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Robolution

Robolution

Titel: Robolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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intellektuellen Niveau. McCrae hatte während ihrer Ausbildung mindestens acht solcher Herrschaftsformen kennengelernt, wobei sich vier davon, was mit Sicherheit kein Zufall war, auf der alten Erde etabliert hatten.
    Im Gedächtnis war ihr allein geblieben, dass dieses Regime sich, wenn sie sich korrekt erinnerte, vor allem durch Sport, Krieg und die Musik eines gewissen Richard Wagner definiert hatte. Womöglich erinnerte sie sich an diese Leute auch nur jenes einprägsamen Symbols wegen, das dort zigfach im Schnee flatterte. Als die Kamera nun inmitten des Schneegestöbers langsam herumschwenkte, schienen die Fähnchen in Bewegung zu geraten, und das Meer wurde sichtbar. Vor der Linse erstreckte sich ein improvisierter ins Eis geschlagener Hafen, in dem sich einige Dutzend Männer in schweren schwarzen Uniformmänteln tummelten, auf deren Armbinden ebenfalls jenes ominöse Symbol zu erkennen war. Sie waren bewaffnet, trugen altertümliche Maschinengewehre an Lederriemen über den Schultern und sondierten die Umgebung mit antiquierten analogen Feldstechern. Während der Atem der Männer inmitten des Schneegestöbers kondensierte, prangten auf ihren Mützen Totenköpfe über gekreuzten Knochen. Im vollkommenen Wei ß ihrer Umgebung wirkten die dunklen Gestalten mit ihren flatternden Fähnchen wie seltsame Fremdkörper, die irgendeine höhere Macht versehentlich über den verschneiten Weiten ausgeschüttet hatte.
    »Nazis …«, flüsterte sie wie zu sich selbst.
    »Unsinn, Ma’am, das sind Humanoide«, befand Mono, der nie den Luxus einer geschichtlichen Bildung genossen hatte, stirnrunzelnd.
    McCrae bedeutete ihm zu schweigen und konzentrierte sich weiter auf das flimmernde Bild. In dem Eishafen war ein größeres Schiff zu erkennen, das gerade von den Uniformierten entladen wurde. Neben zahlreichen hölzernen Kisten waren verschiedene Vorrichtungen offensichtlich wissenschaftlicher Natur zu erkennen. All das wurde von zwei kleinen Kränen, die im Eis verankert worden waren, von Bord gehoben. Über den Landungssteg knatterten zwei Motorräder mit Beiwagen und kamen über eine im Schnee angelegte Straße auf die Kamera zugefahren.
    Kurz darauf veränderte sich das Bild. Nach einem harten Schnitt wurde die Kamera über verschneite Fläche hinweg zwischen einigen künstlich aufgeschütteten Schneehügeln hindurch bis zum Rand eines runden Kraters von vielleicht vierzig Metern Durchmesser geführt, der inmitten der Fahnen klaffte und von Stacheldraht und einem halben Dutzend improvisierter Wachtürme umgeben war. Auf ihnen waren Bewaffnete zu erkennen, die den Kameramann misstrauisch musterten. Das Loch, an dem er nun stand, schien exakt rund zu sein und musste, da der Grund von dieser Position aus nicht zu sehen war, außerordentlich tief sein. Darüber hinaus wirkten seine Wände unnatürlich glatt, beinahe, als ob sie poliert worden waren.
    Es brauchte einen Moment, bis das Bild seine Wirkung entfaltete. Zunächst musste McCrae die Ausmaße des riesigen Kraters begreifen, der dort inmitten des ewigen Eises offensichtlich künstlich geschaffen worden war. Dann fielen ihr die au ß erordentlichen Sicherheitsmaßnahmen auf, die ergriffen worden waren, um ihn nach au ß en hin abzuschirmen. Selbst hier, am Ende der Welt, befürchteten die Nazis, dass irgendjemand ihnen dieses Loch streitig machte, und ergriffen alle erdenklichen Maßnahmen, um eben das zu verhindern.
    Das bedeutete, dass sich darin etwas befinden musste, das ihnen verdammt wichtig war. Und da sie sich sehr wohl erinnerte, dass diesen Nazis abgesehen von Anstand, Ordnung und Sauberkeit nur wenig wichtig gewesen war, musste dieses Loch im ewigen Eis etwas verdammt Bedeutsames beherbergen. Zumal im frühen 20. Jahrhundert Geld noch an Sachwerte gekoppelt gewesen war und es ohne Weiteres den Großteil eines Staatshaushaltes hatte verschlingen können, eine Armee ans Ende der Welt zu schicken, um diese in einem finsteren Krater nach irgendetwas suchen zu lassen. Nach einem neuerlichen Bildschnitt erfolgte eine weitere Einblendung:
    Ahnenerbe Archiv
    Aufzeichnung 38/8
    Neuschwabenland.
    Januar 1939.
    Der Krater hatte sich während der vergangenen Monate verändert. Die gefrorenen Seiten waren bearbeitet worden. Man hatte Treppen hineingeschlagen, die in die Tiefe hinabführten und dabei immer wieder von kleinen Höhlen unterbrochen wurden, in denen Wissenschaftler an verschiedenen Apparaturen arbeiteten.
    Über dem Loch erhob sich jetzt ein riesiger Kran,

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