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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Kinder den Pfad hochschleppen. Auf dem Plateau kann ich durch die Bäume ein großes Lagerfeuer erkennen, dessen Flammen munter am dunklen Abendhimmel lecken.
    Die Feuerstelle befindet sich in der Mitte einer rechteckigen Lichtung mit langen, aus halbierten Baumstämmen bestehenden Bänken auf jeder Seite. Funken springen zu den ersten aufflackernden Sternen hinauf. Eine kalte, klare Nacht kündigt sich an. Zusammengedrängt zu kleinen Gruppen, stehen Hunderte von Leuten auf dem großen Platz herum – erschöpft, ängstlich, aber auch mit ein wenig neuer Hoffnung im Herzen.
    Kaum trete ich auf den Platz, gellt vom Feuer ein heiserer, erschrockener Ruf herüber.
    Hank Cotton hat einen höchstens zwanzig Jahre alten Burschen am Kragen gepackt und schüttelt ihn wie eine Strohpuppe. »Verdammter Bengel!«, schreit er wütend. Hank ist gut eins neunzig groß und dunkel wie ein Schwarzbär. Da er früher mal Footballspieler war, noch dazu ein wirklich guter, genießt er bei den meisten Leuten hier draußen mehr Respekt als Will Rogers persönlich – wenn der mit seinem Lasso in der Hand und einem Funkeln in den Augen wieder aus dem Grab steigen würde.
    Der Junge lässt Hanks grobe Behandlung ohne Gegenwehr über sich ergehen. Auch die Umstehenden haben offensichtlich Angst, sich einzumischen. Bleibe also nur ich übrig, der Hüter des öffentlichen Friedens.
    »Was ist los, Hank?«, frage ich.
    Hank sieht mich von oben herab an und stößt voll Abscheu den Jungen von sich.
    »Er ist ein verdammter Cherokee, Lonnie, und hat hier nichts verloren.«
    Ein weiterer leichter Schubser von dem Hünen genügt, und der Bursche landet beinah im Staub. »Wieso gehst du nicht zu deinem eigenen Stamm, Bengel?«
    Der junge Kerl stopft sich das Hemd zurück in die Hose. Er ist hochgewachsen und schlaksig und hat lange Haare, sieht ganz anders aus als die kräftig gebauten Osage-Männer um ihn herum.
    »Beruhig dich, Hank«, entgegne ich. »Wir stecken mitten in einer Katastrophe. Du weißt ganz genau, dass der Knabe allein nicht weit kommt.«
    »Meine Freundin ist von den Osage«, schaltet sich der Junge ein.
    »Deine Freundin ist tot«, gibt Hank mit sich überschlagender Stimme zurück. »Und selbst wenn sie noch lebte, würde dich das nicht zu einem von uns machen.«
    Hank wendet sich mir zu. Hinter seinen mächtigen Schultern verschwindet praktisch das ganze Lagerfeuer. »Und du hast recht, Lonnie Wayne: Wir haben es mit einer Katastrophe zu tun. Deswegen müssen wir uns aufeinander verlassen können. Wenn wir anfangen, Fremde bei uns aufzunehmen, dann verringert das unsere Überlebenschancen.«
    Mit dem Fuß schleudert er Staub in Richtung des Jungen, und dieser zuckt ängstlich zurück. »Sieh zu, dass du Land gewinnst, bieka! «
    Ich hole tief Luft und stelle mich zwischen die beiden. Wie zu erwarten war, gefällt Hank das nicht. Er bohrt seinen großen Zeigefinger in meine Brust. »Misch dich nicht ein, Lonnie. Ich meine es ernst.«
    Zum Glück erhebt in dem Moment der Drumkeeper die Stimme. John Tenkiller ist ein spindeldürres kleines Kerlchen mit faltiger Haut und stechend blauen Augen. Er ist uralt, bleibt aber auf magische Weise frisch wie ein Weidenzweig.
    »Genug«, sagt er. »Hank, du und Lonnie Wayne seid beide die ältesten Söhne eurer Familien, und als solche habt ihr meinen Respekt. Aber das heißt nicht, dass ihr euch hier aufführen könnt, wie ihr wollt.«
    »John«, erwidert Hank. »Du hast nicht gesehen, was unten in der Stadt los ist. Da findet ein Blutbad statt. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Unser Stamm ist in Gefahr. Und jeder, der nicht dazugehört, stellt eine Bedrohung dar. Wenn wir überleben wollen, dürfen wir nicht zimperlich sein.«
    John lässt Hank ausreden und wendet den Blick dann mir zu.
    »Bei allem Respekt, John, aber hier geht es nicht um irgendwelche Stammeszugehörigkeiten. Hier geht es noch nicht mal um Weiß, Braun, Schwarz oder Gelb. Ja, wir sind in Gefahr, aber die geht nicht von anderen Menschen aus. Sie geht überhaupt nicht von Menschen aus.«
    »Dämonen«, sagt der Stammesälteste leise.
    Ein beunruhigtes Murmeln geht durch die Menge.
    »Maschinen«, erkläre ich. »Jetzt komm mir bitte nicht mit irgendwelchen alten Gruselgeschichten, John. Es sind einfach nur ein paar außer Kontrolle geratene Blechhaufen, und mit denen können wir fertig werden. Aber den Robotern ist es egal, wen sie umbringen. Sie haben es auf uns alle abgesehen. Auf die Menschheit im Ganzen. Wir

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