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Robolution

Robolution

Titel: Robolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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die offizielle Durchführung dieses Versuchs bemüht. Seine unbestreitbare Relevanz für die Zukunft dieser Stadt besteht darin, dass eine sinnreiche Ko-Existenz von künstlichen und natürlichen Lebensformen eines grundlegenden Verständnisses bedarf, dessen Qualität am ehesten durch frühkindliche Prägung gewährleistet werden kann. Da mir jedoch die Genehmigung für diesen Versuch bis heute aus unerfindlichen Gründen vorenthalten wurde, haben ich und meine Frau Brenda uns entschlossen, seine Umsetzung selbst in die Hände zu nehmen. Dabei zweifeln wir nicht daran, hiermit bezüglich aller Belange im Interesse des Konzerns und des Ordens zu handeln.«
    Der Mann auf dem Bildschirm bewegte ein Bedienelement zu seiner Rechten, und die Kamera machte einen leichten Schwenk. Zunächst wurde hinter ihm ein kleiner Waffenschrank sichtbar. Dann eine hochschwangere Frau, die inmitten von Instrumenten und Konsolen in einem Bett lag. Sie hob ihre künstliche linke Hand und winkte in die Kamera.
    Rosso richtete die Kamera wieder auf sich aus und fuhr fort zu sprechen. »Im Rahmen dieses Versuchs wird unser neugeborener Sohn Jack als Testobjekt fungieren. Im Inneren dieser geheimen isolierten Anlage wird er unter unserer Aufsicht für einen begrenzten Zeitraum komplett ohne menschlichen Kontakt und in der Gesellschaft von Robotern aufwachsen. Das ist das Prinzip des Projektes Binary Cradle , dessen Ziel es ist, die Sozialisation von Mensch und Roboter voranzutreiben, wie sie für die Gesellschaftsordnung der Zukunft unerlässlich sein wird.«
    Rosso blickte zu seiner Frau hinüber, die ihm lächelnd zunickte. »Dieser Versuch ist zunächst auf fünf Monate angelegt. Die Parameter sind definiert, das Labor auf Automatisierung ausgelegt. Brenda und ich werden das Ganze von hier draußen mithilfe einiger Kameras überwachen, ohne jemals in direkten Kontakt mit dem Kind zu treten.«
    Rosso blickte einen Moment lang schweigend in die Kamera, atmete tief ein und fügte schließlich in bedeutsamem Ton hinzu: »Die Nachwelt wird uns recht geben.« Damit beendete er seinen Vortrag und führte die Fi ngerspitzen ein weiteres Mal über das Bedienfeld im unteren Teil des Bilds.
    Gleich darauf erschienen einige weitere Daten. Unter anderem erkannte McCrae das anstehende Geburtsdatum des Kindes, sein prognostiziertes Gewicht, die wahrscheinliche Augenfarbe, benötigte Nährstoffmenge sowie seine voraussichtliche Wachstumsrate.
    Sie schauderte. Der Gedanke an eine Gesellschaft, in der die Grenzen zwischen Bot und Mensch verschwammen, war ihr nicht geheuer.
    Helen McCrae pausierte den Film, hob den Kopf und blickte in die Runde. Da saßen sie. Vier Roboter und dazwischen ein Beta, ein alternder menschlicher Söldner und ein Zwerg. Mono fühlte sichtlich unwohl, und van Ghor gab sich cool. Claw aber war es, der in dieser Umgebung am bizarrsten wirkte. Ein Dinosaurier, der aufgrund der Verkettung seltsamer Umstände inmitten hoch entwickelter experimenteller Technologie gelandet war und nun dort zwischen Robotern stand. Beinahe war es, als wollte die Evolution ihren Sinn für Humor unter Beweis stellen.
    McCrae betrachtete den Monitor des GuideBots. »Was soll dieser Film bedeuten, Supervisor Capek?«
    »Professor Rosso ist vor zwanzig Jahren einer der engsten Vertrauten von PCU von Kempt gewesen, als dieser noch seine unvollkommene menschliche Form hatte. Rosso hatte f ür seine binäre Wiege seinerzeit ein geheimes Labor eingerichtet, in dem er seinen Sohn für die Dauer von fünf Monaten unter kontrollierten Bedingungen von Robotern aufziehen lassen wollte. Und dieser Prozess sollte komplett überwacht werden. Das war zumindest der Plan. Aber sie sollten sich die Datei einfach weiter ansehen«, antwortete der so Befragte.
    Officer McCrae begriff nicht, warum Capek es so kompliziert machte. »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, wer unser Führer ist?«
    Der Supervisor schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, Ma’am, der Versuch, das Ganze über ein paar Sätze zu erklären, würde Jack Rosso nicht gerecht. Bitte schauen Sie weiter. Es ist wichtig. Vertrauen Sie mir.«
    Vertrauen Sie mir …
    Aus den Lautsprechermembranen eines Bots wohnte diesen Worten etwas Merkwürdiges inne. Bevor sie den Blick wieder auf das Display senkte, schaute Helen McCrae sich noch einmal in der Kabine um, wobei ihr allerdings Monos nervös zuckendes Augenlid und der grimmige Blick entging, mit dem er den ihm gegenübersitzenden Roboter musterte. Stattdessen

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