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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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eine gewöhnliche, eine eiserne..." Und als er sie bekommen hatte, rannte er so schnell aus der Stadt, daß der Wind ihm um den Kopf pfiff. Der König lachte boshaft, als er von der Schutzmauer beobachtete, wie eilig es jener hatte, denn er war sicher, daß dem Konstrukteur nichts helfen werde. Der aber rannte, was er konnte, wirbelte den Sand mit den Füßen auf und strebte die ganze Zeit nach Westen. Auf diese Weise durchschnitt er die magnetischen Linien des Planeten, bis seine, Nadel magnetisiert war und er sie an einen Faden hängte, den er aus seinem Gewand ausgetrennt hatte, sie drehte sich und wies nach Norden.
    „Nun haben wir einen Kompaß, auch das ist gut", sagte
    der Konstrukteur und spitzte die Ohren, denn der Wind trug bereits das Echo des Getrampels heran. Es war das Rudel der eisernen Roboter, das mit gewaltigem Rasseln und Heulen durch die Tore der Stadt stürzte und die Spur verfolgte, so daß er eine Staubwolke am Horizont erblickte. „Hätte ich meine Fünkchen bei mir", sagte Kreatius, „würde ich mit euch rasch fertig werden, ihr hurtigen Nägelchen, aber auch so werde ich mit euch fertig — mit deiner Hilfe, kleine Nadel!" Und er rannte weiter, so schnell er nur konnte, und beobachtete eifrig die Bewegungen der Nadel.
    Die königlichen Hetzer hatten das Rudel so gut auf seine
    Spur gebracht, daß es stracks wie ein Meteor hinter ihm her raste; er sah sich um und erkannte, daß sie ihn bald einholen würden, denn es waren Jagdroboter von hoher Spannung und schnellem Gang, die eigens dazu dressiert waren, Spuren zu verfolgen. Die Sonne blickte rostbraun durch die Sandwolke, die sie mit ihrem Galopp hochwirbelten, und es war nur zu hören, wie ihre Getriebe hartnäckig knirschten. „Ein ödes Land", sagte der Konstrukteur, „doch mir scheint, daß ein Eisenbergwerk hier in der Nähe sein muß." Die kleine Nadel sagte es ihm, indem sie etwas von der nördlichen Richtung, die sie bisher angezeigt hatte, abwich. Also rannte er dorthin und hatte bald den Schacht einer längst verlassenen Grube vor Augen. Kein Stein rollte so schnell über einen Bergeshang, wie er in den dunklen Abgrund rollte, wobei er nur den Kopf mit dem Rand seines Gewandes umhüllte, damit er, der aus Kristall war, sich nicht zerschlug. Die Roboter waren über dem leeren Schacht angekommen, brüllten, da sie die Fährte spürten, wie ein Mann mit eiserner Stimme und stürzten ihm nach. Der Konstrukteur sprang auf und rannte durch den Gang, der in den Magnetitfelsen gehauen war, doch tat er das auf eine merkwürdige Weise, denn einmal trippelte er, dann sprang er wieder hoch, wie wenn er fröhlich wäre, stampfte wie im Tanz, schlug mit beschlagenen Absätzen Feuer und klopfte mit einem ausgebreiteten Tuch gegen den Felsen — bis rostiger Staub entstand und den Gang mit einer Wolke erfüllte. Die Roboter stürzten sich in diese Wolke, und im Nu gelangten die feinsten Eisenteile in ihre Glieder, daß es in ihren Gelenken nur so knirschte, und drangen in ihre schweren Gehirnkästen, bis Funken in ihren Augen sprühten, drangen in ihre Kollektoren und ihre Kontakte sowie in die Relais, und sie rannten, unter Kurzschlüssen taumelnd, immer langsamer, einige, schon völlig verblödet, schlugen mit den Köpfen gegen die Wände, bis Drähte aus den geborstenen Visieren heraussprangen. Und fiel einer, dann trampelte der andere auf ihm herum, um gleich selber der Länge nach hinzuschlagen. Andere jedoch verfolgten Kreatius weiter, und er wurde nicht müde, Eisenstaubwolken aufzuwirbeln. Er hatte kaum eine Meile zurückgelegt, da rannten nur noch fünf Eisenläufer hinter ihm her, doch auch drei torkelten wie betrunken und prallten mit solchem Getöse zusammen, wie wenn leere Eisenfässer aufeinanderschlugen.
    Der Konstrukteur blieb im Dunkeln stehen und sah, daß
    ihm nur noch zwei nachrannten, sie hatten offenbar undurchlässigere Köpfe als die anderen.
    „Ein schlecht gemachtes Rudel", sagte er sich, „nur zwei
    fürchten keinen Staub! Aber auch sie müssen überwunden werden..."
    Er warf sich nieder, wälzte seinen Leib in dem
    Eisenstaub, rannte den Verfolgern entgegen und brüllte sie an: „Halt, auf Geheiß des Königs Biskalar!" „Wer bist du?" fragte der erste Roboter und sog die Luft in die stählernen Nüstern, aber er witterte nur Eisen, nichts weiter.
    „Ein Roboter bin ich, gehärtet, mit Strom von fern gemartert, genietet und gewickelt, gehämmert und gestückelt, bald werdet ihr mit euren vier Eisenaugen sehen,

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