Robolution
konzentrierte sie sich wieder auf den Film.
Datum: 04.08.3021
Zeit: 04:00 PM.
Projekt: Binary Cradle
Verlauf: Tag 0.
Als Erstes war das Innere des Bunkers zu sehen. Zunächst folgten einige wechselnde Kameraeinstellungen. In jeder davon wurden am unteren Rand des Bildschirms die Basisdaten des Projekts eingeblendet. Vier verschiedene Kameras definierten zunächst einen schmucklosen Raum, der ungefähr vierzehn Quadratmeter maß und in dessen Zentrum eine massive metallen Wiege in einem flexiblen Gestell zu sehen war.
Das Bild blendete über ins Schwarz. In der oberen rechten Ecke sprang der Versuchsstatus von Tag 0 auf Tag 1, dann erschien Rosso wieder auf dem Schirm.
»Dieser unterirdische Bunker liegt abseits der Stadt und wird von uns ohne Wissen von Coppola Control in Betrieb genommen. Das Ziel dabei ist, den Versuch ungestört durchführen zu können. Heute …« Rosso schwenkte mit Kamera in Richtung seiner Frau, die in genau diesem Moment im Begriff stand, mithilfe zweier voll automatisierter BirthBots ihr Kind zu bekommen. »… wird die Wiege ihrer Bestimmung zugeführt.«
Seine Frau winkte erschöpft in die Kamera, einer der Roboter hob das Neugeborene empor, trennte die Nabelschnur durch und trug es fort.
Rosso schaltete auf die Kopfkamera des BirthBots, über die McCrae das das Gesicht des Kindes erkannte. Am unteren Rand des Bildschirmes flammten die aktuellen Werte auf:
3800 Gramm / 58 cm / Augenfarbe: blau
Allem Anschein nach handelte es sich um einen gesunden Jungen. Im Hintergrund erkannte man noch einmal den Professor, der, bevor er sich wieder der Konsole zuwandte und für einen kurzen Moment die organische Hand seiner Frau hielt. Dann switchte die Kameraeinstellung zum Bild einer Überwachungskamera im Raum mit der stählernen Wiege. In der gegenüberliegenden Wand war eine Schleuse zu erkennen, neben der zwei weitere Kameras angebracht waren. Abgesehen von diesen Kameras und der Wiege war der Raum vollkommen leer. In genau diesem Moment öffnete sich die Schleuse, und der BirthBot von zuvor kam mit dem Kind auf den Armen hereingefahren.
Der Junge wollte sich anschmiegen und lehnte sich an den Körpers des Bots. Dann aber spürte er das kühle Metall seines Brustsegments und begann zu schreien.
Behutsam legte der Bot das neugeborene Kind in die Wiege, begann sie rhythmisch zu bewegen und gab dabei leise summende Geräusche von sich, die entfernt an die Einwahlroutinen altertümlicher Modems erinnerten. Das Ergebnis war allerdings nur, dass das Kind zunächst noch lauter schrie.
Es folgte ein neuerlicher Perspektivwechsel, und Professor Rosso, der das Geschehen aufmerksam beobachtete, kam noch einmal ins Bild. Nach einem weiteren Schnitt zeigte die Kamera eine Stunde später, wie die Schreie des vollkommen entkräfteten Kindes schließlich verstummten und es eng an die Metallwand der Wiege gepresst einschlief. Am unteren Bildrand erfolgte eine weitere Einblendung. Schlafsequenz No. I . Dann ein weiterer harter Schnitt.
DATUM: 03.11.3021
ZEIT: 12:15 AM.
PROJEKT: Binary Cradle
VERLAUF: Tag 91.
Nach drei Monaten wirkte der Junge in seiner kalten Wiege bereits wesentlich größer. Mehrere Bots umstanden das Kind. McCrae erkannte eine mechanische Hebamme, einen MediBot und darüber hinaus ein drittes, nicht näher identifizierbares Modell. Die Einblendungen am unteren Bildschirmrand wurde um Körpertemperatur und Reflexwerte des Kindes ergänzt. In der oberen linken Ecke flammte ein zweites bewegtes Bild auf, in dem Rosso und seine Frau zu erkennen waren, die begeistert die Werte auf den Computern betrachteten.
Als der Junge nun wieder zu schreien begann, leuchteten verschiedene Optionen auf, die nacheinander eliminiert wurden. Schließlich blieb DURST in fetten Buchstaben stehen, und im Brustsegment der mechanischen Hebamme öffnete sich eine kleine Klappe. Dahinter wurde eine künstliche Brust sichtbar, ein Beutel aus Silbergeflecht, aus dem sich langsam ein dünner Schlauch in Richtung des schreienden Kindes schob. Kaum dass er ihm den Mund verstopfte, verstummte der Junge. Und w ährend er gierig zu saugen begann, pumpte der Roboter Milch durch den Schlauch.
Die nächste Einstellung zeigte das Bild der BirthBot-Kamera: Das Gesicht des Kindes in Nahaufnahme. Der Junge wirkte zufrieden und weitgehend wie ein gewöhnlicher Säugling. Nur mit seinen Augen schien etwas nicht zu stimmen, denn sie wirkten vollkommen kalt, wobei ihr helles Blau beinahe an Stahl erinnerte.
Als sich die
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