töten – das ist alles, was unsere Gegner wollen. Weil sie hoffen, dass die Wähler dann dafür sorgen, dass wir abziehen.
Unsere Soldaten stürmen nur ab und zu wie ein Tornado durch die Stadt. Dabei geht es immer nur um einzelne gezielte Einsätze. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher