Robotermärchen
Bündel zitternder Stiele oder Saiten in der Hand, das aus dem Funken entstanden war. Er warf einen Blick darauf und las die Nachricht, die es enthielt. „Biskalar muß einen vortrefflichen Meister in seinen Diensten gehabt haben", überlegte er, „wenn er die Schatzkammer mit einem Atomschloß versehen konnte."
Die Schatzkammer hatte nämlich nur einen Schlüssel, der
aus einem Atomwölkchen bestand; dieser Gasschlüssel mußte in die Öffnung geblasen werden, wobei die Atome der seltensten Elemente, wie z. B. Hafnium, Technetium, Niobium und Zirkonium in bestimmter Reihenfolge die Klemmen drehten, damit die gewaltigen Riegel durch elektrischen Strom in ihren Lagern zurückgestoßen werden konnten. Der Konstrukteur trat aus dem dunklen Flur der Schatzkammer, verließ die Stadt und begann in den Bergen des Planeten Atome unter den Sternen zu sammeln, die ihm für das Werk unentbehrlich waren. „Da habe ich nun sechzig Millionen Atome vom Niobium", sagte er sich eine Stunde vor dem Morgengrauen, „hier eine Milliarde und sieben Zirkoniumatome, und da hundertsechzehn vom Hafnium, woher soll ich aber Technetium nehmen, da es doch nicht ein einziges Atom davon auf dem Planeten gibt ?" Er richtete den Blick zum Himmel, und da brannte bereits das erste Morgenrot, den Sonnenaufgang verkündend, und plötzlich mußte der Konstrukteur lächeln, denn er hatte begriffen, daß sich diese Atome auf der Sonne befanden. Der listige Biskalar hatte den Schlüssel zu seiner Schatzkammer im Sonnenstern versteckt! Kreatius entnahm der Schachtel, die er bei sich hatte, einen unsichtbaren Funken (der war von der härtesten Strahlung) und ließ ihn aus der offenen Hand zur weiß aufsteigenden Sonne fliegen. Der Funke zischte und verschwand. Kaum fünfzehn Minuten waren vergangen, da erbebte die Luft am Himmel, denn die Technetiumatome, die er von der Sonne mitgebracht hatte, glühten noch. Der Konstrukteur fing sie wie summende Insekten, schloß sie mit den anderen in eine Schachtel ein und begab sich zum Palast, weil die Zeit drängte. Es war noch immer neblig, und daher konnten die Wächter nicht sehen, wie er zu den Kellergeschossen eilte und den Gasschlüssel in das Schloß blies. Er bückte sich und hörte, wie die einzelnen Klemmen schnappten, doch die Tür rührte sich nicht. „Solltest du dich geirrt haben, Funken? Das kann mich den Kopf kosten!" sagte Kreatius und schlug mit der Faust erzürnt gegen die Tür, aber da drehte das letzte Atom des Technetiums, das er von der Sonne mitgebracht hatte und das noch nicht ganz erkaltet war und deshalb den Weg verfehlt hatte, die widerstrebende Klemme herum, und die Tür der Schatzkammer, die ebenso dick wie breit war, öffnete sich leise. Kreatius lief hinein, passierte die Smaragdkemenate, die grün wie der salzige Ozean war, dann eine zweite, die durch ihre Saphire himmelgleich schien, und eine dritte, eine brillantene, die mit regenbogenfarbenen Stacheln in die Augen stach, bis er schließlich in einem Saal stand, der weiß wie Schnee war, und darin erblickte er das diamantene Ei, doch die Stärke der Strahlung trübte sein Denken sogleich, er kniete also nieder und duckte sich, da erst durchschaute er die List des Königs.
Blindlings schüttete er Funken aus der Schachtel, die
grau und schwarz wie die Nacht waren, und die bauschten sich auf zu einer flaumigen Mauer und umgaben ihn, und so ging er zum Brillantei. Er kam zurück, von der Radiumkugel wie von einer zottigen Wolke umgeben, verschloß die Tür der Schatzkammer und begab sich zum Palast, denn die große Stadtuhr begann gerade zwölf zu schlagen, und Biskalar rieb sich die Hände bei dem Gedanken, wie er den spöttischen Konstrukteur mit Magneten über den Hof schleifen wolle.
Dröhnende Schritte hallten und Helligkeit flammte auf,
denn Kreatius hatte den Saal betreten und die Radiumkugel auf das Parkett geworfen, die bis zum königlichen Thron rollte. Unterwegs verblaßte der Glanz der Kleinodien, und die Wände wurden blind von der stummen Strahlung. Der König erbebte, sprang auf und versteckte sich hinter dem Thron. Die vierzig stärksten Elektritter, die einander mit Bleischildern bedeckten, mußten sich auf allen vieren sacht der Kugel nähern, die schrecklich glühte, und sie so lange mit Lanzen schieben, bis sie aus der Kemenate gerollt war.
Da gab König Biskalar zu, daß Kreatius die erste
Aufgabe erfüllt habe, und der Ärger, der sich in seinem Herzen einnistete, kannte nicht seinesgleichen. „Wollen
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